Kursimplosionen sorgen für Verunsicherung

Qualitätsprobleme am Wachstumssegment der Londoner Börse - Afren feuert CEO und COO

Kursimplosionen sorgen für Verunsicherung

Von Andreas Hippin, LondonDie jüngsten Kursimplosionen am Londoner Alternative Investment Market (AIM) haben Zweifel an der Qualität der dort notierten Gesellschaften geweckt. Ob es sich nun um den vor der Zahlungsunfähigkeit stehenden Eisenerzförderer London Mining oder den Ölkonzern Afren handelt – Anleger sahen sich plötzlich mit erheblichen Verlusten konfrontiert. Seit April vergangenen Jahres können Briten im Rahmen ihrer steuerbegünstigten ISA-Sparpläne (Individual Savings Account) in AIM-Werte investieren. Das bringt mehr Liquidität in das Segment. Andererseits kommen damit auch mehr unerfahrene Käufer, die sich nicht in die Geschäftsberichte der Unternehmen einarbeiten, in deren Papiere sie ihre Ersparnisse stecken.Der Kurs von London Mining stürzte an einem Tag um 77 % ab. In diesem Fall waren auch Investmentprofis wie Evy Hambro, der Manager des Fonds BlackRock World Mining, betroffen. Das im westafrikanischen Sierra Leone tätige Unternehmen hatte seine Aktionäre wissen lassen, dass ihre Papiere im Falle einer Restrukturierung der angeschlagenen Gesellschaft mit Hilfe eines strategischen Investors “wenig oder keinen Wert” mehr haben würden. Mit einer Jahresförderung von 5 Mill. t gehört London Mining zu den kleinsten Produzenten. Neben dem Preisrutsch bei Eisenerz macht der Gesellschaft auch die Angst vor Ebola zu schaffen. Als möglicher Käufer von London Mining wird JSW Steel gehandelt, der drittgrößte indische Stahlhersteller, der vom Milliardär Sajjan Jindal kontrolliert wird. “Es ist sicher eine gute Zeit, um Rohstoffe für die Stahlerzeugung zu kaufen”, schreiben die Analysten der südafrikanischen Investec. “Eine gesicherte Eisenerzversorgung ist ein wichtiger langfristiger Faktor für jeden Stahlhersteller, aber JSW wird es schwerfallen, aus diesem Geschäft Erz zu besseren Preisen herauszuholen als im Seehandel.” Gestern kursierten Gerüchte, London Mining stehe unmittelbar vor der Insolvenz. Grobes FehlverhaltenNach einer unabhängigen Untersuchung feuerte der in Nigeria und im irakischen Teil Kurdistans tätige Ölkonzern Afren Chief Executive Osman Shahenshah und Chief Operating Officer Shahid Ullah wegen grobem Fehlverhalten. Es geht um nicht autorisierte Zahlungen, die beide vom nigerianischen Partner Oriental Energy Resources erhalten haben sollen, nachdem Afren Darlehen von insgesamt 400 Mill. Dollar an das Unternehmen ausreichte. Auch zwei weitere Board-Mitglieder, Iain Wright und Galib Virani, und sieben weitere derzeitige oder ehemalige Mitarbeiter hätten Zahlungen erhalten. Die meldepflichtigen Geschäfte mit Oriental wurden von Afren nicht bekannt gegeben. Die Financial Conduct Authority sei wegen der Verstöße gegen die Veröffentlichungspflichten eingeschaltet worden, teilte Afren gestern mit. Die Aktie verlor binnen drei Monaten knapp ein Drittel ihres Werts. Die “Financial Times” hat ausgerechnet, dass es sich in 30 der vergangenen 34 Monate nicht ausgezahlt hätte, die zehn größten AIM-Werte zu kaufen und für ein Jahr zu halten. Wer Investmentpionier sein will, braucht tiefe Taschen – und einen guten Magen.