Linde beruhigt die Aktionäre

Ergebnisrückgang nicht so stark wie befürchtet - Akquisition in USA gleicht niedrigere Preise aus

Linde beruhigt die Aktionäre

jh München – Die Aktionäre von Linde haben erleichtert auf die Zahlen des ersten Quartals reagiert. Das Ergebnis des Münchner Industriegase- und Anlagenbaukonzerns ist nicht so stark gesunken, wie einige Aktienanalysten befürchtet hatten. Zum Wochenschluss legte der Aktienkurs in einem schwachen Dax um 1,1 % auf 133,40 Euro zu. Linde war der beste Wert im Index und einer von nur zwei Gewinnern. “Wir sind stabil in das neue Geschäftsjahr gestartet und liegen damit im Rahmen unserer Prognose”, kommentierte der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Büchele die Zwischenbilanz. Anlagenbau weiter schwachDas operative Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) verringerte sich von Januar bis März 2016 verglichen mit dem Vorjahreszeitraum nur leicht (siehe Tabelle). Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Rückgang auf 977 Mill. Euro gerechnet. Als Gründe für das geringere Ergebnis nennt Linde Währungseffekte und den niedrigeren Beitrag des Anlagenbaus.Dass der Konzernumsatz um 3,1 % nachgab, lag ebenfalls vor allem am Anlagenbau, dem kleineren der beiden Geschäftsfelder. Hier sank der Erlös um 15 % auf 568 Mill. Euro. “Nach wie vor verschieben Kunden Investitionen, vor allem in der Petrochemie”, berichtete Finanzvorstand Georg Denoke in einer Telefonkonferenz für Analysten. Grund ist der niedrige Ölpreis. Bereinigt um Währungseffekte blieben Umsatz und Ebitda des Konzerns nahezu unverändert.Drei Tage zuvor hatte der größte Konkurrent im Weltmarkt, Air Liquide, von einem Umsatzrückgang um ebenfalls 3,1 % auf 3,87 Mrd. Euro berichtet (vgl. BZ vom 27. April). Währungsbereinigt ergab sich für den französischen Konzern allerdings ein Plus von 2,4 %. 210 Mill. Euro für US-KaufIm Gasegeschäft, dessen Erlös bereinigt um 2,9 % stieg, glich Linde die Folgen von Preissenkungen des Staats im US-Gesundheitswesen mit einer Akquisition aus. In den USA übernahm der Konzern American Home Patient, einen Anbieter von Beatmungstherapien mit einem umgerechneten Jahresumsatz von zuletzt 260 Mill. Euro.Home Patient wird seit Anfang Februar konsolidiert und trug laut Quartalsbericht 47 Mill. Euro zum Konzernumsatz von Linde und 1 Mill. Euro zum Ergebnis nach Steuern bei. Zu erfahren ist in dem Bericht auch der bisher nicht genannte Kaufpreis: Rund 210 Mill. Euro zahlte Linde für Home Patient in bar. Nach Abzug von zurückgezahlten Schulden und anderem hätten sich Anschaffungskosten von 174 Mill. Euro ergeben.Auffällig im Zahlenwerk zum ersten Quartal ist auch die kräftige Zunahme des operativen Cash-flow um fast ein Fünftel. Finanzchef Denoke begründete dies vor allem mit dem Anstieg der Anzahlungen im Anlagenbau. Zudem verringerten sich das Working Capital und die Zahlung von Ertragsteuern wegen Rückerstattungen.Für das gesamte Jahr 2016 bekräftigte Denoke die Prognose mit einer relativ weiten Spanne: Im günstigen Fall nehmen der Umsatz und das Ergebnis währungsbereinigt um 4 % zu. Wenn es schlecht läuft, könnte es mit beiden Größen um 3 % nach unten gehen. “Das hängt von der Wirtschaftsentwicklung ab”, sagte Denoke.