KTG geht ins Insolvenzverfahren
Weil Anleihezinsen nicht zu bezahlen waren, hat die KTG Agrar Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Mit einem ausstehenden Anleihevolumen von mehr als 340 Mill. Euro gehört der Agrarproduzent zu den großen Emittenten im Markt für Mittelstandsanleihen.ste Hamburg – Der in finanzielle Turbulenzen geratene Agrarproduzent KTG Agrar ist pleite. Einen Tag vor Ablauf der prospektierten Nachfrist zur Zahlung von Zinsen über knapp 18 Mill. Euro auf die Anleihe “Biowertpapier II” teilte das Unternehmen mit, beim Amtsgericht Hamburg einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung eingereicht zu haben. Vorstand und Aufsichtsrat hätten sich nach eingehender und sorgsamer Prüfung für die Restrukturierung und Sanierung der KTG Agrar im Rahmen der Möglichkeiten des Gesetzes zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG) entschieden. Das Gericht habe Rechtsanwalt Stefan Denkhaus von der Sozietät BRL Boege Rohde Luebbehausen zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Tochtergesellschaften wie die KTG Energie seien von dem Antrag nicht betroffen.Der Pleitefall hatte sich abgezeichnet. Binnen Monatsfrist sackte der Aktienkurs der seit November 2007 börsennotierten KTG Agrar um mehr als 95 % ab – gestern noch einmal um 42 % auf 46 Cent. Das Unternehmen hatte die am 6. Juni fällige Zinszahlung für die 250-Mill.-Euro-Anleihe mit sechsjähriger Laufzeit bis Juni 2017 nicht geleistet und neue Zahltermine zweimal nicht eingehalten. Die am 30. Juni geplante Hauptversammlung wurde kurzfristig auf den 26. August verschoben, verbunden mit der Ankündigung eines “aktuellen Zukunftskonzepts”.Der Konzern, der am 24. Mai über einen 2015 um 92 Mill. auf 327 Mill. Euro gesteigerten Umsatz und einen Jahresüberschuss von 3,7 (i.V. 6,4) Mill. Euro berichtet hatte, begründete die Probleme mit der Zinszahlung mit der im ersten Halbjahr grundsätzlich angespannten Liquiditätssituation in der Landwirtschaft. Das schwache Agrarjahr 2015 habe die Situation in diesem Jahr noch verstärkt. KTG Agrar hatte versucht, die Anleihezinsen durch Erlöse aus dem Verkauf von Agrarflächen zu zahlen. Doch die Zahlung des Kaufpreises verzögerte sich. Auch der Versuch einer Zwischenfinanzierung durch ein Kreditinstitut misslang.Laut Wertpapierprospekt stand den Anleihegläubigern 30 Tage nach Fälligkeit der Zinszahlung ein Sonderkündigungsrecht bei Zahlungsausfall zu. Neben der mit 7,125 % verzinsten Anleihe “Biowertpapier II” hat KTG Agrar noch eine weitere 92-Mill.-Euro-Anleihe (“Biowertpapier III”) mit 7,25 %-Verzinsung und Laufzeit bis 2019 ausstehen. Nach Einschätzung der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) müssen die Gläubiger damit rechnen, allenfalls einen Bruchteil des ursprünglichen Nennwerts der Anleihen zurückzuerhalten. Die Anlegerschützer wollen die Anleiheinhaber im Insolvenzverfahren vertreten.Der Konzern, der 46 000 Hektar Ackerland vor allem in Ostdeutschland und Litauen bewirtschaftet, teilte weiter mit, dass der operative Betrieb fortgesetzt werde. Löhne und Gehälter der gut 800 Beschäftigten sollen über eine Insolvenzgeld-Vorfinanzierung gesichert werden. In Abstimmung mit den Hauptgläubigern will die KTG, die sich mit 50 Betriebsgesellschaften zu den größten europäischen landwirtschaftlichen Erzeugern von Nahrungsmitteln mit eigenen Lebensmittelverarbeitungswerken zählt, einen Sanierungsplan erarbeiten. Dazu will der Aufsichtsrat mit Jan Ockelmann aus der Sozietät Johlke einen erfahrenen Insolvenzverwalter als Chief Restructuring Officer in den Vorstand berufen.