Krupp-Stiftung will kein Finanzinvestor sein

Kuratoriumschefin Gather: Wir sind "verlässliche Ankeraktionärin" - Entwicklung hat "Vorrang vor Einheit"

Krupp-Stiftung will kein Finanzinvestor sein

cru Düsseldorf – Die Krupp-Stiftung versteht sich vor dem Hintergrund der jüngsten Turbulenzen bei Thyssenkrupp “nicht als Beteiligungsgesellschaft”, sondern als “verlässliche Ankeraktionärin” (mit 21 % der Anteile) des angeschlagenen Industriegüterkonzerns. “Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung ist eine satzungsgemäß unabhängige, gemeinnützige und privatrechtliche Stiftung”, betonte die Kuratoriumsvorsitzende Ursula Gather am Donnerstag zur Verleihung des Alfried-Krupp-Förderpreises in Essen. Keine direkte Einflussnahme”Aufgrund unserer Gemeinnützigkeit nehmen wir keinen direkten Einfluss auf die operative Arbeit des Vorstandes der Thyssenkrupp AG.” Im Übrigen handele die Stiftung “so, wie sie es für richtig hält”.Gather antwortet damit nach langem Schweigen auf die unterschiedlichen und widersprüchlichen Vorhaltungen mancher Kritiker, sie sei zu passiv, und anderer Kritiker, sie sollte auch nicht zu aktivistisch sein. Es hieß, als Ankeraktionärin sei die Stiftung zu still gewesen und – von anderer Seite – auch nicht still genug. Sie solle die Strategie des Unternehmens vorgeben und gestalten. Einerseits habe sie nicht ausreichend treu zum Unternehmen gestanden. Sie solle aber auch nicht romantisch rückwärtsorientiert sein – und auch nicht zu fordernd.”Seit ihrer Gründung 1968 ist die Krupp-Stiftung Aktionärin des Unternehmens”, sagte Gather, deren Stiftung derzeit vom Konzern jährlich rund 20 Mill. Euro Dividende erhält. “Sie ist eine langfristige, von Besonnenheit geleitete Anteilseignerin, die die Weiterentwicklung des Unternehmens immer gefördert hat.” In diesem Sinne liege der Stiftung das Wohl der Thyssenkrupp AG, ihrer Wettbewerbsfähigkeit und der Erhalt zukunftsfähiger Arbeitsplätze am Herzen. Wer daran zweifele oder die Loyalität der Stiftung in Abrede stelle, kenne die Geschichte und die Haltung der Stiftung nicht. “Keine Bestandsgarantie”Die Einheit des Unternehmens – das im kommenden Jahr aufgespalten werden soll – stelle allerdings kein unveränderliches Paradigma dar. Unter den Bedingungen globalisierter Finanzmärkte und rascher technologischer Veränderungen könne niemand eine “Bestandsgarantie” für ein Unternehmen in seiner jeweils aktuellen Struktur geben.”Man kann sich aber dafür einsetzen, dass kurzfristige Spekulationen auf Rendite nicht das durch langjährige Arbeit Erreichte zerstören”, sagte Gather. “Genau dies tut die Stiftung.” In Ihrer Satzung heiße es: sie möge darauf achten, die Einheit des Unternehmens möglichst zu wahren und vor allem seine Entwicklung zu fördern. Dieser zweite Teil gehe leider in der öffentlichen Darstellung oft verloren. Dabei habe er Vorrang.Wenn man auf die lange Geschichte des Unternehmens zurückschaue, sehe man, dass schon Alfried Krupp an der Spitze eines Unternehmens gestanden habe, das ganz anders aussah, als das seiner Vorväter im 19. Jahrhundert. “Und auch er selbst hat der Stiftung ein Unternehmen übereignet, von ganz anderer Struktur als die heutige Thyssenkrupp AG”, sagte Gather. “Denn auch in den letzten 50 Jahren hat das Unternehmen viele Wandlungen vollzogen: Zukäufe, Verkäufe, Fusionen.” Der unternehmerische Geist, die Verantwortung für das Unternehmenswohl, “die darin zum Ausdruck kamen und kommen, sind allerdings von Beginn an da gewesen und haben sich bis heute erhalten” – zum 50. Jubiläum der Stiftung.