EON

Langer Atem

Die Aktionäre des Energieversorgers Eon sind nicht zu beneiden. Ihre mehrere Jahre lang stabile Dividende von 1,50 Euro war nach dem Fukushima-Schock bereits deutlich gekappt worden. Und für das gerade erst begonnene Jahr 2013 stellt der Konzern...

Langer Atem

Die Aktionäre des Energieversorgers Eon sind nicht zu beneiden. Ihre mehrere Jahre lang stabile Dividende von 1,50 Euro war nach dem Fukushima-Schock bereits deutlich gekappt worden. Und für das gerade erst begonnene Jahr 2013 stellt der Konzern ihnen nur noch eine Ausschüttung von etwa 60 bis 80 Cent je Aktie in Aussicht. Am Aktienkurs können sich die Anteilseigner ohnehin schon lange nicht mehr erfreuen.Der Grund für diese Entwicklung ist klar: Eon brechen auf breiter Front die Gewinne in den Kernsparten weg. Die alten Geschäftsmodelle in der Energiewirtschaft, die lange Jahre für satte Gewinne gesorgt haben, taugen nichts mehr. Das Gasgeschäft wurde durch die Schiefergas-Revolution in den USA einmal kräftig durchgeschüttelt. Und in der Stromerzeugung bleiben europaweit immer mehr Kraftwerke vom Netz, seit die Wirtschaftskrise die Nachfrage drückt und der massive Aufbau der erneuerbaren Energien kaum noch Platz im Markt für Kohle- oder Gasstrom lässt.Eon reagiert zurzeit, wie auch fast alle anderen großen Versorger in Europa reagieren: Das Portfolio wird ausgemistet und milliardenschwere Desinvestitions- und Sparprogramme werden gestartet. Investitionen werden gekürzt, die Konzernstrukturen auf den Prüfstand gestellt.Eon beschreitet aber noch einen weiteren Weg des Gegensteuerns, nämlich den der Suche nach neuen Märkten. Der Einstieg in der Türkei wurde erst vor wenigen Wochen besiegelt. Zuvor hatte Vorstandschef Johannes Teyssen auch schon Mut beim Sprung nach Brasilien bewiesen. Und jetzt lässt er auch noch ein neues Geschäftsmodell rund um die dezentralen Energien entwickeln. Mit diesem kleinteiligen Geschäft rund um Blockheizkraftwerke, Biogas-, Solar- oder Windanlagen, das den Markt immer stärker durchdringt, konnte Eon bislang nicht viel anfangen. Dies soll sich nun ändern und das Geschäft soll industriell aufgearbeitet werden.Vor gut fünf Jahren hatte Eon schon einmal eine ähnliche Phase des Umsteuerns. Damals ging es darum, eine Erneuerbare-Energien- und eine Upstream-Sparte aufzubauen und den russischen Strommarkt zu erobern. Heute sind gerade dies drei der wichtigsten Wachstumsfelder des Konzerns mit steigenden Ergebnisbeiträgen.Dies sollte dem Konzern und den zuletzt so gebeutelten Aktionären die Hoffnung geben, dass auch der nun eingeleitete Umbau Früchte trägt. Die Beispiele zeigen aber auch: Der Aufbau neuer Märkte ist eine langwierige Angelegenheit. Alle Seiten sollten einen langen Atem haben.