Logistik

Künftige HHLA-Eigner sichern Eigenkapitalspritze von 450 Mill. Euro zu

Vorstand und Aufsichtsrat des Hafenlogistikkonzerns HHLA empfehlen den Aktionären nach Vereinbarungen mit den künftigen Eigentümern die Annahme des MSC-Angebots zum Einstieg der Großreederei bei dem Hamburger Unternehmen. Geregelt ist unter anderem, dass zusätzliche Mittel für Investitionen bereitgestellt werden.

Künftige HHLA-Eigner sichern Eigenkapitalspritze von 450 Mill. Euro zu

Künftige HHLA-Eigner sichern Eigenkapitalspritze von 450 Mill. Euro zu

Stadt Hamburg und Reederei MSC stützen Investitionen des Hafenlogistikunternehmens – Vertrag regelt auch Neutralität des Geschäftsmodells

ste Hamburg

Vorstand und Aufsichtsrat des Hamburger Hafenlogistikkonzerns HHLA unterstützen nach zwischenzeitlich erreichten Vereinbarungen mit den beiden voraussichtlichen Eigentümern des Unternehmens die Annahme der am 13. September bekannt gewordenen Offerte für einen Einstieg der schweizerisch-italienischen Reederei MSC. Es sei gelungen, einen verbindlichen Vorvertrag für eine Zusammenschlussvereinbarung ("Business Combination Agreement") zu unterzeichnen, der ein gemeinsames Verständnis über wesentliche Bereiche zur langfristigen Absicherung der HHLA und ihres Geschäftsmodells enthalte, teilte das Unternehmen am Montag zwei Wochen nach Veröffentlichung der Angebotsunterlage durch MSC mit.

Zusätzliche Mittel für Investitionen

Zu den Zusagen im Vorvertrag gehört, dass die Stadt Hamburg und die weltweit größte Containerreederei nach Vollzug der geplanten Transaktion in den kommenden Jahren zusätzliches Eigenkapital von 450 Mill. Euro für Investitionen in den Geschäftsbetrieb zur Verfügung stellen wollen. Insbesondere die Bestätigung der Investitionsplanung der HHLA für die kommenden Jahre und die zusätzlich verhandelte Eigenkapitalzusage der beiden Großaktionäre sei zu begrüßen, erklärte HHLA-Vorstandschefin Angela Titzrath. "Das gibt uns erhebliche zusätzliche Mittel, um die begonnene erfolgreiche Weiterentwicklung der HHLA zu einem führenden europäischen Logistikunternehmen noch aktiver und schneller voranzutreiben."

Die Hansestadt und MSC hatten sich darauf verständigt, die HHLA unter sich aufzuteilen. Hamburg will mehrheitlich beteiligt bleiben, seinen Anteil von bislang knapp 70% aber auf 50,1% reduzieren. Die Reederei will sich im Zuge der Transaktion, der die Hamburger Bürgerschaft zustimmen muss, mit 49,9% an der HHLA beteiligen und bietet einschließlich einer Prämie von rund 45,2% auf den HHLA-Schlusskurs am Handelstag vor Bekanntwerden der Offerte 16,75 Euro je börsennotierter A-Aktie. Die erste Frist zur Annahme des Angebots läuft noch bis zum 20. November.

Modernisierung und Expansion

Die HHLA verwies nun weiter auf die Zusage im Vorvertrag für eine Zusammenschlussvereinbarung, dass die Entscheidungshoheit über die Investitionsplanung der HHLA beim Unternehmen bleibe. Vor allem die eingeleitete Modernisierung der drei HHLA-Containerterminals in Hamburg sowie die internationale Erweiterung des Intermodal-Netzwerks in den kommenden Jahren seien damit gesichert. Die Stadt Hamburg und MSC würden geplante Investitionen über mindestens 775 Mill. Euro in den Jahren 2025 bis 2028 mittragen. Neutralität und Unabhängigkeit des HHLA-Geschäftsmodells, vor allem der Intermodaltochter Metrans, und damit die Gleichbehandlung aller Kunden blieben gewahrt.

Der Vorvertrag sieht ferner vor, dass betriebsbedingte Kündigungen für mindestens fünf Jahre ausgeschlossen sind und die Mitbestimmung innerhalb des HHLA-Konzerns fortbesteht. Die Gewerkschaft Verdi unterstrich, der Verkauf von HHLA-Anteilen und damit der Verkauf öffentlichen Eigentums an private Investoren werde weiterhin grundsätzlich abgelehnt. Vereinbarungen zur Absicherung für die Beschäftigten wurden aber am Montag begrüßt. Diese müssten nun jedoch per Tarifvertag abgesichert werden. In den kommenden Wochen will die HHLA noch ausstehende Punkte mit der Hansestadt und der Reederei verbindlich regeln.

Betriebsrat lehnt Transaktion ab

Erst am vorigen Freitag hatte der Betriebsrat des Hafenkonzerns erklärt, die Transaktion weiterhin abzulehnen. Es sei strategisch fragwürdig, sich von einem einzelnen Reedereikonzern abhängig zu machen, dessen Mitwirken potenziell Kundschaft verprellen und dessen Verhältnis zur Mitbestimmung einen negativen Einfluss auf Motivation und Einsatzbereitschaft der Beschäftigten haben könnte. HHLA-Aufsichtsratschef Rüdiger Grube sagte am Montag, der Vorvertrag adressiere die wesentlichen Interessen aller HHLA-Stakeholder. Da der Angebotspreis als angemessen bewertet werde, empfehle der Aufsichtsrat wie auch der Vorstand der HHLA die Annahme des MSC-Angebots. Zur Prüfung der finanziellen Angemessenheit wurde auch eine durch Citigroup erstellte "Fairness Opinion" hinzugezogen.

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