Lanxess kappt Prognose

Keine schnelle Rückkehr auf Wachstumspfad - Liquiditätspuffer geschaffen - Dividendenvorschlag bleibt

Lanxess kappt Prognose

ab Düsseldorf – Lanxess zollt den Folgen der Coronakrise Tribut und nimmt die Prognose fürs Geschäftsjahr zurück. Das bereinigte operative Ergebnis wird im Gesamtjahr nur noch in einer Spanne von 800 bis 900 Mill. Euro erwartet, wie Vorstandschef Matthias Zachert in einer Telefonkonferenz sagte. Damit hat der Chemiekonzern die Ergebnisspanne um weitere 100 Mill. Euro reduziert. Am unteren Rand der Prognosespanne entspräche das einem Ergebniseinbruch um ein Fünftel.Nach Einschätzung von Lanxess ist der Höhepunkt der Krise noch nicht erreicht. Entsprechend wird in den beiden Folgequartalen mit schärferen Einbrüchen gerechnet, nachdem sich das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im ersten Quartal um fast 10 % auf 245 Mill. Euro verringerte, damit aber leicht über den Analystenschätzungen lag.Die für das laufende Quartal avisierte Ergebnisspanne von 200 bis 250 (i.V. 286) Mill. Euro sieht Zachert aktuell eher am unteren Prognoserand: “Wir gehen für dieses Jahr von einer sehr schwierigen Situation aus.” Denn die Folgen der Krise, die sich in Europa und Nordamerika in steigenden Kurzarbeiter- und Arbeitslosenzahlen spiegelten, blieben nicht ohne Auswirkung auf Kaufkraft und Konsumnachfrage. Selbst in China, wo die Industrieproduktion im zweiten Quartal wieder hochgefahren wurde, bleibe die wirtschaftliche Entwicklung eingetrübt.Umso wichtiger sei es, die Liquidität im Blick zu behalten. Erfahrungen aus anderen Krisen lehrten, dass es liquiditätsseitig erst nach drei bis sechs Monaten eng werde, sagte Zachert mit Verweis auf die Finanzkrise. Vor diesem Hintergrund hat Lanxess die syndizierte Kreditlinie über 1 Mrd. Euro Ende März voll gezogen und verfügt nun über einen Puffer von 3 Mrd. Euro. Mit dem Zahlungseingang aus dem Verkauf der Beteiligung am Chemieparkbetreiber Currenta – im zweiten Quartal wird vor Steuern ein Zufluss von 930 Mill. Euro erwartet – soll die Betriebsmittellinie schrittweise zurückgefahren werden. Schon am 6. April hatte Lanxess das kurz zuvor angekündigte Aktienrückkaufprogramm ausgesetzt. MaßnahmenpaketDarüber hinaus tritt Lanxess auf die Kostenbremse und will im laufenden Turnus 50 bis 100 Mill. Euro bei den variablen Kosten einsparen. Hinzu kommt die Kürzung des Investitionsbudgets um 50 Mill. Euro, das sich ursprünglich auf 500 Mill. Euro belaufen hatte. Hier würden Wachstumsprojekte, welche die am schwersten betroffenen Branchen (Auto, Aviation, Öl/Gas) beträfen, verschoben. Last but not least üben auch die Top-Manager Verzicht. So wird der Bonus für den Vorstand halbiert, auf der ersten Führungsebene um 25 % gekürzt. Der Aufsichtsrat verzichtet auf 20 % der Vergütung.Weitgehend ungeschoren kommen dagegen die Aktionäre davon. Wenngleich der neue Termin für die Hauptversammlung noch nicht feststehe, habe der Dividendenvorschlag von 0,95 Euro je Aktie Stand heute Bestand, sagte Zachert.Zwar hält sich Lanxess zugute, inzwischen über ein besser ausbalanciertes Portfolio zu verfügen. Die Abhängigkeit von der Automobilindustrie, die sich schon vor Ausbruch der Pandemie in schwerem Fahrwasser bewegte, sorgte im Berichtsquartal für Belastungen. Das spiegelt sich in den Segmentergebnissen von Engineering Materials und Advanced Intermediates, die um 24,6 % respektive 16,2 % nachgaben. Ergebniszuwächse bei Specialty Additives (+ 2,4 %) und Consumer Protection (+ 11,7 %) konnten das nicht vollständig kompensieren. Immerhin seien die Lieferketten noch intakt, sagte Zachert. Nur in China, Italien, Indien und Argentinien sei es zu vorübergehenden Produktionsstillständen gekommen.Auf Kurzarbeit hat Lanxess in Deutschland bislang nur an drei Standorten zurückgegriffen, die vornehmlich Vorprodukte für die Automobilindustrie herstellen. Betroffen sind 300 Beschäftigte. Weder lasse sich ausschließen, dass es zu Unterbrechungen in der Wertschöpfungskette komme, noch, dass die Kurzarbeit ausgeweitet werde, verdeutlichte der Lanxess-Chef die eingeschränkte Visibilität. Trotz der düsteren Aussichten griffen die Investoren zu. Der MDax-Wert legte um 1,2 % auf 46,09 Euro zu.