Kühne + Nagel glänzt als Problemlöserin
dz Zürich
„Wir erleben in diesem Jahr eine einzigartig hohe Konsumnachfrage bei gleichzeitig schwer planbaren Lieferketten“, sagt Detlef Trefzger, CEO des in der Schweiz ansässigen Logistikkonzerns Kühne+Nagel. Diese kombinierte Herausforderung bekommt dem Traditionsunternehmen mit Hamburger Wurzeln ganz offensichtlich gut.
Kühne+Nagel findet scheinbar beliebte Lösungen, wie die gestauten Häfen für Containerschiffe in China und die Probleme im amerikanischen Güterverkehr auf der Schiene umgangen werden können. Trefzger lobt den „unermüdlichen Einsatz“ seiner Mitarbeitenden und hebt deren Fähigkeit hervor, die Strategie mit „agilen“ Lösungen umzusetzen.
In Zahlen gesprochen bedeutet dies, dass Kühne+Nagel im Berichtsabschnitt in der Lage war, aus jedem Franken Umsatz einen deutlich größeren Gewinn zu ziehen. Die sogenannte Konversionsrate, die den Rohertrag (Differenz zwischen fakturierten Umsätzen und Nettoaufwendungen für zugekaufte Speditionsleistungen) ins Verhältnis zum Betriebsgewinn (Ebit) setzt, ist im Berichtsabschnitt auf 24% gestiegen – mehr als doppelt so hoch wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Diese Beobachtung bedeutet nichts anderes, als dass Kühne+Nagel die eigenen Leistungen zu deutlich höheren Preisen verkaufen konnte. Wie stark dieser Effekt gerade wirkt, zeigt ein Vergleich mit der Konversionsrate aus dem ersten Halbjahr vor der Pandemie (2019). Diese lag damals bei 13%. Hilfreich waren selbstredend die stark gestiegenen Preise in der Seefracht, in der die begrenzten Kapazitäten der stark gestiegenen Kundennachfrage nicht folgen konnten.
Auch in der Luftfracht ist diese Schere im Berichtsabschnitt auseinandergegangen. Allerdings konnte Kühne+Nagel hier das transportierte Volumen um 44% auf 988000 Tonnen steigern und so die Engpässe auf dem See- und Landweg teilweise ausgleichen. Ab Mai trug auch die erstmalige Konsolidierung des frisch erworbenen chinesischen Luftfrachtanbieters Apex zur Mehrung von Umsatz und Gewinn bei.
Alles in allem lagen die von Kühne+Nagel berichteten Semesterzahlen deutlich über dem Analystenkonsens. Von der anfänglich markant positiven Börsenreaktion blieb jedoch am Ende des Handelstages im Aktienkurs nicht viel übrig. Die Titel avancierten um 2 sfr auf 312 sfr und liegen damit immer noch unter dem vor wenigen Wochen erreichten Allzeithoch (326 sfr).
Hinter der zurückhaltenden Börsenreaktion dürften sich mitunter die Ängste der Investoren vor einer neuerlichen Ausbreitung des Coronavirus verbergen.
Kühne + Nagel | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. sfr | 2021 | 2020 |
Umsatz | 13273 | 9808 |
Rohertrag | 4327 | 3650 |
Betriebsgewinn (Ebitda) | 1398 | 799 |
Ebit | 1036 | 419 |
Reingewinn | 764 | 309 |
Börsen-Zeitung |