Kulissenschieberei mit Novartis
“Die Wirksamkeit von Renin-Angiotensin-Aldosteron-Inhibitoren” – was für medizinische Laien wie ein überaus anstrengendes Vortragsthema klingt, ist auch für gestandene Ärzte kein Zuckerschlecken. Vor allem dann nicht, wenn sie sich die exakt gleiche Darbietung einmal pro Monat während eines ganzen Jahres zu Gemüte führen müssen. Zehn Ärzte im New Yorker Stadtteil Brooklyn nahmen diese geballte Ladung an Langeweile auf sich, um sich dafür vom Pharmakonzern Novartis in einem Nobelrestaurant mit üppigem Essen und gutem Wein verwöhnen zu lassen. Tatsächlich waren die Vorträge aber bloß die Camouflagen für kleine gesellige Runden, in denen sich die Ärzte als treue Novartis-Kunden kaufen ließen. 38 000 solcher Veranstaltungen soll Novartis zwischen 2002 und 2011 in vielen US-Städten durchgeführt haben. Hauptziel: die generische Konkurrenz für den Blutdrucksenker Lotrel bremsen. Die Lotrel-Verkäufe haben sich ab 2007 trotzdem halbiert. Novartis scheint aus der Affäre lernen zu wollen. Doch der wahre Test kommt erst, wenn dem nächsten Blockbuster der Sturz über die Patentklippe droht. dz