Kunstsammlungen in einem Band
Von Anna PeruckiGlobal Corporate Collections, Friedrich Georg Conzen, Olaf Salié, Max Hollein (Hrsg). Deutsche Standards Editionen Verlag & daab Media, Köln 2015. ISBN 978-3-942597-39-5. 532 Seiten, 78 Euro.ABN Amro, Carmignac, Daimler, Deutsche Bank, Renault, Statoil, Swiss Re, UBS, Wells Fargo: Was haben diese Adressen gemeinsam? Sie verstehen Kunst – wie viele andere Banken und Konzerne – als ein Element der Unternehmenskultur, das dem Unternehmen eine individuelle und unverwechselbare Identität verleiht. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden aus diesem Grund viele bedeutende Unternehmenssammlungen.Zahlreiche Unternehmen haben dabei professionell kuratierte Sammlungen aufgebaut. Viele dieser Corporate Collections sind mindestens genauso hochkarätig wie die der anerkannten Museen oder Ausstellungshäuser. Manche sind noch besser und permanent auf dem aktuellen Stand gehalten, weil den Konzernen oder Banken mehr Budget für Einkäufe zur Verfügung steht als den meisten öffentlichen Museen.Vielen ist die Bedeutung dieser Sammlungen bislang nicht bekannt. “Global Corporate Collections” setzt hier an und kann diese Lücke schließen: Es ist ein Grundlagenbuch, das die weltweiten Unternehmenssammlungen beleuchtet und das kulturelle Engagement der Unternehmen aufzeigt. Präsentiert werden 81 global aufgestellte Corporate Collections, angefangen bei weltbekannten Konzernen bis hin zu mittelständischen Unternehmen, die nur wenigen sehr vertraut sind. Dabei werden aktive Firmensammlungen aus aller Welt, aus den unterschiedlichsten Industrien und mit verschiedenen Sammlungsschwerpunkten moderner und zeitgenössischer Kunst präsentiert.Das Buch basiert auf einer Publikation aus dem Jahr 2012, die über beeindruckende Unternehmenssammlungen vor allem in Deutschland berichtete und auf Deutsch und Englisch erschienen ist. Die neue Publikation ist dagegen ausschließlich auf Englisch erschienen.Zum Thema Unternehmenssammlungen gibt es mittlerweile einzelne Schriften, Kataloge oder wissenschaftliche Arbeiten, einen so umfangreichen Gesamtüberblick über internationale Sammlungen gab es bislang aber nicht. Diese Lücke wurde mit dem reich bebilderten Band aus der Reihe Deutsche Standards geschlossen.”Global Corporate Collections” beleuchtet die Motivation und Geschichte der Sammler, die Entwicklung ihrer Sammlungen und das darauf aufgebaute kulturelle Engagement der jeweiligen Unternehmen. Das Buch bietet zunächst allgemein gehaltene Aufsätze von Kunstexperten zum Thema Unternehmenssammlungen oder auch Interviews mit Kunstexperten. Daran schließen sich die Beschreibungen der einzelnen Kunstsammlungen an. Das Buch richtet sich an den interessierten Leser, an Fachleute aus dem Kunstbetrieb sowie an Unternehmen. Erlebbar ist in diesem Buch der verbindende Brückenschlag zwischen Wirtschaft und Kunst. Es zeigt sich, dass sich bedeutende Kunstsammlungen auch abseits von Museumspfaden finden lassen – in Großunternehmen, einer Bank oder auch einer Rechtsanwaltskanzlei. Nicht alle dieser Collections sind öffentlich zugänglich, aber die meisten bieten separate Besichtigungen.