Chemieindustrie

Lanxess schwingt die Sparkeule

Die Gewinnwarnung von Lanxess konnte nicht ohne Folgen bleiben. Nun packt der Chemiekonzern die Kostenkeule aus.

Lanxess schwingt die Sparkeule

Lanxess schwingt die Sparkeule

Erste Stilllegung energieintensiver Betriebe angekündigt – Vorstandschef Zachert fordert Industriestrompreis

ab Düsseldorf

Auf die prononcierte Nachfrageschwäche, die Lanxess im zweiten Quartal operativ einen Gewinneinbruch und im fortgeführten Geschäft unter dem Strich sogar einen Verlust von 145 Mill. Euro bescherte, reagiert der Chemiekonzern mit diversen Sparmaßnahmen. Der Aktionsplan namens „Forward!“, den Vorstandschef Matthias Zachert bei der Vorlage des Zwischenberichts präsentierte, setzt sich aus kurzfristigen Maßnahmen, die in diesem Jahr zu Einsparungen von 100 Mill. Euro führen sollen, und einem Paket an strukturellen Maßnahmen zusammen. Mit den Strukturmaßnahmen soll die Kostenbasis bis 2025 dauerhaft um 150 Mill. Euro gedrückt werden. Zugleich soll das Portfolioprofil in Richtung Spezialchemie „geschärft“ werden, kündigte Zachert an.

Lanxess kürzt Investitionen

Die Sofortmaßnahmen, mit denen 100 Mill. Euro eingespart werden, entfallen hälftig auf Kosten- und Investitionskürzungen. Die Kosteneinschnitte beinhalten neben strikter Ausgabendisziplin einen Einstellungsstopp in Europa und eine „deutliche“ Bonuskürzung auf den oberen Führungsebenen. Der Vorstand selbst geht voran und verzichtet in diesem Jahr freiwillig auf 25% seines Festgehalts. Bei den Investitionen werden geplante Erweiterungsinvestitionen gestoppt.

Bei den strukturellen Maßnahmen, die einen Einmalaufwand von 100 Mill. Euro nach sich ziehen, der zum Großteil in diesem Jahr bilanziell verarbeitet werden soll, stehen dagegen die energieintensiven Betriebe auf dem Prüfstand. Zugleich sollen die Verwaltungsstrukturen gestrafft werden. Mit der Hexan-Oxidation und der Chromoxid-Produktion – beide Betriebe sind im Chemiepark Krefeld-Uerdingen angesiedelt und gehören zum „deutschlandlastigen“ Segment Advanced Intermediates – hat Lanxess zunächst 2 der 53 deutschen Produktionseinheiten ins Visier genommen. Wenngleich Zachert betonte, dass es noch keine finale Entscheidung gebe, scheint die Stilllegung der Hexan-Oxidation ausgemachte Sache. Der Betrieb zählt nach den Angaben 61 Beschäftigte, ist „extrem energieintensiv“ und zeichnet sich durch einen hohen CO2-Fußabdruck aus. „Hier verbrennen wir seit einiger Zeit Geld“, verdeutlichte Zachert. Die geplante Stilllegung sei „Konsequenz der Rahmenbedingungen“.

Stellenabbau steht an

Etwas anders gestaltet sich die Situation bei der Chromoxid-Produktion. Dort ist es weniger die Energieintensivität der Produktion, die Sorgen bereitet, sondern die Tatsache, dass der Betrieb mit 52 Beschäftigten energieintensive Industrien wie Bau und Keramik beliefert. Infolgedessen sei der Betrieb, für den ein Verkaufsprozess angestoßen wurde, derzeit „signifikant“ unterausgelastet. Sollte sich kein Käufer finden, droht auch hier die Stilllegung. Eine Lösung für die Chromoxid-Produktion soll 2024 gefunden sein. Bei der Hexan-Oxidation nimmt sich Lanxess bis „spätestens 2026“ Zeit.

Weiteren Stilllegungsbedarf gebe es momentan nicht, sofern keine weiteren Belastungen hinzukämen. Wenngleich Zachert keine Angaben zum Umfang des geplanten Stellenabbaus in der Verwaltung machte, ist klar, dass dieser kommt. Auch mit Blick auf Portfoliomaßnahmen blieb Zachert vage. Die Geschäftseinheit Urethane, die unter „sonstige Segmente“ geführt wird, gilt seit längerem als Kandidat, der nicht ins Portfolio passt.

Lanxess war Mitte Juni als erster deutscher Branchenvertreter mit einer deftigen Gewinnwarnung an die Öffentlichkeit getreten. Die seinerzeit revidierte Jahresprognose wurde jetzt bestätigt. Neben der konjunkturellen Schwäche, die die weltweite Chemieindustrie belastet und sich praktisch auf alle Teilmärkte erstreckt, sorgt sich Zachert aber auch um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie. „Es ist Zeit zum Aufwachen“, appellierte er an die Politik. „Wenn mit der Chemieindustrie der erste Dominostein fällt, hat das fatale Konsequenzen für die deutsche Industrie“, warnte Zachert und verband damit die Forderung nach einem Industriestrompreis.