Trotz Gewinnsprungs

Cloud-Sorgen treiben Amazon-Investoren um

Der E-Commerce-Riese hat für das erste Quartal einen unerwartet hohen Gewinn vermeldet. Doch die anfänglich positive Investorenstimmung schlägt angesichts einer enttäuschenden Entwicklung im Cloud-Geschäft schnell um.

Cloud-Sorgen treiben Amazon-Investoren um

Cloud-Sorgen bei Amazon

Schwächeres Wachstum von Tochter AWS überschattet kräftige Gewinnsteigerung

xaw New York

Trotz einer stärker als erwartet ausgefallenen Umsatz- und Gewinnentwicklung im ersten Quartal breitet sich unter den Amazon-Aktionären Verunsicherung aus. Denn das Wachstum der Cloud-Computing-Tochter Amazon Web Services (AWS) ist im April auf 11% abgeflaut, wie der Konzern in einem Investorencall nach US-Börsenschluss am Donnerstag mitteilte.

Im ersten Quartal des laufenden Jahres zog der Umsatz der Einheit, die als entscheidender Treiber für die Profitabilität des Online-Riesen gilt, noch um 16% an. Dies bedeutete allerdings bereits die schwächste Steigerung auf Jahressicht, seitdem Amazon 2015 begann, die Performance von AWS gesondert auszuweisen. Auf die Mitteilung zur enttäuschenden Entwicklung im April hin gab die Aktie des Tech-Konzerns nachbörslich zeitweise um mehr als 2% nach – den regulären Handel hatte sie noch mit einem Plus von 4,6% zum Vortag beendet.

Die Cloud-Sorgen überschatteten damit eine überraschende Umsatzsteigerung um 9% auf 127,4 Mrd. Dollar. Auf einen Verlust von 3,8 Mrd. Dollar im Vorjahreszeitraum folgte im ersten Quartal ein Nettogewinn von 3,2 Mrd. Dollar, der damit 50% höher ausfiel als von Analysten erwartet. Zuletzt hat Amazon den Fokus verstärkt auf Einsparungen und Profitabilitätssteigerungen gelegt. Im März kündigte der Konzern die Streichung von 9000 Stellen an, nachdem er im Rahmen einer früheren Kürzungsrunde bereits 18000 Kündigungen avisiert hatte. Betroffen sind Mitarbeiter von AWS, der Werbeabteilung, der Streaming-Einheit Twitch und unprofitabler Sparten wie dem Elektrogeräte-Geschäft.

Fitness-Produkte eingestampft

Zudem vermeldete Amazon Mitte des vergangenen Monats, den Bau einer zweiten Firmenzentrale nahe der US-Hauptstadt Washington unterbrochen zu haben. An dem Standort waren bis ins Jahr 2030 Investitionsausgaben von 2,5 Mrd. Dollar vorgesehen, durch das Projekt sollten in der Region 25000 Jobs geschaffen werden. Am Mittwoch kündigte der Konzern zudem an, alle Produkte seiner Fitness-Sparte Halo einzustampfen.

Die höhere Kostendisziplin trifft nun mit größeren Erlössteigerungen im internationalen und im Werbegeschäft zusammen. Der Umsatz in letztgenanntem Bereich legte gegenüber dem Vorjahr besonders kräftig um 21% auf 9,5 Mrd. Dollar zu. In den vergangenen Monaten litten die Einnahmen zahlreicher Technologieriesen noch stark unter dem eingetrübten Konjunkturumfeld und der daraus resultierenden gesunkenen Ausgabebereitschaft von Werbekunden.

Allerdings profitierte auch Meta Platforms im Auftaktquartal von einem Aufschwung im Werbegeschäft. Die Facebook-Mutter vermeldete am Mittwoch die erste Absatzsteigerung seit fast einem Jahr, die Aktie zog daraufhin kräftig an. Auch Microsoft und Alphabet profitierten an der Börse von ihren robusten Zahlenwerken. Amazon ist damit der erste große Tech-Wert, dem im Rahmen der aktuellen Berichtssaison eine wirklich negative Anlegerreaktion entgegenschlägt.

Dies untermauert erneut, welch zentrale Rolle das Cloud-Geschäft in der Börsenstory des Konzerns einnimmt. Laut dem Analyseanbieter Synergy kontrolliert Amazon rund 34% des Cloud-Marktes. Microsoft und Alphabet kommen auf geringere Anteile, aber höhere Wachstumsraten – wenngleich sich diese zuletzt ebenfalls rückläufig entwickelt haben.