Ladenvermietern drohen dauerhafte Einbußen

Bulwiengesa: Umsatzrückgang schlägt auf Miete durch - Gastronomie keine Alternative mehr

Ladenvermietern drohen dauerhafte Einbußen

hek Frankfurt – Vermieter von Einzelhandelsgeschäften müssen sich auf dauerhafte Mieteinbußen einstellen. Das geht aus einer Studie des auf Immobilien spezialisierten Analyseunternehmens Bulwiengesa hervor. Die Experten begründen ihre Einschätzung mit dem beschleunigten Strukturwandel. “Ein Teil des Umsatzes, der während des Lockdowns an den Onlinehandel abgegeben wird, bleibt dauerhaft für den stationären Einzelhandel verloren”, befürchtet Joseph Frechen, Bereichsleiter bei Bulwiengesa. Folge des Umsatzrückgangs seien langfristige Mietreduktionen. Denn die Höhe der Mieten hänge von den Umsätzen der Händler ab.Viele der von Schließungen betroffenen Einzelhändler hätten ihre Mietzahlungen eingestellt oder reduziert. “Zweifellos sollten Vermieter den Einzelhändlern entgegenkommen”, meint Frechen. “Im anderen Fall könnte ihnen sonst ein länger anhaltender Leerstand drohen, da Belegungsalternativen zunächst kaum vorhanden sind.” So stelle die in der Vergangenheit stark favorisierte Gastronomie derzeit keine Alternative mehr dar. Der Hintergrund: Restaurants und Gaststätten leiden ebenfalls massiv unter den Folgen der Coronakrise. Bisher ist nicht abzusehen, wann diese Betriebe wieder öffnen dürfen.Die Umsätze des stationären Einzelhandels würden kaum je wieder auf das vor der Coronakrise erreichte Niveau steigen, heißt es in der Studie. Die Mietreduktionen müssen mit Augenmaß und individualisiert vorgenommen werden. Allein die Shoppingcenter-Branche müsse mit Senkungen von rund 75 Mill. Euro jährlich rechnen.Hauptkostenblock im Einzelhandel sei die Warenbeschaffung. Dieser lasse sich ebenso wie der Personalaufwand kaum reduzieren. Es blieben die Miet- und die Mietnebenkosten: “Hier dürfte das Gros der Einzelhändler ansetzen.” Bei Mietern aus den Segmenten Mode und Bekleidung, Schuhe und Lederwaren, Hausrat und Haushaltswaren, Spielwaren, Elektronik sowie Uhren und Schmuck müssten sich Immobilieneigentümer auf Einbußen einstellen.Als vergleichsweise krisenresistent gelten dagegen Nahversorger wie Supermärkte, die weniger unter der Online-Konkurrenz leiden. Ohnehin waren Lebensmittelgeschäfte und Drogerien nicht von den Schließungen in den vergangenen Wochen betroffen.Der Immobilienberater Colliers vermutet, dass Shoppingzentren und “vitale Shoppinglagen” gestärkt aus der Krise hervorgehen werden. Einkaufszentren und Innenstadtlagen könnten eine erhöhte Wertschätzung als Orte des Zusammenkommens und des gesellschaftlichen Miteinanders erfahren. Das könne die Stunde von Mixed-Use-Objekten und Quartieren werden, die neben Einzelhandel auch über öffentliche, Fitness- oder Freizeiteinrichtungen verfügten. Im Transaktionsgeschäft mit Einzelhandelsimmobilien hat sich die Coronakrise im ersten Quartal noch nicht niedergeschlagen. Vielmehr wurde infolge einiger großer Deals ein Volumen von 4,86 Mrd. Euro erzielt, das um fast vier Fünftel über dem langjährigen Durchschnitt liegt, geht aus einer Analyse von BNP Paribas Real Estate hervor.