Licht am Horizont für AMS Osram
Licht am Horizont für AMS Osram
Neuausrichtung des Chip- und Lampenherstellers – Kerngeschäft mit Halbleitern wächst
jh München
Der deutsch-österreichische Halbleiter-, Lampen- und Sensorenhersteller AMS Osram macht Fortschritte in der Sanierung. Das Unternehmen komme schneller als erwartet voran, berichtete der Vorstandsvorsitzende Aldo Kamper in der Jahrespressekonferenz in München. Im vergangenen Jahr seien die Kosten dank eines Sparprogramms stärker als geplant gesunken. Im Halbleiter-Kerngeschäft sei der Umsatz um 7% gestiegen. „Wir haben in einem schwierigen Umfeld geliefert“, sagte Kamper.
Die Aktionäre honorierten trotz eines Nettoverlusts von 785 (i.V. 1.613) Mill. Euro das Abschneiden im Schlussquartal, in dem AMS Osram die eigene Prognose leicht übertraf. Der Kurs der an der Schweizer Börse notierten Aktie sprang am Dienstag in der Spitze um 22% nach oben. Zum Handelsschluss stieg er um 18,3% auf 8,06 sfr und erreichte wieder das Niveau von November 2024.
Apple springt ab
Vor fünf Jahren hatte das österreichische Unternehmen AMS die größere Firma Osram übernommen und sich damit hoch verschuldet. Die Konjunkturschwäche und der Verlust einer der wichtigsten Kunden – nach Brancheninformationen Apple – im vergangenen Frühjahr hatten die Lage verschärft. Speziell für den Großauftrag hatte AMS Osram am Standort in Kulim (Malaysia) ein neues Werk für 800 Mill. Euro zur Produktion von Micro-LED gebaut.
Cashflow dreht ins Plus
„Unser Turnaround ist in vollem Gange“, betonte Kamper. An der Profitabilität und am Wachstum des Kerngeschäfts im Halbleitersegment seien erste Früchte der neuen Ausrichtung zu erkennen. Der Umsatz in dieser Sparte nahm um 5% auf 1,45 Mrd. Euro zu. Der Konzernerlös sank allerdings um 5% auf 3,43 Mrd. Euro – auch wegen verkaufter oder beendeter Randgeschäfte. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) ging im selben Maß auf 575 Mill. Euro zurück.
Der Vorstand und Analysten erwähnten als besonders positiv die Entwicklung des Cashflows. AMS Osram weist einen freien Mittelzufluss von 12 Mill. Euro aus. Im Jahr zuvor war diese Größe mit 332 Mill. Euro deutlich negativ gewesen. Für dieses Jahr peilt der Vorstand mehr als 100 Mill. Euro Zufluss an. Das sei aber noch nicht genug für den angestrebten Investment Grade, sagte Finanzvorstand Rainer Irle. Zudem müssten drei andere Bedingungen erfüllt werden: zum einen ein Geschäftswachstum, zum anderen eine Ebitda-Marge von etwa 25%. Im vergangenen Jahr waren es 16,8% gewesen.
An erster oder zweiter Stelle
Das vierte Kriterium für ein Investment Grade sei eine führende Marktposition: „Die haben wir.“ Irle wies darauf hin, dass AMS Osram fast in jedem Geschäft an erster oder zweiter Stelle im Weltmarkt liege. „Der Investment Grade steht nach wie vor als Mittelfristziel.“ 2026 nannte er in diesem Zusammenhang aber nicht mehr. Die drei großen Ratingagenturen bewerten die Bonität von AMS Osram mit B.
Die größte Sparte von AMS Osram ist das Automobilgeschäft, das unter einer Nachfrageschwäche leidet. Von der guten Marktposition profitiere das Unternehmen generell auch in China, berichtete Kamper. Im LED-Geschäft sei AMS Osram seit Jahrzehnten mit einem Anteil von 35 bis 40% führend in allen großen Regionen der Welt. Deshalb sei die Verschiebung eines Teils der Autoproduktion von Europa nach China für den Konzern neutral.
Hungrige Chinesen
Der Vorstandschef ergänzte, unter einem Aspekt sei diese Entwicklung sogar positiv: Die chinesischen Kunden seien hungriger nach Innovationen und setzten diese schneller ein. Im Geschäft mit neuen LED-Technologien sei AMS Osram mit dem japanischen Wettbewerber (Nichia) nach wie vor vorn: „Da kommen die Chinesen noch nicht ran.“ Um weiterhin auch in China erfolgreich zu sein, müsse Osram innovativ bleiben und an den Kosten arbeiten.