Im Falle eines Initial Public Offering (IPO) steht für Kamper der deutsche Kapitalmarkt nur in der zweiten Reihe. “Vielleicht wäre das Umfeld für einen solchen Börsengang auch eher in der Schweiz zu sehen. Dort findet man IPOs dieser Größe und dieses Zuschnitts häufiger”, sagte er. Die Leoni-Kabelsparte habe außerdem eine wesentliche Schweizer Präsenz, und es seien einige Wettbewerber in der Schweiz gelistet. Ein IPO ist aus Sicht von Kamper eine reelle Option: “Man kann sich also einen Börsengang durchaus als Alternative zu einem Verkauf an Strategen oder Finanzinvestoren vorstellen.”Mit der Transaktion würde das Nürnberger Unternehmen sich von knapp 40 % seines Umsatzes trennen. Kamper begründete die Aufspaltung mit sehr geringen Synergien zwischen der Kabel-Sparte und der Division für Bordnetze. Der Leoni-Chef rechnet mit einer attraktiven Bewertung: “Wenn Sie unsere Vergleichsunternehmen anschauen, haben die Kabelfirmen tendenziell bessere Multiples als der Durchschnitt der Bordnetz-Hersteller.” Es handle sich nicht um einen Notverkauf aus finanziellen Gründen. Die Pläne folgten vielmehr einer industriellen Logik. Leoni hatte im ersten Quartal wegen Problemen in der Bordnetz-Division und Kosten für ein Sparprogramm einen operativen Verlust von 125 Mill. Euro erlitten. Der freie Cash-flow war mit -313 Mill. Euro tiefrot. Der Aktienkurs, der Anfang 2018 noch bei gut 60 Euro gelegen hatte, schloss am Mittwoch bei 13,59 Euro. Dies entspricht einer Marktkapitalisierung von 450 Mill. Euro. Kamper trat indirekt Befürchtungen über eine massive Kapitalerhöhung entgegen. Anhand der Fälligkeiten lasse sich ja abschätzen, welchen Betrag Leoni brauche – im ersten Quartal nächsten Jahres wird ein Schuldschein von 200 Mill. Euro fällig. “Wenn wir Eigenkapital einsetzen, wird dies nicht das einzige Mittel sein”, sagte Kamper. – Wertberichtigt Seite 6 Bericht und Interview Seite 7