"Kuka geht ins Herz deutscher Industriekompetenz"
Von Daniel Schauber, FrankfurtSie ist wieder da, die Furcht vor chinesischen Investoren. Beim Einstieg des Hausgeräterherstellers Midea beim Roboterhersteller Kuka kamen Ängste wieder hoch, die nach den vielen M & A-Deals in den vergangenen Jahren fast vergessen schienen: Furcht vor Know-how-Transfer, Datenschutz-Defiziten oder Verlagerung von Arbeitsplätzen.Huanping Zhang, geschäftsführender Gesellschafter beim Beratungshaus Eurasian Consulting, kann das im Gespräch mit der Börsen-Zeitung nachvollziehen: “Kuka geht ins Herz der deutschen Industriekompetenz und steht als börsennotierte Gesellschaft stärker im Fokus”, sagt er. Daher sei der Fall Kuka, die eine Spitzenstellung in der digitalisierten Produktion (“Industrie 4.0”) einnehme, anders als der Einstieg von Chemchina beim Spritzgussmaschinenhersteller KraussMaffei oder von XCMG beim Betonpumpenbauer Schwing. Beim Kuka-Deal ist Eurasian Consulting laut Zhang in keiner Weise involviert; die M & A-Boutique mit Büros in Frankfurt, Peking und Schanghai begleitet seit zwölf Jahren deutsch-chinesische Deals und hat Chinas Joyson beim Kauf des Autozulieferers Preh sowie XCMG bei Schwing beraten und steht Fosun beim Griff nach Hauck & Aufhäuser zur Seite. Kommunikation im FokusWichtig sei es bei chinesisch-deutschen Transaktionen, dass der Deal auch in der Kommunikation mit der Öffentlichkeit akribisch vorbereitet werde, sagt Zhang. Der Käufer müsse genau erklären können, wieso er ein Unternehmen übernehmen und was er ändern wolle. Dann könnte sehr viel negative Berichterstattung verhindert werden.Das Bild chinesischer Investoren in Deutschland habe sich allgemein aber in den vergangenen Jahren deutlich verbessert, wozu auch der Einstieg von Weichai Power beim Gabelstaplerhersteller Kion beigetragen habe. “Chinesische Unternehmen sind in der Regel stabile Kapitalgeber und agieren langfristiger als etwa Private-Equity-Investoren”, sagt Zhang. Zudem hülfen sie deutschen Unternehmen bei Markteintritt und Marktdurchdringung im Reich der Mitte. “Chinesische Käufer lassen in der Regel das Management in Deutschland unverändert. Oft wird in den Unternehmen eine neue Managementstelle geschaffen, die sie mit einem Vertreter aus China besetzen”, sagt Zhang. Das sei wichtig für die Kommunikation zwischen dem deutschen Unternehmen und den Eignern in der Volksrepublik.Den Einwand, dass für Chinesen der Eintritt nach Deutschland viel einfacher sei als für Deutsche in China, lässt Zhang so pauschal nicht gelten. Das sei zwar richtig, wenn man allein auf M & A-Transaktionen schaue, bei denen es für Ausländer in China Hürden gebe – etwa bei Telekommunikation, Banken oder Medien. Beim Blick auf die Auswirkung auf Arbeitsplätze in den beiden Ländern ergebe sich ein anderes Bild: “Deutsche Unternehmen haben bis 2015 schätzungsweise 1,1 Millionen Arbeitsplätze direkt in China geschaffen. Chinesische Investoren haben in Deutschland bislang Unternehmen mit weniger als 50 000 Arbeitsplätzen gekauft”, sagt Zhang.—– Personen Seite 16