Kühne + Nagel schüttet aus wie nie
dz Zürich – Das Management des Logistikkonzerns Kühne + Nagel blickt zufrieden auf das vergangene Geschäftsjahr zurück. “Wir haben die richtigen Stellhebel bedient, und wir haben das Momentum”, fasste Konzernchef Detlef Trefzger auf der Bilanzpressekonferenz in Zürich die wesentlichen Erfolgskomponenten zusammen.Vor allem die günstige Konjunkturentwicklung in den USA bescherte dem Unternehmen eine deutliche Zunahme der Frachtvolumina. Ausschlaggebend für das Wachstum des Gewinns um 6 % auf 644 Mill. sfr war aber der langersehnte Turnaround im europäischen Landverkehr. Hier hat Kühne + Nagel aus einem um 1,6 % gesunkenen Nettoumsatz von 2,8 Mrd. sfr 38 Mill. sfr mehr Betriebsgewinn (Ebit) gezogen und somit die Verlustzone verlassen.Für die rekordhohe Ausschüttung ist der Gewinnanstieg allerdings nur bedingt relevant. Das Unternehmen will aus dem Ergebnis des Berichtsjahres nicht weniger als 840 Mill. sfr an seine Aktionäre abführen. Weil dieses dafür nicht ausreicht, greift man, wie schon im Vorjahr, tief in den Reservetopf. Verwaltungsratspräsident Karl Gernandt erklärte die ungewöhnliche Dividendenpolitik mit dem hohen Bestand an liquiden Mitteln von knapp 1,2 Mrd. sfr per Ende Dezember. “Mehr als einen Jahresgewinn in der Bilanz zu halten übersteigt das betrieblich Notwendige und ist auf Dauer nicht sinnvoll”, sagte Gernandt.Hauptnutznießer der Ausschüttung ist Klaus-Michael Kühne, der die Mehrheit der K+N-Anteile hält. Dieser habe hinsichtlich des Dividendenbeschlusses keinerlei Druck ausgeübt, wollte der Verwaltungsratschef auf eine entsprechende Journalistenfrage klargestellt haben. Dass diese Frage kommen würde, hat Gernandt freilich kaum überrascht. Schließlich macht der 77-jährige Wahlschweizer aus seinem Herzen keine Mördergrube und hält mit den umfangreichen Investitionen, die er seit einigen Jahren in seiner Heimatstadt Hamburg tätigt, auch medial nicht hinter dem Berg. Allein für die Rettung der Reederei Hapag-Lloyd hat Kühne seit 2008 nach eigenen Angaben mehr als 1 Mrd. Euro lockergemacht. Im Dezember steckte er als einziger Altaktionär 111 Mill. Euro in eine Kapitalerhöhung. Auch für den luxuriösen Hotelneubau “The Fontenay” lässt Kühne in der Hansestadt über 100 Mill. Euro springen, und selbst der Hamburger Sportverein kam unlängst in den Genuss seiner Finanzkraft.Im eigenen Logistikkonzern hatte sich Kühne in seiner Aktivzeit zwar den Ruf eines überaus sparsamen Unternehmers erworben. Kühnes Liebe für Hapag-Lloyd geht aber so weit, dass er sich gemeinsam mit den beiden anderen Ankeraktionären CSAV und der Stadt Hamburg für zehn Jahre auf eine gemeinsame Mehrheitsbeteiligung verpflichten ließ. Auffallend ist, dass Kühne + Nagel ihre Ausschüttungsquote in den vergangenen fünf Jahren von 58,6 % auf zuletzt 133 % hochgefahren hat. Parallel dazu hat Kühne seine Beteiligung am Konzern von 55,8 % im Jahr 2008 auf 53,3 % reduziert.