OSRAM

Kunststück

Es sind ganz schön viele Bälle, die die zwei Vorstände von Osram in der Luft halten müssen. Da ist einmal das Sparprogramm "Push" mit dem Abbau von 7 800 Stellen, das der neue Konzernchef Olaf Berlien von seinem Vorgänger zugeworfen bekam. Jetzt...

Kunststück

Es sind ganz schön viele Bälle, die die zwei Vorstände von Osram in der Luft halten müssen. Da ist einmal das Sparprogramm “Push” mit dem Abbau von 7 800 Stellen, das der neue Konzernchef Olaf Berlien von seinem Vorgänger zugeworfen bekam. Jetzt bereitet er auch noch die Abspaltung vom Massengeschäft mit Glüh-, Halogen- und Energiesparlampen vor. Damit lässt sich nicht einfach ein Team von Juristen beauftragen, das die Akrobatik des Unternehmensrechts beherrscht.Berlien muss mit Kugeln jonglieren, die Größe und Gewicht von Medizinbällen haben. Das fängt mit den Produktionsstrukturen an. In manchen Werken, etwa in Eichstätt und Berlin, werden sowohl Produkte der alten als auch der neuen Lichtwelt hergestellt, zum Beispiel Halogenlampen, aber auch Xenon-Scheinwerfer für Autos. Beides zu trennen ist eine Herausforderung für die Fertigungsorganisation, treibt aber auch die Arbeitnehmer um.Die Unruhe in der Belegschaft ist ohnehin groß, seit Osram Tausende Arbeitsplätze streicht. Und schon mancher Weg aus dem Siemens-Konzern in die Selbständigkeit führte ins Aus. In schlechter Erinnerung sind zum Beispiel die Pleiten der ehemaligen Mobiltelefonsparte von Siemens und des Speicherchipgeschäfts Qimonda, abgespalten von der einstigen Halbleitertochter Infineon. Dennoch versucht der Osram-Vorstand, Aufsichts- und Betriebsräte sowie die Mitarbeiter von einer Ausgliederung zu überzeugen. Das allein wäre allerdings zu wenig, denn die 12 500 Beschäftigten im Lampengeschäft müssen motiviert werden, gute Arbeit zu leisten. Wohl kaum würde sich ein Käufer oder Partner für eine Sparte finden, der die besten Leute davonlaufen.Ohnehin dürfte es schwerfallen, Interessenten für ein schrumpfendes Geschäft zu gewinnen. Möglicherweise wird Osram nur sein dichtes Vertriebsnetz zum Handel in Europa und den USA los. Für die Produktion im klassischen Geschäft sähe es dann düster aus.Die sorgfältige Vorbereitung der Abspaltung bindet Kräfte. Gleichzeitig verlangt das Kerngeschäft – Hightech-Produkte für Industriekunden – großes Engagement. Das Tempo, in dem Neues entwickelt wird und auf den Markt kommt, raubt den Atem. Osram will mit vielen Patenten und neuen Produkten führend sein. Ein ehrgeiziges Ziel, das auch mit Akquisitionen angestrebt wird, um ergänzende Spezialtechnologie ins Unternehmen zu holen.Diese Vielzahl von Aufgaben zu bewältigen, ist kein leichtes Kunststück.