Lanxess setzt „voll auf Wachstum“
ab Düsseldorf
– Lanxess ist es im ersten Jahr der Pandemie gelungen, zumindest unterm Strich das beste Ergebnis der Firmengeschichte zu erwirtschaften. Hintergrund dafür war der Verkauf der Beteiligung am Chemieparkbetreiber Currenta, der einen hohen außerordentlichen Ertrag bescherte. Daran sollen die Aktionäre mit einer auf 1 (0,95) Euro erhöhten Dividende beteiligt werden, wie Vorstandschef Matthias Zachert bei der Bilanzvorlage erläuterte.
Operativ mussten die Kölner im Krisenjahr zwar Federn lassen, doch spielte sich der Rückgang in Umsatz und bereinigtem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) mit 10 % bzw. 15 % in überschaubaren Größenordnungen ab – zumindest, wenn man wie Lanxess das Krisenjahr 2013 zum Vergleich heranzieht. Aufgrund der hohen Abhängigkeit vom Kautschukgeschäft musste Lanxess seinerzeit einen Ergebniseinbruch um 40 % und einen Margenrückgang um 4,5 Prozentpunkte verkraften. 2020 gab die operative Umsatzrendite dagegen nur um 0,9 Prozentpunkte nach.
Dazu beigetragen hat ein gutes Schlussquartal, in dem das operative Resultat trotz Erlösrückgangs ausgebaut werden konnte. „Es war das stärkste Schlussquartal seit acht Jahren“, freute sich Zachert. Den Schwung will der Chemiekonzern in den neuen Turnus mitnehmen. „Mit dieser Mannschaft und unserer starken Aufstellung können wir 2021 optimistisch angehen und setzen voll auf Wachstum“, gab der Lanxess-Chef die Marschrichtung vor.
Investoren verschnupft
In der Prognose spiegeln sich die günstigen Perspektiven dagegen nur ansatzweise wider. Geplant wird mit einem bereinigten Ebitda von 900 Mill. bis 1 Mrd. Euro nach 862 Mill. Euro im abgelaufenen Turnus. Am unteren Rand entspräche das einem Zuwachs um lediglich 4,4 %. Angesichts der hohen Unsicherheit sei es nur folgerichtig, den Zielkorridor breit zu fassen, sagte Zachert. Die Pandemie sei noch nicht ausgestanden, „hier ist Obacht geboten“. Allein im ersten Quartal soll trotz negativer Wechselkurseffekte ein operatives Ergebnis zwischen 200 und 250 Mill. Euro erwirtschaftet werden. Dabei gelte es auch zu berücksichtigen, dass die Industrie mit steigenden Rohstoff- und Logistikkosten konfrontiert sei. Den Investoren passte die von Vorsicht geprägte Prognosepolitik nicht so recht ins Konzept. Mit einem Kursabschlag von 4,8% hielt Lanxess die rote Laterne im MDax.
Dabei ließ Zachert keine Zweifel daran, zur großen Aufholjagd zu blasen: „2021 steht ganz im Zeichen von organischem und anorganischem Wachstum.“ Gerade in den am stärksten von der Krise betroffenen Divisionen Engineering Materials und Specialty Additives sei in diesem Geschäftsjahr mit deutlichem Wachstum zu rechnen. Bei Advanced Intermediates und Consumer Protection sollte zumindest an das Vorjahr angeknüpft werden.
Das konsumentennahe Geschäft hatte Lanxess jüngst mit drei Akquisitionen gestärkt. Bei der Übernahme von Emerald Kalama Chemical handelt es sich sogar um die zweitgrößte Akquisition der Firmengeschichte. Die Transaktion soll im zweiten Halbjahr abgeschlossen werden, zugekauft wird ein Jahresumsatz von 425 Mill. Dollar. Das Pulver hat der Chemiekonzern, der sich auf „Klasse statt Masse“ konzentrieren will, damit jedoch noch nicht verschossen, bietet die auf gut 1 Mrd. Euro zurückgeführte Nettoverschuldung doch Raum für mehr. „Wir schauen uns sehr aktiv mehrere Projekte an und das weltweit“, bestätigte Zachert, sich in die weitere Branchenkonsolidierung einbringen zu wollen.
Lanxess | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Umsatz | 6104 | 6802 |
Bereinigtes Ebitda | 862 | 1019 |
Ebitda-Marge (%) | 14,1 | 15,0 |
Ebit | 253 | 407 |
Ergebnis aus fortgeführtem Geschäft | 908 | 240 |
Ergebnis aus nicht fortgeführtem Geschäft | −23 | −35 |
Periodenergebnis | 885 | 205 |
Ergebnis/Aktie (Euro) | 10,22 | 2,32 |
Dividende/Aktie (Euro) | 1,00 | 0,95 |
Operativer Cash-flow | 594 | 634 |
Nettoverschuldung | 1012 | 1742 |
Roce* (%) | 7,5 | 10,0 |
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