Linde arbeitet Tagesordnung in Rekordzeit ab
jh München – So schnell dürfte eine reguläre Hauptversammlung eines Dax-Unternehmens noch nicht zu Ende gegangen sein. Gerade einmal 22 Minuten dauerte am Montag die virtuelle Veranstaltung der Linde plc. Dann war die Tagesordnung schon abgearbeitet. Die Hauptversammlung war noch kürzer als vor einem Jahr. Damals war eine Handvoll Aktionäre zur Premiere seit dem Zusammenschluss von Linde AG und Praxair zum amerikanisch-deutschen Industriegasekonzern in den Saal eines Londoner Hotels gekommen. Knapp eine Dreiviertelstunde dauerte dieses Treffen.Nun war es die erste virtuelle Hauptversammlung. Allerdings verlangt das irische Gesetz eine Präsenzveranstaltung (vgl. BZ vom 8. Juli). Rechtlicher Sitz des Konzerns ist Dublin. So hatten die Aktionäre die Möglichkeit, dorthin oder nach Guildford bei London zu kommen, dem Verwaltungssitz von Linde, um ihre Stimme abzugeben. Linde hatte jedoch eindringlich und, wie nun festzustellen war, mit Erfolg gebeten, davon abzusehen. Auch die Mitglieder des Vorstands und des Verwaltungsrats waren nur zugeschaltet. Vier Fragen beantwortetVorstandschef Steve Angel beantwortete drei Fragen, Wolfgang Reitzle, der Präsident des Verwaltungsrats, eine. Dann gab Reitzle bekannt, alle fünf Punkte, die zur Abstimmung standen, seien angenommen worden. Das genaue Ergebnis wird in den nächsten vier Tagen veröffentlicht. Alle zwölf Verwaltungsräte wurden für die übliche Periode von einem Jahr wiedergewählt – neben Angel und Reitzle von deutscher Seite unter anderem Ann-Kristin Achleitner, Clemens Börsig, Tom Enders, Franz Fehrenbach und Martin Richenhagen.Die Fondsgesellschaft Union Investment stellte an Reitzle die Frage, wie er die Corporate Governance verbessern wolle. Der frühere Vorstandsvorsitzende von Linde antwortete, dies sei ein ständiger Prozess. Es gehe um Aspekte wie das Vergütungssystem, Diversifikation – Frauen und eine internationale Besetzung in den Managementteams -, soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit. Linde wolle nicht nur führend in der Technologie sein.Union Investment bemängelte in einer Stellungnahme eine Ämterhäufung Richenhagens, des Chefs des Landmaschinenherstellers Agco, und ist der Ansicht, der ehemalige Deutsche-Bank-Vorstand Börsig könne wegen seiner langen Zugehörigkeit seit 2006 nicht als unabhängig eingestuft werden. Zudem stimmte Union Investment gegen das Vergütungssystem, das Abfindungen nicht auf zwei Jahresgehälter beschränkt.Linde-Chef Angel berichtete in seinen Antworten, die Integration nach der Fusion sei weitgehend abgeschlossen. Zudem pries er die Chancen im Geschäft mit Wasserstoff. Linde werde hier weiter investieren.