Solartechnik

Leerverkaufsattacke gegen SMA läuft ins Leere

Ein Leerverkäufer aus den USA wirft dem Wechselrichterhersteller SMA Solar vor, seine Gewinnzahlen in den vergangenen Jahren unrechtmäßig in die Höhe getrieben zu haben. Anleger schenken dem bislang keinen allzu großen Glauben.

Leerverkaufsattacke gegen SMA läuft ins Leere

Leerverkaufsattacke gegen SMA läuft ins Leere

Aktie des Wechselrichterherstellers gibt am Dienstag nur leicht nach – Vorwurf der unrechtmäßigen Aktivierung von Entwicklungskosten – Konzern wehrt sich

kro/Reuters Frankfurt

Anleger des hessischen Wechselrichterherstellers SMA Solar scheinen Vorwürfen des US-amerikanischen Leerverkäufers Ningi Research über Bilanz-Tricksereien bei dem MDax-Unternehmen bislang keinen allzu großen Glauben zu schenken. Nachdem die Notierung des Unternehmens am Montag infolge der Anschuldigungen zunächst zeitweise um mehr als 10% abrutschte, dämmte die Aktie ihre Verluste bis zum Handelsende auf gut 5% ein und gab am Dienstag nochmal um knapp 2% nach.

Ningi Research mit Sitz im US-Bundesstaat Delaware wirft SMA in seinem Bericht vor, in den vergangenen fünf Jahren die Finanzberichte frisiert zu haben. "SMA hat unrechtmäßig 146 Mill. Euro an Aufwendungen aktiviert, was letztlich die Profitabilität des Unternehmens um den gleichen Betrag in die Höhe getrieben hat", heißt es in dem Papier. Man habe die Aktie vor dem Hintergrund geshortet.

Ningi bezieht sich bei den aus ihrer Sicht fälschlicherweise aktivierten Aufwendungen auf Ausgaben des Unternehmens für Entwicklungsprojekte. Diese seien in einem "mysteriösen" und "undurchsichtigen" Unterkonto aufgeführt worden, das weder abgeschrieben noch jährlich auf Wertminderung geprüft werde – ein Vorgehen, das laut Ningi "nicht im Einklang mit den IFRS-Standards" steht.

Zu Unrecht an der Börse bevorzugt?

Investoren würden die Praxis der aktivierten Entwicklungskosten generell sehr kritisch sehen, führt Ningi weiter aus. In den US-Bilanzierungsvorschriften ("US GAAP") sei jegliche Aktivierung von F&E-Kosten denn auch verboten. Die internationalen Rechnungslegungsstandards IFRS würden für diesen Fall strenge Anforderungen stellen "und wenn ein Unternehmen dies tut, muss es alles akribisch offenlegen".

Überraschenderweise würden die Aktivierungen und das Unterkonto nicht zu den Prüfungsschwerpunkten für den neuen Wirtschaftsprüfer von SMA, BDO, gehören, schreibt Ningi. Dieser hatte den Prüfauftrag kurz nach dem Abgang des früheren Finanzchefs Ulrich Hadding erhalten. Vorheriger langfristiger Prüfer war Deloitte.

Nach Meinung des Leerverkäufers ist SMA vor dem Hintergrund der Aktivierungen "nicht so profitabel, wie es das Unternehmen behauptet". Lag der Nettogewinn laut Geschäftsbericht im vergangenen Jahr beispielsweise bei 55,8 Mill. Euro, hätte er sich nach Schätzung von Ningi ohne die aktivierten Aufwendungen auf nur 25,3 Mill. Euro belaufen. Die nach Meinung von Ningi aufgeblähten Gewinnzahlen seien ein Problem, weil Investoren zuletzt in einem allgemeinen Ausverkauf bei Solar-Aktien genau aus dem Grund noch eher an SMA festgehalten hätten.

Tatsächlich war der Aktienkurs des Konzerns im laufenden Jahr nur um rund ein Fünftel eingebrochen. Der US-Rivale Solaredge verlor im gleichen Zeitraum 67%. Enphase Energy, ebenfalls aus den USA, kommt derzeit auf einen Kursverlust von 53%. Der Schweizer Solarmodulfertiger Meyer Burger ist in dem Zeitraum um 65% abgestürzt. Ningi schreibt in dem Bericht auch, dass das Vergütungssystem von SMA dem Management einen Anreiz gegeben habe, die Profitabilität durch die genannte Maßnahme zu erhöhen.

Sorge um geistiges Eigentum

Wer hinter der Shortseller-Firma steht, ist bislang nicht bekannt. Die Vorwürfe waren allerdings bereits in der vergangenen Woche in einem Bericht der "Wirtschaftswoche" laut geworden. Ningi weist in dem Bericht darauf hin, dass SMA in der Vergangenheit diverse Patentrechte an die Konkurrenz verloren habe und derzeit von Tigo Energy wegen Patentverletzung verklagt werde. Bei Tigo handelt es sich um einen US-Hersteller von Solartechnik, an dem SMA einst eine Beteiligung erworben, diese aber laut Ningi wenige Jahre später mit großem Verlust wieder verkauft habe.

Bei der Klage von Tigo geht es um die Nutzung von sogenannten Schnellabschaltegeräten in PV-Anlagen, die der Sicherheit dienen. Andere Wettbewerber von SMA hätten mit Tigo Lizenzvereinbarungen getroffen, um solche Geräte in den USA verkaufen zu können. "Letztlich ist es nicht die Konkurrenz chinesischer Anbieter, die SMA Solar bedroht, sondern es sind US-Wettbewerber, die das geistige Eigentum von SMA Solar erfolgreich anfechten", heißt es in dem Bericht.

SMA Solar wehrte sich in einer ersten Stellungnahme gegen die Anschuldigungen. Der Bericht von Ningi Research enthalte eine Reihe unzutreffender Behauptungen über die SMA-Berichterstattung, hieß es. "Ningis Behauptungen entbehren jeglicher Grundlage und sind für die Öffentlichkeit und insbesondere Investoren und Analysten irreführend", erklärte SMA. Als Leerverkäufer könne Ningi von einem Rückgang der SMA-Aktie profitieren. Ningi wiederum erklärte daraufhin, dass die Stellungnahme von SMA irreführend und unzutreffend sei.

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