Lanxess elektrisiert mit Übernahme

Mit Transaktionsvolumen von 2,4 Mrd. Euro größte Akquisition der Firmengeschichte - Ausbau des Additivgeschäfts - Aktie haussiert

Lanxess elektrisiert mit Übernahme

Lanxess beteiligt sich mit der größten Akquisition der Firmengeschichte an der Konsolidierung in der Chemieindustrie. Für 2,4 Mrd. Euro stärken die Kölner das Additivgeschäft der Geschäftseinheit Rheinchemie.ab Düsseldorf – Der Chemiekonzern Lanxess streift die Fesseln der Vergangenheit ab und geht die größte Akquisition der Firmengeschichte an. Mit der Übernahme der US-amerikanischen Chemtura im Volumen von 2,4 Mrd. Euro (inklusive Schulden) wird der Konzern auf eine breitere Basis gestellt. Zudem wird das Geschäft in Nordamerika deutlich ausgebaut. Für Lanxess-Chef Matthias Zachert handelt sich um “einen großen strategischen Wurf”. Nach den Angaben brachte es Chemtura, die sich im Additivgeschäft auf Schmierstoffe und Flammschutzmittel spezialisiert hat, in den vergangenen vier Quartalen auf einen Umsatz von 1,5 Mrd. Dollar. Daraus wurde ein bereinigtes operatives Ergebnis von 245 Mill. Dollar gezogen.Mit einem Vielfachen des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 10,2 zahlt Lanxess ein relativ geringes Multiple (siehe Tabelle). Berücksichtigt man die erwarteten Synergien von 100 Mill. Euro, die bis 2020 gehoben sein sollen, reduziert sich das Multiple auf 7. Entsprechend schnellte die Aktie um bis zu 12 % in die Höhe. Zum Handelsende stand mit 52,66 Euro ein Plus von 8,1 % zu Buche.Je Chemtura-Aktie bietet Lanxess 33,50 Dollar oder umgerechnet 1,9 Mrd. Euro in Summe. Die Barofferte enthält eine Prämie auf den Schlusskurs vom Freitag von 19 %. Das sei für beide Seiten ein fairer und attraktiver Preis, sagte Zachert. Chemtura, die unter Druck von Aktionärsaktivisten steht, war wohl nicht einfach von der Vorteilhaftigkeit der Transaktion zu überzeugen, ließ Zachert durchblicken. Immerhin seien zwischen der ersten Kontaktaufnahme und der Übernahmevereinbarung fast neun Monate vergangen.Die Transaktion bedarf noch der Zustimmung der Chemtura-Aktionäre sowie der kartellrechtlichen Genehmigung. Die Hauptversammlung soll spätestens in drei Monaten durchgeführt werden, sagte Zachert. Die kartellrechtliche Freigabe dürfte noch etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. Zachert ist jedoch davon überzeugt, dass es keine größeren Probleme geben wird. Mit dem Abschluss der Transaktion, die vom ersten Geschäftsjahr an einen Beitrag zum Ergebnis je Aktie liefern soll, wird Mitte 2017 gerechnet.Zwar wollte Zachert nicht ausschließen, dass womöglich noch andere Bieter auf den Plan treten, nach seiner Einschätzung ist der Preis jedoch nur gerechtfertigt, wenn sich die Geschäfte wie bei Lanxess komplementär ergänzen. Die Brückenfinanzierung über 2 Mrd. Euro stellen J.P. Morgan und Barclays. Lanxess will aber so schnell wie möglich zur Ausfinanzierung schreiten, wie Finanzvorstand Michael Pontzen sagte. Im Fokus stehe dabei der Erhalt des Ratings guter Bonität. Daher sollen auch 500 bis 750 Mill. Euro über Hybridanleihen finanziert werden, rechnen die Ratingagenturen das Nachrangkapital doch hälftig dem Eigenkapital zu. 1 bis 1,25 Mrd. Euro will Lanxess am Bondmarkt holen. Moody’s bestätigte das Rating von “Baa3” mit stabilem Ausblick.Drei Viertel des Chemtura-Geschäfts entfallen auf industrielle Schmierstoffadditive und Flammschutzmittel. Zusammen mit der Business Unit Rheinchemie entsteht daraus die neue Division Performance Additives. Ein Viertel des Umsatzes erwirtschaftet Chemtura mit Urethanen für die Bau- und Elektroindustrie (250 Mill. Dollar) und Organometallen (150 Mill. Dollar), die als Katalysatoren zur Synthese von Feinchemikalien verwendet werden. In beiden Geschäften ist Lanxess bislang nicht aktiv. Die Zukunft dieser Geschäfte ließ Zachert auf Nachfrage offen.