LafargeHolcim erwischt einen schwachen Start

Zahlen sind gut für Ex-Lafarge-Aktionäre und schlecht für Ex-Holcim-Anteilseigner

LafargeHolcim erwischt einen schwachen Start

dz Zürich – Der Zementriese LafargeHolcim hat mit dem Bericht zum dritten Quartal am Mittwoch die ersten gemeinsamen Erfolgs- und Bilanzzahlen vorgelegt. Dem offiziell am 10. Juli 2015 gegründeten Fusionsunternehmen blieb ein guter Start versagt. Der konjunkturelle Abschwung in wichtigen Absatzregionen wie China und Brasilien hat den Leistungsausweis des Konzerns ebenso ungünstig beeinflusst wie die bereits hohen, fusionsbedingten Restrukturierungskosten und die negativen Währungseinflüsse als Folge der Frankenaufwertung.Um die Aktionäre dennoch einigermaßen bei Laune zu halten, kündigte das Unternehmen bereits für das kommende Frühjahr die Ausschüttung einer unerwartet hohen Dividende von 1,5 sfr pro Aktie an. Zudem machte der Konzern Versprechungen, aus denen sich ein weiter steigender Ausschüttungstrend schon ziemlich konkret herleiten lässt. Die Investoren nahmen die Botschaft dankbar auf und verhalfen den Aktien nach einem enttäuschenden bisherigen Kursverlauf zu einem Tagesgewinn von zeitweise mehr als 5 %. Wechselkurs belastetOperativ hinterlässt LafargeHolcim alles andere als einen überzeugenden Eindruck. Der in Lokalwährungen gerechnete Nettoumsatz von 7,8 Mrd. sfr im dritten Quartal genügte weder den Erwartungen der Finanzanalysten, noch erreicht er das zu Vergleichszwecken vom Unternehmen errechnete Vorjahresniveau (-1,1 %). Dass sich die Verkäufe im Neunmonatszeitraum mit einem Minus von 0,6 % auf 22 Mrd. sfr weniger schlecht entwickelt haben als die Dreimonatszahlen, macht die Sache nicht besser – im Gegenteil: Offensichtlich haben sich die Leistungsdaten des Konzerns unmittelbar nach der Fusion weiter verschlechtert.Die Aussage gilt übrigens auch für die tatsächlich ausgewiesenen Ergebnisse in der Rechnungswährung Franken. Der Wechselkurseinfluss ließ den Umsatz im Quartal um 8,7 % und im Neunmonatsvergleich um 6,5 % einbrechen. Der operative Gewinn vor Zinskosten, Steuern, Abschreibungen und Wertberichtigungen (Ebitda) brach wechselkursbereinigt sogar um 23 % im Quartal bzw. um 14 % in den ersten neun Monaten ein. Selbst unter Herausrechnung der bereits verbuchten Restrukturierungskosten von 699 Mill. sfr und des negativen Wechselkurseinflusses blieb das Ebitda im dritten Quartal 8,9 % bzw. in der Neunmonatsperiode 3,2 % unter Vorjahr.Die Betriebe der ehemaligen Lafarge scheinen den Konzern deutlich stärker zu belasten als jene der ehemaligen Holcim, und umgekehrt laufen die Geschäfte offenbar dort am besten, wo Holcim ihre führenden Positionen in die Ehe eingebracht hat. Ein Schwergewicht von Lafarge in Asien ist zum Beispiel China, wo das Zementgeschäft volumenmäßig (-6,4 %) und vor allem preislich (-15,7 %) buchstäblich eingebrochen ist. Auch in Brasilien, dem einzigen wichtigen Land in Südamerika, in dem Lafarge die Nase vor Holcim hatte, gingen Volumen und Preise im Neunmonatszeitraum massiv zurück. Im Gegensatz dazu konnte die Geschäftsentwicklung in Ländern wie Argentinien, Mexiko, Philippinen, Großbritannien und USA von “soliden Trends” in diesen Märkten profitieren, wie Konzernchef Eric Olsen erklärte. In diesen Ländern ist Holcim traditionell stärker verankert.Das Fusionsprojekt ist freilich noch lange nicht abgeschlossen. Von den angestrebten Synergien von 1,5 Mrd. sfr pro Jahr sind bislang erst 100 Mill. sfr eingefahren. Hohe Restrukturierungskosten dürften die Ergebnisse noch längere Zeit belasten. Im Wissen um die Durststrecke will die Konzernführung nun ein Zückerchen an die Aktionäre verteilen und die Dividende schon im Frühjahr von 1,30 sfr auf 1,5 sfr pro Titel erhöhen. Damit kämen schon fast 500 Mill. sfr und rund die Hälfte des für 2015 erwarteten Reingewinns zur Ausschüttung. Hohe Ausschüttungen entsprechen auch dem ursprünglichen Plan der Fusion, denn der Konzern hat in seiner jetzigen Form in allen wichtigen Märkten die nötigen Produktionskapazitäten und kann damit sein Investitionsvolumen stark vermindern. Vor diesem Hintergrund verspricht der Konzern für die nächsten drei Jahre einen kumulierten freien Cash-flow von mindestens 10 Mrd. sfr sowie ein Ebitda ab 2018 von mindestens 8 Mrd. sfr.—– Wertberichtigt Seite 8