Leoni schreibt tiefrot

Autozulieferer stärker unter Finanzierungsdruck

Leoni schreibt tiefrot

sck München – Der in einer Restrukturierung steckende Autozulieferer Leoni hat die Anleger mit einem hohen Quartalsverlust und einem umfangreichen Barmittelverbrauch verschreckt. Die Aktie brach zeitweise um 14 % ein, begrenzte die Kursverluste etwas und beendete den Xetra-Handel bei 15,12 Euro (-11,7 %). Das Papier war damit Schlusslicht im SDax. Analysten schrieben von schwachen Zahlen, die noch schlechter ausgefallen seien als befürchtet. Leoni verfehlte die Markterwartung.In einer Telefonkonferenz mit Journalisten stellte Vorstandschef Aldo Kamper in den nächsten Quartalen bessere Zahlen in Aussicht. “Wir haben die Talsohle erreicht.” Er begründete seine Zuversicht damit, dass die Belastungen im neuen mexikanischen Werk und die Investitionen zurückgingen. Allerdings wagte er noch keine Prognose für das laufende Jahr. Dazu sei Leoni derzeit nicht in der Lage. Der CEO verwies auf das Marktumfeld, welches “weiterhin unsicher” sei. Das Geschäft in China sei “schwach”, die Nachfrage in Europa “verhalten”.Mit Blick auf den Refinanzierungsbedarf prüft das Unternehmen nach eigenen Angaben “alle Optionen, um seine langfristige Finanzierungsbasis zu sichern.” In den “nächsten Monaten” werde analysiert, welche Maßnahmen dazu die “richtigen” seien. Kamper wies darauf hin, dass im März 2020 ein Schuldscheindarlehen im Volumen von 200 Mill. Euro zur Rückzahlung fällig werde. Die verfügbare Bruttoliquidität von 740 Mill. Euro sei “für die momentane Situation eine geeignete Größe”. Die Summe besteht zum überwiegenden Teil aus 620 Mill. Euro freien Kreditlinien. Nur 120 Mill. Euro davon sind Barmittel. Von den Bankdarlehen sind laut Leoni “über drei Viertel” fest zugesagt. Ende 2018 verfügte Leoni über eine Bruttoliquidität von 1 Mrd. Euro. Seitdem verringerten sich die Bruttomittel um 260 Mill. Euro.Der CEO sieht keinen Bedarf, die eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen zu verschärfen. Dies sei “nicht notwendig”. Die Ziele seien “sehr aggressiv”. Nach einer kassierten Prognose verordnete sich das Nürnberger Unternehmen Einschnitte (vgl. BZ vom 19. März). Leoni will konzernweit 2000 Stellen streichen und Unternehmensteile verkaufen. Der Vorstand zielt darauf ab, mit Kosteneinsparungen von brutto 500 Mill. Euro den Mittelzufluss und die Gewinnmarge bis 2022 zu erhöhen.Kamper zufolge hat der Aufsichtsrat derweil einen neuen Finanzvorstand gefunden, der von Oktober an bei der Sanierung helfen soll. Es liefen aber noch Verhandlungen mit der Firma, in der er beschäftigt ist. Erst danach könne Leoni den Namen bekannt geben. Der Neue folgt auf Karl Gadesmann, der im März gehen musste. Freier Cash-flow stark belastetZum Jahresauftakt rutschte Leoni tief in die Verlustzone. Von Januar bis März verbuchte der Konzern vor Zinsen und Steuern ein Defizit von 125 Mill. Euro nach einem Gewinn von 63 Mill. Euro ein Jahr zuvor. Den Fehlbetrag führte Leoni auf Belastungen aus dem Auftragsbestand der Bordnetz-Sparte zurück. Der Konzern schrieb 67 Mill. Euro auf Vermögenswerte ab und stellte 35 Mill. Euro für erwartete Verluste aus “vertraglichen Verpflichtungen” zurück. Leoni zog damit Konsequenzen aus dem abgeschwächten operativen Geschäft und dem Umbau. Die Anlaufschwierigkeiten am Bordnetz-Standort in Mexiko belasteten das Ergebnis zusätzlich mit 37 Mill. Euro. Im laufenden zweiten Quartal würden hier 20 Mill. Euro anfallen, so Kamper. Nach Steuern machte der Konzern 132 Mill. Euro Miese nach einem Gewinn von 44 Mill. Euro ein Jahr zuvor. Aufgrund des Fehlbetrags, eines hohen Working Capital und gestiegener Investitionen verschlechterte sich der freie Cash-flow auf -313 (i.V. -111) Mill. Euro. – Wertberichtigt Seite 8