Kritik an Unipers Vergütungsregeln

Deka und Union Investment verweigern auf Hauptversammlung die Zustimmung - "Zu vage formuliert"

Kritik an Unipers Vergütungsregeln

Der Aufsichtsrat beim Kraftwerksbetreiber Uniper kann die Managergehälter fast nach eigenem Gutdünken festlegen. Einigen Großinvestoren gefällt das nicht.cru Düsseldorf – Uniper-Vorstandschef Klaus Schäfer hat auf der Hauptversammlung harte Kritik von Großinvestoren am zur Abstimmung stehenden Vergütungssystem für den Vorstand einstecken müssen. “Aus unserer Sicht ist das System nur sehr knapp beschrieben und teilweise zu vage formuliert”, sagte Portfoliomanager Winfried Mathes von der Fondsgesellschaft Deka Investment am Donnerstag vor den in der Grugahalle in Essen versammelten Aktionären. So könne beispielsweise der Aufsichtsrat bei der Festsetzung der jährlichen Tantieme, neben dem Leistungsparameter “Adjusted Funds From Operations” und dem “individuellen Performance-Faktor”, nach eigenem Ermessen weitere Aspekte berücksichtigen, die nicht näher beschrieben seien.Außerdem können Sondervergütungen für außergewöhnliche Leistungen im Rahmen der Tantieme gewährt werden, die wiederum nicht näher definiert sind. “Des Weiteren ist die langfristige variable Vergütung ausschließlich auf die absolute Entwicklung des Uniper-Aktienkurses abgestellt und nicht, wie sonst üblich, an die relative Wertentwicklung gegenüber der Konkurrenz”, kritisierte Mathes. Angesichts der unklaren Ermessensspielräume des Aufsichtsrats und der ausschließlichen aktienkursorientierten langfristigen Vergütung werde die Deka diesem Tagesordnungspunkt nicht zustimmen, kündigte Mathes an.Auch die genossenschaftliche Fondsgesellschaft Union Investment verweigerte dem Vergütungssystem für die Vorstandsmitglieder die Zustimmung. “Der Ermessensspielraum des Aufsichtsrates ist uns zu groß und die Beschreibung des Vergütungssystems im Geschäftsbericht ist uns nicht detailliert genug, da bei der langfristigen variablen Vergütung die erwähnten Größen nicht genauer erläutert werden”, sagte Portfoliomanager Thomas Deser. Hier sollte Uniper nachbessern und für mehr Transparenz und Nachvollziehbarkeit seitens der Aktionäre sorgen. “Leistungsgerecht” zahlenLaut Union Investment soll die Vergütung der Mitglieder der Führungsgremien sich leistungsgerecht an der langfristigen Entwicklung des Unternehmenswertes orientieren und transparent sein. Die Vergütung des Vorstands und Aufsichtsrats ist demnach auf eine nachhaltige Unternehmensentwicklung auszurichten und darf nicht zum Eingehen unangemessener Risiken verleiten, wie es im Regelwerk der Fondsgesellschaft heißt. Die Kriterien sowie die Höhe der Vergütung sollen von einem Ausschuss bestimmt und den Aktionären vollständig offengelegt werden.Unterdessen bekräftigte Uniper-Chef Schäfer den Ausblick des von Eon abgespaltenen und seit September 2016 im MDax notierten Kraftwerksbetreibers. Für 2017 erwarte Uniper unverändert einen bereinigten operativen Gewinn (Ebit) im Bereich von 0,9 Mrd. bis 1,2 Mrd. Euro. Beim Dividendenvorschlag für das laufende Jahr 2017 strebe das Unternehmen an, diesen gegenüber dem Vorjahr um 15 % zu erhöhen. Das entspräche einer Ausschüttung von 230 Mill. Euro.In den Folgejahren soll die Dividende ein “neues Plateau” erreichen. Als Treiber hierfür werden vor allem die Kostensenkungen, die Inbetriebnahme der Kohlekraftwerke Datteln 4 in Deutschland und Berezovskaya 3 in Russland und der Beginn der Kapazitätszahlungen – das sind staatliche Vergütungen für das Bereithalten von Reservekraftwerken – in den Strommärkten Großbritanniens und Frankreichs genannt.Uniper hatte 2016 das Sparprogramm “Voyager” angekündigt, mit dem die Kosten bis Ende 2018 um 400 Mill. Euro jährlich verringert werden sollen. Davon stehen noch 200 Mill. Euro aus.Vorstandschef Schäfer sieht inmitten der laufenden Übernahmespekulationen, die den Aktienkurs beflügeln, eine zunehmende Wertschätzung des Konzerns am Kapitalmarkt und bei Investoren. Seit dem Börsengang im September 2016 sei die Marktkapitalisierung um 3 Mrd. Euro auf 6,5 Mrd. Euro gestiegen. “In unseren vielen Gesprächen mit Vertretern des Kapitalmarkts bekommen wir immer wieder gespiegelt, dass der Wert und das Potenzial unseres Portfolios zunehmend geschätzt wird. Und die Investoren trauen uns noch mehr zu.” ÜbernahmespekulationenDie frühere Eon-Tochter gilt als Übernahmekandidat. Eon will seine restliche Uniper-Beteiligung von 47 % zwar so schnell wie möglich, aber aus steuerlichen Gründen erst ab 2018 abstoßen. Ein Interesse wird unter anderem dem finnischen Fortum-Konzern nachgesagt, der ebenfalls in Russland aktiv ist und sich mit Uniper gut ergänzen würde. Auch der Konkurrent RWE hatte ein Interesse nicht zurückgewiesen. “Wir prüfen alle Optionen. Und alle heißt alle”, hatte RWE-Chef Rolf Martin Schmitz jüngst gesagt.Fondsmanager Deser fragte in Essen: “Ist eine Verkauf von Teilen von Uniper oder eine Zerschlagung denkbar? Könnte die erste Hauptversammlung von Uniper auch schon die letzte sein?”