Langer Atem

Cevian muss sich in Geduld üben - Misserfolg Bilfinger - Aufspaltung gehört zum Handwerkszeug

Langer Atem

Von Walther Becker, FrankfurtMit kurzatmigen Aktionärsaktivisten, die nur auf den schnellen Euro aus sind, will sich Cevian nicht in einen Topf werfen lassen. Der Finanzinvestor hält sich viel auf seinen langen Atem zugute. Und Cevian hat einen langen Atem, heißt es immer wieder in Abgrenzung von kurzfristig orientierten Aktionärsaktivisten. Doch die Schweden müssen sich auch in Geduld üben, wie der Blick auf ihre Investments zeigt.Alles andere als ein Erfolg ist das Engagement bei Bilfinger, wo Cevian-Partner Eckhard Cordes den Aufsichtsrat führt. Der ehemalige Baukonzern wird filetiert, bis nur mehr ein kümmerlicher Rest verbleibt. Eine Spaltungsstrategie wie bei ABB forciert, hatte auch Metso in Skandinavien umgesetzt. Bei der britischen Cookson erreichte Cevian 2012 die Aufspaltung in Alent und Vesuvius. Cevian-Mitgründer Lars Förberg hatte Bilfinger als “unser schlechtestes Investment aller Zeiten” bezeichnet. Für das Engagement bei Thyssenkrupp gilt offenbar noch das Prinzip Hoffnung. Dort sprach er im Interview mit dem “Manager-Magazin” davon, “dass es noch ordentlich Mühe und Gestaltungswillen kosten wird, ehe das Unternehmen wirklich wettbewerbsfähig ist und erfolgreich dasteht”. Dazu setzte er Konzernchef Heinrich Hiesinger unter Druck: “Jede Sparte muss mindestens so gut sein wie der beste Wettbewerber.”Investoren sind Pensionsfonds aus Nordamerika, Staatsfonds aus Nahost und Skandinavien, Family Offices, Industrielle und Dachfonds. Das Volumen an Kundengeldern wird auf 10 Mrd. Euro beziffert. Anders als außerbörsliche Beteiligungsgesellschaften engagiert sich die 2002 gestartete Cevian in Public Equity und im Unterschied zu Hedgefonds profitiert sie allein von Kurssteigerungen: also weder Leverage wie Private Equity noch Shortselling. Der aktive Aktionär versteht sein Agieren gerne als Weckruf für Manager. In der Regel verlangt Cevian einen Sitz im Aufsichtsrat von Unternehmen, an denen sie beteiligt ist. Cevian, das betont der für das Deutschland-Geschäft verantwortliche Partner Jens Tischendorf gerne, sei ein langfristig orientierter Investor – an den durchaus überschaubaren Haltezeiten bei Demag Cranes und Munich Re in der Vergangenheit ließ sich das nicht ablesen. Mit dem Engagement bei der an Terex verkauften Demag wurde der Einsatz binnen Jahresfrist fast verdoppelt. Eine zersplitterte Aktionärsstruktur deute meist auf Passivität der Eigner hin, ist Cevian überzeugt.Mit der Strategie aktiver Teilhaberschaft sollen andere Gesellschafter veranlasst werden, dem eigenen Vorbild zu folgen, was wiederum der Performance helfe. Cevian versteht sich als Eigenkapitalinvestor, der signifikante Minderheitsanteile an unterbewerteten, börsennotierten Unternehmen in Nordeuropa erwirbt. Laut Eigendarstellung arbeitet man “konstruktiv mit dem Management und dem Aufsichtsrat der Portfoliounternehmen” zusammen – wobei Vorstände oftmals eine andere Vorstellung von “konstruktiv” haben.