Leichterer Konzessionsentzug lässt Atlantia-Aktie abstürzen
bl Mailand – Die Aktie des italienischen Infrastrukturkonzerns Atlantia ist am Montag kräftig unter Druck geraten. Grund war ein Dekret, das die Regierung im Rahmen des Haushaltsgesetzes für 2020 verabschieden wollte. Das Kabinett hatte die neue Bestimmung am Samstag in einer Kabinettssitzung trotz des massiven Widerstands der Vertreter der Partei Italia Viva des früheren Premierministers Matteo Renzi verabschiedet. Es war aber bis Redaktionsschluss unklar, ob die Regelung in unveränderter Form vom Parlament verabschiedet werden würde. Das Papier verlor bis kurz vor Börsenschluss 4,4 % auf 21,10 Euro.Die neue Regelung sieht einen erleichterten Entzug von Konzessionen für den Autobahnbetrieb durch den Staat vor. Wenn Unternehmen gegen den Vertrag verstoßen oder es “im öffentlichen Interesse” sei, könne die Konzession auch vor dem Ablauf von deren Laufzeit entzogen werden. Sie ginge dann automatisch an die staatliche Straßenbaugesellschaft Anas über. Bei der Frage einer Entschädigung für den Konzessionär wird unterschieden, ob dieser Mitschuld am Entzug trägt.Außenminister und 5-Sterne-Chef Luigi Di Maio zog einen klaren Bezug zu Atlantia. Die Gesellschaft habe sich am Steuerzahler bereichert, ohne die Straßen und Brücken zu warten, so der Minister, der den Opfern Gerechtigkeit versprach. Der sozialdemokratische Regierungspartner von der PD wollte keinen direkten Zusammenhang zu Atlantia herstellen. Renzi bezeichnete die Regelung als “verfassungswidrig”. Nachträgliche Änderungen von Vereinbarungen seien nicht zulässig.Analysten von Equity sehen bei Atlantia das Risiko langer gerichtlicher Auseinandersetzungen. Die Regelung wäre sehr nachteilig für das Unternehmen, so die Analysten von Equity, die das Kursziel um 5 % auf 23,60 Euro nach unten korrigierten. Beobachter erwarten, dass Atlantia nur die Hälfte der sonst zu erwartenden Entschädigung von 20 Mrd. Euro erhalten würde.Die Atlantia-Tochter Autostrade per l’Italia bezeichnete das Dekret als verfassungswidrig. Es verstoße gegen europäisches Recht. Das Unternehmen will “zum Schutz des Unternehmens und seiner Aktionäre” alle zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel ausschöpfen.