Leoni stampft Gewinnziel wegen Betrugsfall ein
sck München – Die Serie von Gewinnwarnungen beim Nürnberger Autozulieferer Leoni reißt nicht ab. Nach dem Mitte August aufgedeckten Betrugsfall muss das MDax-Mitglied seine Ergebnisprognose drastisch reduzieren. Das Unternehmen teilte ad hoc mit, dass der Schaden von 40 Mill. Euro im dritten Quartal in voller Höhe auf das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) durchschlagen wird. Der Vorstand stampfte daher seine Erwartung für den operativen Gewinn von 105 Mill. auf 65 Mill. Euro ein. Damit fällt der erwartete Ergebniseinbruch noch höher aus als zuvor befürchtet, verdiente doch der Konzern im vergangenen Jahr 151 Mill. Euro.Die Nachricht sorgte nur kurzweilig an der Börse für einen Kursrückgang. Die Leoni-Aktie büßte 2,1% ein, drehte danach aber schnell wieder ins Plus und beendete den Xetra-Handel bei 33,06 Euro (+2,3%).Die Leoni-Führung um Vorstandschef Dieter Bellé begründete den Schritt damit, dass sich die Schadenersatzansprüche in diesem Jahr nicht endgültig klären lassen würden. “Das Unternehmen arbeitet weiter mit Nachdruck an der Aufarbeitung des Vorfalls und prüft mögliche Ersatzansprüche, um den finanziellen Schaden zu kompensieren.”Mitte August schockierte das Unternehmen die Anleger mit der Nachricht, durch Betrug “unter Verwendung gefälschter Dokumente und Identitäten sowie Nutzung elektronischer Kommunikationswege” die hohe Summe verloren zu haben (vgl. BZ vom 17. August). Die Aktie stürzte um 10 % ab. Der Schaden betrifft über ein Viertel der Konzernliquidität.Auf Spekulationen, wonach Leoni möglicherweise auf die sogenannte Chefmasche (CEO-Fraud) hereingefallen ist, wollte der Konzern seinerzeit nicht näher eingehen. Nach dieser Methode geben sich Kriminelle bei Konzernmitarbeitern als deren Chefs aus. So wenden sie sich per Mail z. B. an Finanzbuchhalter und geben Anweisungen von “oberster Stelle”. Die Kriminellen ergaunern dabei viel Geld, indem sie dringende Transaktionen vortäuschen.