Lanxess nimmt Kapazitäten aus dem Markt
ab Köln – Der Chemiekonzern Lanxess setzt sein Umbauprogramm beherzt fort. Nach dem Stellenabbau in der Verwaltung geht es jetzt an die Optimierung des Produktionsnetzwerks. Bis zum Jahresende soll die Kautschukproduktion in Marl beendet werden. Die Partnersuche zieht sich dagegen hin.Lanxess hat im abgelaufenen Turnus wichtige Finanzziele erreicht. Dank einer deutlichen Verbesserung des operativen Cash-flow konnte die Nettoverschuldung binnen Jahresfrist auf 1,3 (i.V. 1,7) Mrd. Euro zurückgeführt werden. Mit dem 3,1-Fachen des operativen Ergebnisses liegt die ratingrelevante Verschuldung, in der auch die gestiegenen Pensionsrückstellungen berücksichtigt werden, aber noch nicht im Zielkorridor. “Wir sind schneller vorangekommen als gedacht”, kommentierte Vorstandschef Matthias Zachert bei der Bilanzvorlage des Unternehmens in Köln.Vor diesem Hintergrund sollen die Aktionäre auch eine unveränderte Dividende von 0,50 Euro je Aktie erhalten. In Summe werden 46 Mill. Euro ausgekehrt, was in etwa dem Jahresgewinn entspricht. Positiv ist allerdings, dass Lanxess die Rückkehr in die schwarzen Zahlen gelungen ist, obwohl sich an den Marktgegebenheiten nichts Wesentliches geändert hat. Entsprechend bezeichnete Zachert 2015 auch als “weiteres Übergangsjahr”. Zur Erinnerung: Lanxess hat sich mit einem riesigen Investitionsprogramm im Kautschukbereich verhoben und kämpft nun gegen massive Überkapazitäten, die den Preisverfall anheizen.Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht, wie auch ein Blick auf das vierte Quartal verdeutlicht. Im Schlussquartal musste im Segment Performance Polymers abermals ein Umsatzrückgang um 9,1 % sowie ein Einbruch im bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von fast 40 % hingenommen werden. Neben geringeren Absatzmengen (-11 %) spielten dabei auch Wertberichtigungen auf Vorräte (15 Mill. Euro) sowie Anlaufkosten für die Inbetriebnahme der neuen Anlagen in Singapur und China eine Rolle. Positiv machte sich dagegen der schwache Euro bemerkbar. Letztlich resultierte im Schlussquartal schon auf Ebene des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (Ebit) ein Verlust von 62 Mill. Euro. Im vergleichbaren Vorjahreswert von – 262 Mill. Euro waren allerdings Impairments von – 257 Mill. Euro enthalten. Auch im laufenden Turnus bleibt das Wettbewerbsumfeld herausfordernd. Schützenhilfe gibt es dagegen vom schwachen Euro. Für das erste Quartal erwartet Lanxess ein bereinigtes Ebitda von 210 bis 230 (205) Mill. Euro. Im Gesamtjahr soll das Vorjahresniveau erreicht werden. Darin sind die Anlauf- und Leerkosten (100 Mill. Euro in 2015 und 2016) der neuen Anlagen ebenso berücksichtigt wie die erwarteten Einsparungen. Nicht wettbewerbsfähigUm die Überkapazitäten wenigstens ansatzweise in den Griff zu bekommen, hat sich Lanxess entschieden, die Kautschukproduktion am Standort Marl – hier wird Kautschuk (EPDM) für Schläuche, Dichtungen und Kabel produziert – bis zum Jahresende einzustellen. Inklusive der neuen Anlage in China mit einer Jahreskapazität von 160 000 t betreibt Lanxess derzeit fünf EPDM-Anlagen. Die Wahl fiel auf Marl, da es sich nicht nur um die kleinste Anlage (70 000 t), sondern auch um die am wenigsten wettbewerbsfähige Anlage handele, sagte Zachert.Darüber hinaus werde es auch Einschnitte im Netzwerk für Hochleistungskautschuk, der in der Reifenproduktion verwendet wird, geben, kündigte Zachert an. Die Produktion werde auf die Standorte Dormagen und Singapur konzentriert. In den frei werdenden Kapazitäten in Orange (USA) und Port Jérôme (Frankreich) sollen andere Kautschuktypen produziert werden. Der Kapazitätsreduktion fallen insgesamt 140 Stellen zum Opfer. An Sonderaufwendungen wird mit 55 Mill. Euro kalkuliert. Dem gegenüber stehen von 2016 an jährliche Einsparungen von 20 Mill. Euro. On top kommen im Rahmen der Initiative “Manufactoring Excellence” im laufenden Jahr weitere zehn bis 15 Produktionsstandorte auf den Prüfstand.Was die Partnersuche für den Kautschukbereich betrifft, blieb Zachert im Vagen. Seit 2014 seien zahlreiche Gespräche geführt worden, konkret sei jedoch noch nichts. Gespräche würden in allen Regionen geführt, doch angesichts der Tragweite der Entscheidung gehe Sorgfalt vor Schnelligkeit. Mit Ergebnissen rechnet Zachert erst in der zweiten Jahreshälfte.