K+S steht vor 3-Mrd.-Dollar-Deal
Der hoch verschuldete Düngemittel- und Salzhersteller K+S befindet sich beim Verkauf des amerikanischen Salzgeschäfts auf der Zielgeraden. Die geplante Transaktion mit der US-Industrieholding Stone Canyon bewerte die Sparte mit 3,2 Mrd. Dollar einschließlich Schulden, teilt das Unternehmen mit.hek Frankfurt – Der Dünger- und Salzhersteller K+S befindet sich nach eigenen Angaben in sehr fortgeschrittenen Verhandlungen mit Stone Canyon Industries Holdings zum Verkauf seines amerikanischen Salzgeschäfts. Mit dem Deal, dem eine Unternehmensbewertung von 3,2 Mrd. Dollar zugrunde liegt, will der Kasseler Konzern den Schuldenberg verkleinern. An der Börse löste die Mitteilung große Erleichterung aus. Die im MDax vertretene Aktie schoss am Montag bis zu 19,5 % nach oben.Zum Ende des ersten Halbjahres lagen die Nettofinanzverbindlichkeiten bei knapp 3 Mrd. Euro. Das entsprach dem 5,6-Fachen des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebida). Insofern stellt die Transaktion für K+S einen Befreiungsschlag dar. Die Verschuldung war vor allem durch die neue Kalimine Bethune in Kanada angeschwollen. In den Mitte 2017 abgeschlossenen Bau des Kaliwerks wurden etwa 3,1 Mrd. Euro investiert.Zuletzt haben sich die Verschuldungskennziffern im Jahresvergleich aufgrund der schleppenden Geschäfte im Düngerbereich noch verschlechtert. Das Rating von Standard & Poor’s liegt mit “B” im hochspekulativen Bereich, der Ausblick ist negativ. Der Aktienkurs leidet seit längerem unter der hohen Verschuldung. Notierte das Wertpapier vor knapp zehn Jahren noch jenseits von 50 Euro, waren es in diesem Frühjahr mitunter nur noch gut 5 Euro. Derzeit bringt K+S an der Börse 1,3 Mrd. Euro auf die Waage.Das Management hatte im März angekündigt, das Salzgeschäft in Nord- und Südamerika komplett abgeben zu wollen. Mit dem Deal und der damit verbundenen Neuausrichtung und Restrukturierung sollen die Schulden um deutlich mehr als 2 Mrd. Euro sinken. K+S will sich nun auf das Geschäft rund um Düngemittel konzentrieren. Die Verträge mit Stone Canyon Industries seien aber noch nicht unterzeichnet, teilt der Konzern weiter mit. Daher gebe es keine Sicherheit, dass eine finale Einigung erzielt und verkündet werde. Gewinnbringer fällt wegDer Kurssprung geht vor allem darauf zurück, dass der Preis die Erwartungen übertrifft. So bewertete die US-Bank J.P. Morgan das amerikanische Salzgeschäft bisher mit lediglich 2,67 Mrd. Dollar, dem Zehnfachen des für 2021 erwarteten Ebitda. Die Marktschätzungen zum Verkaufserlös reichten von 2,2 Mrd. bis 2,8 Mrd. Euro.Werde der höhere Verkaufspreis erreicht und blieben zugleich größere Steuerbelastungen aus, stiege das K+S-Kursziel von J.P. Morgan von 5 Euro auf 6,50 Euro. Auch die Baader Bank bestätigt, dass der genannte Verkaufspreis höher ausfällt als von vielen Börsianern bislang erwartet. Kurzfristig sei das positiv für die Aktie. Mittelfristig sei allerdings die Entwicklung des Kaligeschäfts entscheidend. Nur wenn K+S hier die Trendwende gelinge und finanzielle Mittelzuflüsse erwirtschaftet würden, könne der Konzern die Verschuldung nachhaltig senken. Investoren hatten moniert, dass mit dem Salzgeschäft ein verlässlicher Gewinnbringer künftig wegfällt. Das Düngergeschäft dagegen unterliegt stärkeren Schwankungen. Ein früherer Plan, nur eine Minderheitsbeteiligung an dem Salzgeschäft zu veräußern, war gescheitert.Die US-Industrieholding Stone Canyon baut mit der bevorstehenden Transaktion ihr Salzgeschäft weiter aus. Andere Interessenten wie der Finanzinvestor Cerberus hätten das Nachsehen, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider.Erst vor einem halben Jahr brachte Stone Canyon die Übernahme des Salzkonzerns Kissner Group für 2 Mrd. Dollar unter Dach und Fach. Mit US Salt, Detroit Salt, NSC Minerals, Central Salt und Lyons Salt gehören weitere Salzunternehmen zu der Gruppe. Außerdem ist die in Los Angeles ansässige Holding in den Sektoren Transport und Logistik sowie Eisenbahn tätig.K+S war mit der Übernahme des größten südamerikanischen Salzförderers Sociedad Punta de Lobos (SPL) 2006 und schließlich des US-Unternehmens Morton Salt mit dem in den Vereinigten Staaten bekannten “Umbrella Girl” als Markenzeichen 2009 zum weltweit führenden Salzproduzenten aufgestiegen. Beim Erwerb von Morton Salt war der Unternehmenswert mit 1,68 Mrd. Dollar beziffert worden. Für SPL hatte K+S 480 Mill. Dollar auf den Tisch gelegt. Ziel war, das Konzernergebnis durch verhältnismäßig wenig volatile Erlöse zu stabilisieren. SparprogrammÜbrig bleibt nach der anstehenden Transaktion nur das viel kleinere Salzgeschäft in Europa, das zuletzt auf 400 Mill. Euro Jahresumsatz kam. Das amerikanische Geschäft steht dagegen für 1,5 Mrd. Euro Umsatz und 230 Mill. Euro Ebitda im vergangenen Jahr. Mit der Neuausrichtung und dem Fokus auf Düngemittel geht ein weiteres Sparprogramm einher, denn der verkleinerte Konzern braucht künftig weniger Verwaltung. Hier will das Unternehmen jährlich rund 60 Mill. Euro Kosten sparen. Die Berufung eines vierten Vorstandsmitglieds war unlängst rückgängig gemacht worden. Damit bleibt es beim dreiköpfigen Vorstandsteam mit CEO Burkhard Lohr an der Spitze. – Wertberichtigt Seite 8