LafargeHolcim überrascht skeptische Anleger

Zementkonzern startet nach schwachem ersten Quartal durch - Steigende Preise helfen - Werksverkäufe werden ausgeweitet

LafargeHolcim überrascht skeptische Anleger

Der vor Jahresfrist fusionierte Zementriese LafargeHolcim hat die Anleger mit starken Quartalszahlen überrascht. Trotz globaler Risiken hält der Vorstand an seiner Jahresprognose fest.ge Berlin – Nach einem schwachen ersten Quartal hat die Schweizer LafargeHolcim mit guten Geschäften im Frühjahr die Anleger überrascht. Mit einem Plus von 5 % war der Zementkonzern am Freitag der bei weitem stärkste Wert an seiner Heimatbörse in Zürich. Allerdings notiert das Unternehmen aktuell 10 % unter dem Stand zu Jahresbeginn – nach einem Minus von 25 % im Turnus zuvor. Der in jüngster Zeit kritisierte Chef des Weltmarktführers, Eric Olsen, bekräftigte nach den guten Quartalszahlen die Prognose, die Analysten zuletzt in Frage gestellt hatten. “Unsere Märkte sind weiter makroökonomischen Risiken ausgesetzt. Wir halten unsere Vorgaben trotzdem ein und sind auf dem richtigen Weg, unsere Ziele für 2016 zu erreichen.”Der vor ziemlich genau Jahresfrist aus der Schweizer Holcim und der französischen Lafarge fusionierte Konzern peilt für 2016 einen Anstieg des bereinigten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um zumindest einen hohen einstelligen Prozentbetrag an. Für das zweite Quartal wurde auf vergleichbarer Basis mit 1,7 Mrd. sfr ein Plus von 6 % zum Vorjahr ausgewiesen. In den ersten drei Monaten war noch ein Minus von 17 % zu verkraften. Der Zusammenschluss der beiden Konzerne beginne Früchte zu tragen, versicherte Olsen: “Wir haben die Integration abgeschlossen. Wir sind nun ein geschlossenes Team.” Die Konkurrenten HeidelbergCement, Cemex oder CRH hatten zuletzt aber bessere Zahlen vorgelegt.Im zweiten Quartal verdiente LafargeHolcim vor allem in Asien (plus 18 %), Lateinamerika sowie Europa deutlich mehr. In China gebe es “Zeichen einer Erholung”, heißt es im Zwischenbericht. Stark belastet wurde das Geschäft in Nigeria, wo Unterbrechungen der Gasversorgung und Streiks die Hoffnungen bremsten, die das Management in diesen aufstrebenden Markt setzt. Ohne diesen Effekt wäre das bereinigte Ebitda doppelt so schnell um 13 % gestiegen, versichert Olsen. Die Erlöse sanken im Konzern um 2,1 % auf 7,3 Mrd. sfr, wobei nur in Nordamerika ein leichtes Plus erzielt wurde. Zinskosten leicht gedrücktAllerdings trennte sich LafargeHolcim im großen Stil von Werken in Indien, Sri Lanka, China und Vietnam. Damit sei schon heute das 2016er Desinvestitionsziel von 3,5 Mrd. sfr übererfüllt, das dabei helfen soll, die Nettofinanzschulden von heute 18,1 Mrd. sfr bis zum Ende des Jahres auf etwa 13 Mrd. abzutragen. Um hier weitere Fortschritte erzielen zu können, wurde das Verkaufsziel um weitere 1,5 Mrd. sfr aufgestockt. “Wir gehen davon aus, das verbleibende Programm bis Ende 2017 abschließen zu können”, ist Olsen sicher.Geholfen hat LafargeHolcim, dass die Zementpreise im Vergleich zum Vorquartal um gut 2 % stiegen, nachdem sie schon zu Jahresbeginn zugelegt hatten. Mit dem Ende der Werksverkäufe und dem Cash-flow, der durch Synergien und den reduzierten Investitionsaufwand an Schwung gewinnen soll, würden die Bonitätskennzahlen deutlich gestärkt, erwartet das Management und verspricht, durch Aktienrückkäufe oder Sonderdividenden Kapital an die Aktionäre zurückführen, dabei aber gleichzeitig das solide Investment-Grade-Rating beibehalten zu wollen.Mit den im bisherigen Jahresverlauf vereinbarten Refinanzierungen konnte der Vorstand die durchschnittliche Kreditlaufzeit von 4,2 Jahren Ende 2015 auf 4,9 Jahre zur Jahresmitte 2016 verlängern. Zugleich wurden die Zinskosten von 5,1 % im Schnitt auf immer noch beachtliche 4,7 % per Ende Juni gedrückt, heißt es im Bericht weiter.