Lange Koexistenz von 4G- und 5G-Netzen
scd Frankfurt – Das Marktforschungsunternehmen Gartner rechnet in den kommenden Jahren mit einem rasanten Anstieg der Erlöse mit 5G-Mobilfunknetz-Infrastruktur. Im laufenden Turnus sollen es gut 2,2 Mrd. Dollar sein und damit bereits rund 6 % der erwarteten globalen Branchenerlöse von knapp 36 Mrd. Dollar. Bei nahezu unveränderten Gesamterlösen dürften Umsatz und Anteil von 5G in den nächsten Jahren rasant wachsen. Allein 2020 soll sich beides verdoppeln. Gartner-Analyst Sylvain Fabre zufolge dürfte der Umsatz 2023 dann bereits 15,1 Mrd. Dollar erreichen und damit dann auch den Umsatz mit 4G-Netz-Infrastruktur übertreffen, die im laufenden Jahr noch 19,3 Mrd. Dollar betrug, in den kommenden Jahren aber auch nur langsam abschmelzen dürfte (siehe Grafik).”Für die 5G-Bereitstellung werden die Telekommunikationsdienstleister in diesem Jahr primär auf bestehende Infrastruktur aufsetzen”, erklärt Fabre. Dies erlaube einen schnelleren Ausbau der 5G-Technologie. 5G lässt sich leicht parallel und aufbauend auf bestehender 4G-Kern-Infrastruktur installieren. Ab dem kommenden Jahr erwartet Fabre dann, dass eigenständige 5G-Infrastruktur, die auf einem 5G-Kernnetzwerk aufsetzt, stärker ausgerollt wird. Damit verbunden seien geringere Kosten für die Telekomfirmen und eine verbesserte Leistungsfähigkeit des Mobilfunknetzes für die Anwender. Fokus auf Metropolen Allerdings geht der Gartner-Analyst davon aus, dass eine landesweite 5G-Abdeckung deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen werde als bei früheren Mobilfunkgenerationen. Um das Gefühl eines deutlichen Leistungsabfalls bei den Anwendern zu vermeiden, müssten bestehende 4G-Netze, die um 5G-versorgte Gebiete liegen, gezielt verbessert werden. Damit erwartet Gartner auch in den Jahren 2019 bis 2021 weiterhin signifikante Ausgaben für Modernisierung und Pflege der 4G-Netzwerke, da der Fokus des 5G-Ausbaus vorerst auf wenigen besonders dicht besiedelte Gebieten liegen dürfte.Laut Gartner haben zahlreiche Länder mit dem gezielten 5G-Roll-out bereits begonnen, darunter neben typischen technologischen Vorreitern wie Südkorea oder den USA auch einige europäische Länder wie die Schweiz, Finnland und Großbritannien. In zahlreichen anderen Ländern wie Deutschland, Kanada, Frankreich, Spanien, Schweden oder Katar haben die Telekomgesellschaften wenigstens bereits Pläne für den Ausbau vorgelegt und entsprechende Frequenzen ersteigert.Stärker noch als frühere Mobilfunkgenerationen dürften 5G-Dienste sich nicht nur an Privatanwender, sondern auch an Firmenkunden richten, bei denen es viele Anwendungsfelder für ein latenzarmes schnelleres Mobilfunknetz gibt – darunter smarte Fabriken, autonome Mobilitätsdienste, Landwirtschaft, fernbetreute Gesundheitsdienste oder im Einzelhandel. Auch lokale, private 5G-Netze für Firmen seien ein Thema. In Deutschland ist die Bedeutung für die Industrie sogar so hoch eingeschätzt worden, dass Unternehmen auch direkt Frequenzen für eigene, lokale Netze erwerben dürfen, die von der Versteigerung an die Telekomfirmen im Frühjahr ausgenommen worden waren. Auch Japan hat bestimmte Frequenzen für die Industrie reserviert. Die großen Telekomausrüster haben das auf dem Schirm und entsprechende Angebote für Firmenkunden erarbeitet. Aufgrund des anhaltenden Streits von Huawei mit der US-Regierung und dem wachsenden Misstrauen gegen den chinesischen Konzern in anderen Ländern wird erwartet, dass Ericsson und Nokia bei 5G-Projekten dominieren werden.