Chemieindustrie

Lanxess schockt mit Gewinnwarnung

Eine Gewinnwarnung von Lanxess hat Schockwellen durch die gesamte Chemiebranche geschickt. Der Spezialchemiekonzern kämpft weiter mit einer schwachen Nachfrage und einem fortgesetzten Lagerabbau bei den Kunden.

Lanxess schockt mit Gewinnwarnung

Lanxess schockt mit Gewinnwarnung

Erholung im zweiten Halbjahr vorerst abgeblasen – Aktie stürzt ab und zieht Chemiewerte nach unten

ab Düsseldorf

Mit einer deftigen Gewinnwarnung hat Lanxess die Börsianer geschockt. Der Kurs des MDax-Werts stürzte in der Spitze um über 18% ab und zog die gesamte Chemiebranche nach unten. Covestro brachen zunächst um 7,8% ein, Branchenprimus BASF gab um 3,9% nach, Evonik verbilligten sich zeitweise um 5,1% und Wacker Chemie um 5,9%.

Die Kölner hatten am Vorabend bekannt gegeben, dass das operative Ergebnis im zweiten Quartal deutlich hinter den Markterwartungen zurückbleiben dürfte, und in der Folge die Jahresprognose deutlich gekappt. Hatte der Chemiekonzern bislang mit einem bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im Gesamtjahr von 850 bis 950 Mill. Euro kalkuliert, werden nun nur noch 600 bis 650 Mill. Euro avisiert, wie mitgeteilt wird.

Auslöser für die scharfe Prognosekorrektur ist auch die Entwicklung im zweiten Quartal. Hatte Lanxess hier zunächst mit einem operativen Ergebnis auf dem Niveau des ersten Quartals kalkuliert – im Zeitraum Januar bis März hatte sich das bereinigte Ebitda auf 189 Mill. Euro belaufen –, werden es vermutlich nur 100 Mill. Euro werden. Neben der ohnehin sehr schwachen Nachfrage habe sich auch der Lagerabbau bei den Kunden fortgesetzt.

Besonders schwach falle die Nachfrage im Bau sowie der Elektro- und Elektronikindustrie aus und führe letztlich zu einer geringeren Anlagenauslastung, heißt es. Zu Jahresbeginn hatte sich die gesamte Branche noch zuversichtlich gezeigt, dass im zweiten Halbjahr eine breite konjunkturelle Erholung einsetzen werde. Diese Erwartungen werden nun an die Realität angepasst. Lanxess gehe davon aus, dass sich die Nachfrageschwäche in der zweiten Jahreshälfte fortsetze.

Besonders hart trifft die Chemiekonzerne, dass aus der erwarteten Erholung der chinesischen Wirtschaft nach dem Ende der Coronakrise so schnell nichts zu werden scheint. Erst am Dienstag senkte die Notenbank in der Volksrepublik erstmals seit zehn Monaten den Leitzins.

Ade Wettbewerbsfähigkeit

Auch in anderen wichtigen Märkten lässt die Nachfragebelebung nach Angaben von Lanxess auf sich warten. “Das trifft uns in Deutschland ganz besonders: Hier leiden wir massiv unter den nachteiligen Rahmenbedingungen wie den hohen Energiepreisen und der überbordenden Bürokratie”, wiederholte Vorstandsvorsitzender Matthias Zachert seine Kritik an der Regierung. Der Standort Deutschland sei in Zeiten einer globalen Nachfrageschwäche nicht wettbewerbsfähig, so sein Fazit.

Analysten uneins

Lanxess, die ihren Quartalsbericht am 4. August vorlegen will, hat damit Furcht vor weiteren Gewinnwarnungen verbreitet, zumal auch Wettbewerber wie Corda und Victrex von schwacher Nachfrage berichtet hatten. Wenngleich Konstantin Wiechert von der Baader Bank sein Kursziel für Lanxess mit 66 Euro inklusive der Kaufempfehlung ausdrücklich bestätigte, sieht er die Prognosen von BASF, Evonik, EMS-Chemie und Lenzing als risikobehaftet an. JP Morgan und DZ Bank senkten dagegen den Daumen. Covestro bestätigte gegenüber der Agentur Reuters dagegen explizit die im April angehobene Prognose für das laufende Geschäftsjahr. Für das zweite Quartal kalkuliert der Kunststoffhersteller mit einem operativen Ergebnis von 330 bis 430 Mill. Euro.

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