Jenny von Podewils und Kajetan von Armansperg

Leapsome macht großen Sprung mit Insight Partners

Das Start-up Leapsome hilft Unternehmen, Mitarbeitern strukturiertes Feedback zu geben und die Stimmung in der Belegschaft einzuschätzen. Für die Expansion hat das 2016 gegründete Unternehmen jetzt zum ersten Mal Kapital von externen Investoren eingesammelt.

Leapsome macht großen Sprung mit Insight Partners

Von Stefan Paravicini, Berlin

Als Jenny von Podewils und Kajetan von Armansperg 2016 das Softwareunternehmen Leapsome gründeten, hatten beide bereits reichlich Erfahrung in Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen gesammelt, die gut geführt und auch erfolgreich waren, für sogenannte weiche Themen rund um die Entwicklung von Mitarbeitern aber häufig nicht über die geeigneten Instrumente verfügten. „Was macht Menschen in einer Organisation erfolgreich?“, lautete die Ausgangsfrage, die sich die Gründer zum Start von Leapsome stellten. Heute nutzen mehr als 1000 Firmen in Europa, den USA, Asien und Australien die Software des Berliner Start-ups, das Mitarbeiter schon beim Onboarding unterstützt, strukturierte Formen des Feedbacks ermöglicht, persönliche Ziele mit den Unternehmenszielen verknüpft und dem Management eine Umfragefunktion bietet, mit der die Stimmung in der Belegschaft abgebildet werden kann. Konzerne wie Mercedes-Benz setzen das Instrument ebenso ein wie klassische Mittelständler wie CTS Eventim, große Technologiefirmen wie Spotify zählen ebenso zu den Kunden wie Start-ups. „Die fundamentalen Bedürfnisse, die wir adressieren – der Wunsch nach Transparenz, der Wunsch danach, den eigenen Beitrag zu den Unternehmenszielen zu verstehen, der Wunsch, sich weiterzuentwickeln – ähneln sich über Geografien, Branchen und Unternehmensgrößen hinweg“, sagt Podewils. „Das macht den Markt natürlich besonders interessant, weil wir davon ausgehen, dass jedes Unternehmen über kurz oder lang so ein Instrument einsetzen wird“, erklärt Armansperg. Im Kampf um digitale Talente müssten Unternehmen eine Firmenkultur mit ausreichend Feedback und Entwicklungsmöglichkeiten sicherstellen, um für Millennials attraktiv zu sein.

Im vergangenen Jahr hat Leapsome ihren Umsatz mit Software as a Service verdreifacht und dabei profitabel gearbeitet. Dennoch nehmen die Gründer gute fünf Jahre nach dem Start jetzt erstmals externe Investoren an Bord. Der US-Risikokapitalgeber Insight Partners führt die 60 Mill. Dollar schwere Finanzierungsrunde an. Auch die europäischen VC-Adressen Creandum und Visionaries Club ziehen bei der Series A mit. Die Gründer behalten die große Mehrheit, zur Bewertung machen sie aber keine Angaben. „Wir haben nie ein externes Fundraising ausgeschlossen, sondern immer sehr pragmatisch ‚gebootstrappt‘ und quartalsweise überlegt, wann der richtige Zeitpunkt für ein Fundraising ist“, sagt Armansperg zur ersten externen Finanzierung. „Wir sind in den vergangenen Jahren genauso schnell gewachsen wie die besten VC-finanzierten Unternehmen“, betont Podewils. Jetzt habe man die Möglichkeit, eine globale Firma aufzubauen. „Um dieses Wachstum zu beschleunigen und unser Büro in New York aufzumachen, ist jetzt der perfekte Zeitpunkt, einen externen Investor aus den USA an Bord zu holen“, sagt sie über den Lead Investor Insight Partners, der mit seinen Fonds mehr als 90 Mrd. Dollar Vermögen verwaltet, in gut 600 Unternehmen investiert ist und bereits 55 Portfoliofirmen an die Börse gebracht hat. Der Software-Investor verfüge nicht nur über tiefe Taschen, sondern auch über großartige Unternehmen im Portfolio, die wie Leapsome eine globale Wachstumsstrategie verfolgen. „Da versprechen wir uns schon, über das finanzielle Investment hinaus von dieser Partnerschaft zu profitieren“, sagt Podewils. „Das Fördern des Engagements von Mitarbeitenden steht im Mittelpunkt einer jeden Unternehmensstrategie – und Leapsome hat sich als globaler Marktführer in dieser Industrie positioniert“, sagt Katie Bullard, Managing Director von Insight Partners, die die Gründer künftig auch als Mitglied des Boards unterstützen wird.

Sogenannte HR-Tech-Unternehmen, zu denen sich auch Leapsome zählen lässt, stehen bei Investoren hoch im Kurs. Im vergangenen Jahr flossen nach Angaben des Informationsdienstes Pitchbook in 809 Deals mehr als 12 Mrd. Dollar in Nachwuchsfirmen, die Aufgaben aus dem Bereich von Human Resources mit Technologie unterstützen. Mit Personio zählte 2021 auch ein deutsches HR-Tech zu den größten Finanzierungsrunden. Die Administrationssoftware aus München zählt zu den Instrumenten, mit denen sich die Plattform von Leapsome integrieren lässt. Das gilt auch für Kommunikationswerkzeuge wie Slack oder Microsoft Teams.

US-Geschäft verfünffacht

Die frischen Mittel will Leapsome vor allem in das stark wachsende US-Geschäft stecken, das sich im vergangenen Jahr verfünffacht hat und bereits 15% des Umsatzes trägt. Für das globale Wachstum wird die gesamte Go-to-Market-Organisation ausgebaut. Ein weiterer Schwerpunkt bleiben Investitionen in die Produktentwicklung. M&A ist für die Expansionspläne kein Thema, sagt Armansperg. „Man sollte niemals nie sagen. Aber wir haben sehr davon profitiert, dass wir uns extrem viel Mühe gegeben haben, eine starke Kultur aufzubauen. Wir arbeiten auch selbst sehr feedback- und lernorientiert mit unserer Plattform. Wir waren deshalb immer vorsichtig, wie wir das Team erweitern. Den perfekten Partner zu finden ist nicht zu leicht und auch keine Priorität.“

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