Kuhhandel in Aussicht
Von Heidi Rohde, FrankfurtAls die USA – plakativ durch die in Kanada veranlasste Verhaftung der Huawei-Finanzchefin Meng Wanzhou – begannen, den Druck auf den weltweit führenden Telekomausrüster Huawei massiv zu erhöhen, gehörten europäische Telekommunikationskonzerne, namentlich Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica zu den Ersten, die dem chinesischen Konzern die Stange hielten.Telekom-Deutschlandchef Dirk Wössner sagte der Börsen-Zeitung vor kurzem, man habe keinerlei Anhaltspunkte für irgendwelche Spionageaktivitäten oder sonstige Verfehlungen der Chinesen. Daher beabsichtige die Telekom, die Zusammenarbeit mit Huawei fortzusetzen, zumal, wie Wössner hervorhob, gerade Huawei “auch technologisch sehr weit” sei. Thomas Tschersich, Leiter Cybersicherheit der Telekom, hatte zuvor die Vorstellung, Netzwerkkomponenten von Huawei könnten Daten unbemerkt nach China ableiten, mehr oder minder ins Reich der Fabel verwiesen. Datenströme würden konstant überwacht.Eine gute Woche später nimmt die Telekom die globale Diskussion über die Sicherheit von Netzelementen chinesischer Hersteller plötzlich “sehr ernst” und bewertet ihre “Beschaffungsstrategie neu”, wie es aus Bonn offiziell heißt. Einen Zusammenhang des Sinneswandels zu Spekulationen über einen möglichen Kuhhandel mit den US-Sicherheitsbehörden möchte das Unternehmen keineswegs herstellen. “Kein Kommentar” dazu!Konkret geht das Gerücht, dass das Committee on Foreign Investment in the US, dessen Plazet als eines von dreien für eine Genehmigung der milliardenschweren Sprint-Übernahme durch die Telekomtochter T-Mobile US notwendig ist, seine Zustimmung mit einem Bann für Huawei-Technik seitens der Telekom und Softbank verknüpfen wollen. Tatsächlich hat die USA den Druck auf verbündete Staaten erhöht, Huawei wegen vermeintlicher Sicherheitsbedenken von der Erstellung kritischer Telekommunikationsinfrastruktur auszuschließen. Daraufhin häuften sich die Ergebenheitsadressen: Australien und Neuseeland schlossen die Chinesen beim Bau von 5G aus, japanische Telekom-Konzerne, darunter Softbank, und in Europa BT Group und Orange wollen Huawei aus dem “Kernnetz” bzw. bei 5G außen vor lassen.Nun steht offenbar auch die Telekom vor der Frage, ob sie auf einen höchst fragwürdigen Kuhhandel einlässt. Ein plötzlich verkündeter Totalverzicht auf Huawei im Konzern käme jedenfalls im Verein mit BT Group und Orange einer Bankrotterklärung im Hinblick auf eine eigenständige europäische Sicherheitsstrategie gleich.—–Telekom und Softbank sollen auf Huawei verzichten, um den Merger von T-Mobile und Sprint durchzubringen—–