Lackieranlagenbauer Dürr glänzt mit hoher Nachfrage
Lackieranlagenbauer Dürr
glänzt mit hoher Nachfrage
Übernahme von BBS Automation macht sich bezahlt
dpa-afx/kro Bietigheim-Bissingen
Der Maschinenbauer und Autozulieferer Dürr hat sich trotz der anhaltenden Schwäche bei seinem Holzverarbeitungsspezialisten Homag im vergangenen Quartal besser geschlagen als gedacht. Die Schwaben profitierten von der Übernahme des Automatisierungstechnikers BBS Automation und zogen trotz der Flaute in der Autoindustrie weiter kräftig Bestellungen an Land. Auf Jahressicht soll der Auftragseingang nun auf rund 5 Mrd. Euro anschwellen und damit am oberen Ende der Prognosespanne liegen. An der Börse gehörte die Aktie am Vormittag mit mehr als 7% zu den Favoriten im SDax.
„Aus heutiger Sicht werden wir alle Jahresziele trotz des herausfordernden Umfelds sicher erreichen“, sagte Konzernchef Jochen Weyrauch laut Konzernmitteilung vom Donnerstag.
Beim Umsatz hält das Management im laufenden Jahr nur noch die untere Hälfte der bisherigen Bandbreite von 4,7 bis 5 Mrd. Euro für wahrscheinlich, nachdem im dritten Quartal der Erlös mit 1,16 Mrd. Euro auf dem Vorjahresniveau stagnierte. Dagegen schwoll der Auftragseingang im Vorjahresvergleich um rund ein Drittel auf gut 1,2 Mrd. Euro an.
Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern sank jedoch vor allem wegen des Ergebniseinbruchs bei Homag um gut ein Fünftel auf 65,1 Mill. Euro. Nach Steuern verdiente der Konzern im dritten Quartal noch 40,4 Mill. Euro, nach 46,9 Mill. Euro vor einem Jahr. Hier schlugen höhere Sonder- und Zinsaufwendungen im Zusammenhang mit der Übernahme von BBS Automation durch. Dürr konnte diese Belastungen aber teilweise durch einen Gewinn aus der Veräußerung des dänischen Befülltechnik-Spezialisten Agramkow abfedern.
Bernstein-Analyst Philippe Lorrain zufolge hat Dürr mit den neuen Finanzkennzahlen „die Erwartungen durch die Bank getoppt“. Er hielt an seiner „Outperform“-Einstufung für die Aktie fest, wohingegen die Quirin-Privatbank das Papier von „Buy“ auf „Hold“ herunterstufte. Der Kurs habe im ersten Halbjahr eine „dynamische Entwicklung“ hingelegt, doch das positive Momentum sei nun verschwunden, hieß es zur Begründung. Zudem sei der Auftragseingang zwar positiv ausgefallen, doch der Gewinn je Aktie habe die Erwartungen klar verfehlt.
Konzentration aufs Kerngeschäft
Der Konzern steckt aktuell im Umbau, der Agramkow-Verkauf und die BBS-Übernahme sind Teil der strategischen Fokussierung auf das Kerngeschäft mit der Autoindustrie. Die BBS Automation stärkt wiederum den Bereich Automatisierungstechnik und dürfte sich nach Konzernangaben positiv auf die Umsatz- und die Auftragsentwicklung im Gesamtjahr 2024 auswirken.
Unterdessen kämpft der Holzbearbeiter Homag weiterhin mit einer Marktschwäche. Nach drei Quartalen liegt zwar auch dort der Auftragseingang über dem Vorjahr, „eine wirkliche Erholung im Geschäft mit Möbel- und Holzhausherstellern ist aber noch nicht spürbar“, hieß es von Dürr dazu.
Dürr hat inzwischen mit einer Kürzung der Belegschaft reagiert. Ende September zählte der Konzern noch knapp 19.900 Beschäftigte, ein Rückgang von rund 4% im Vergleich zum Vorjahr. Der Konzern hatte im vergangenen Jahr angekündigt, 600 Stellen bei seiner Holzverarbeitungstochter Homag zu streichen, die vor allem durch den schwächelnden Bausektor mit einer schwachen Nachfrage zu kämpfen hat. Im dritten Quartal legte der Auftragseingang in der Sparte zwar um 12% auf 333 Mill. Euro zu. Die jüngsten Zuwächse auf niedrigem Niveau signalisieren allerdings noch kein Ende der Marktschwäche, heißt es im Unternehmensbericht. 350 Stellen wurden mittlerweile bei Homag in Deutschland auf Basis freiwilliger Vereinbarungen abgebaut. Zudem fielen rund 180 Stellen durch den Verkauf von Agramkow aus dem Konzern.
Der Umbau äußert sich nach Konzernangaben inzwischen auch in einer von Quartal zu Quartal wieder anziehenden Profitabilität. Im vergangenen Jahresviertel lag die um Sondereffekte bereinigte operative Marge (Ebit) bei 5,6%, während für die ersten neun Monate 5,2% zu Buche standen. Für das Gesamtjahr liegt der Zielkorridor bei 4,5 bis 6%, im Jahr 2023 hatte die Marge bei 6,1% gelegen. Nach Steuern will Dürr unverändert in diesem 90 bis 150 Mill. Euro verdienen, nach gut 110 Mill. Euro im Vorjahr.