Lanxess legt nach Rekordjahr Vollbremsung hin

Ergebniseinbruch im ersten Quartal - Dividende steigt - Investitionsniveau bleibt 2013 hoch - Aktie rauscht in die Tiefe

Lanxess legt nach Rekordjahr Vollbremsung hin

Mit Rekordzahlen im Rücken ist Dax-Neuling Lanxess der Start in den neuen Turnus missglückt. Der für das erste Quartal erwartete Ergebniseinbruch ließ die Aktie in der Spitze um über 8 % einbrechen. Daran änderte auch die höhere Dividende nichts.ab Düsseldorf – Mit einem düsteren Ausblick auf das laufende Quartal hat der Chemiekonzern Lanxess die Investoren schockiert. Für den Zeitraum Januar bis März rechnen die Leverkusener mit einem operativen Ergebnis von lediglich 160 Mill. bis 180 Mill. Euro, wie Vorstandschef Axel Heitmann bei der Bilanzvorlage sagte. Das ist mehr als eine Halbierung im Vergleich zum Vorjahr.Ursächlich dafür ist die ausgeprägte Nachfrageschwäche in Europa, die die hiesige Auto- und Reifenindustrie im Griff hat. “Wenn in diesen Monaten fünf Automobilhersteller und zwei Reifenproduzenten Werksschließungen bzw. Kapazitätsreduzierungen ankündigen, dann ist das für uns natürlich spürbar”, veranschaulichte Heitmann. Etwa 40 % des Konzernumsatzes erwirtschaftet Lanxess mit der Auto- und Reifenindustrie.Gleichwohl übte sich Heitmann in Zuversicht. Es handele sich um eine temporäre Marktentwicklung, in der zweiten Jahreshälfte werde wieder mit einer anziehenden Nachfrage gerechnet. Entsprechend werde 2013 wieder ein erfolgreiches Jahr für Lanxess, auch wenn das Rekordniveau von 2012 außer Reichweite liege. Konkreter wollte sich Heitmann nicht festlegen. Traditionell veröffentlichen die Leverkusener ihre Prognose für das Gesamtjahr erst mit dem Bericht zum ersten Quartal. Läger teils noch gut gefülltErschreckend ist jedoch, dass sich die Nachfrage im Startquartal nur auf dem Niveau des saisonal bedingt schwachen vierten Quartals bewegt und Lanxess auch im zweiten Quartal lediglich “mit einem leichten Nachfragenanstieg” rechnet. In normalen Zeiten erwirtschaftet Lanxess etwa 60 % des Umsatzes und Ergebnisses in der ersten Jahreshälfte.Seit Herbst 2012 disponierten die Kunden vorsichtiger, erläuterte Heitmann. Zugleich verwies der Manager aber auch auf deutliche regionale Unterschiede. Bei den Kunden in Asien seien die Läger noch sehr gut gefüllt. Entsprechend sei hier mit einem noch längeren Anpassungsprozess zu rechnen. Auf die Nachfragesituation reagiert Lanxess mit der vorübergehenden Stilllegung von zwei Produktionsanlagen (vgl. BZ vom 8. März). “Wir managen den Nachfragerückgang lieber Inhouse”, erläuterte Heitmann das Festhalten an der Preis-vor-Menge-Strategie, mit der die Leverkusener in der Vergangenheit gute Erfahrungen machten.Der als vorübergehend angesehene Nachfrageeinbruch beeinträchtigt zunächst den eingeschlagenen Wachstumskurs jedoch nicht. Die Investitionen, für die zuletzt 696 Mill. Euro ausgegeben wurden, sollen im laufenden Turnus auf diesem Niveau (650 bis 700 Mill. Euro) gehalten werden. Zudem wird das Budget für Forschung und Entwicklung nach den Angaben abermals um 10 % erhöht, nachdem es 2012 bereits um ein Drittel auf 192 Mill. Euro aufgestockt worden war.Mit den Investitionen – sie lagen um 95 % über den Abschreibungen – wollen die Leverkusener sicherstellen, ihre ehrgeizigen Mittelfristziele zu erreichen. Für 2014 steht unverändert ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 1,4 Mrd. Euro im Geschäftsplan, 2018 sollen es 1,8 Mrd. Euro sein. Zukäufe bleiben auf RadarNeben organischem Wachstum sollen dabei auch Akquisitionen helfen, wie Heitmann gestern nochmals betonte. Dabei verwies er wie zufällig auf Saltigo, die Feinchemie von Lanxess. Die rechtlich selbständige Einheit profitierte 2012 von der Fokussierung auf das Agro-Geschäft und versteht sich heute als weltweit größter Auftragsfertiger für hochwertige Pflanzenschutzprodukte. Nach früheren Angaben will Lanxess zu zwei Dritteln organisch und zu einem Drittel über Akquisitionen wachsen.An dem Rekordergebnis aus dem Vorjahr – Lanxess übersprang beim Umsatz erstmals die 9-Mrd.-Grenze und erwirtschaftete ein bereinigtes Ebitda von 1,2 Mrd. Euro (+ 7 %) – sollen die Aktionäre mit einer um 18 % auf 1 Euro erhöhten Dividende beteiligt werden. Von der Aussicht auf eine höhere Ausschüttung ließen sich die Investoren jedoch nicht beeindrucken. Für sie wog der düstere Ausblick schwerer.In der Spitze brach die Aktie, die dem Dax erst seit September 2012 angehört, um über 8 % ein. Zum Handelsschluss stand mit 58,31 Euro ein Verlust von 5,95 % zu Buche. Im Gefolge gaben auch andere europäische Chemiewerte deutlich nach.