Lkw bescheren Volvo Rekordgewinn
Der schwedische Lastwagenhersteller Volvo Trucks profitiert von der starken Nachfrage in Nord- und Südamerika. Alle Indikatoren deuten auf einen weiteren Anstieg auch im nächsten Jahr hin. Angesichts dessen dürfte die angespannte Lage der Zulieferkette zumindest in der nahen Zukunft bestehen bleiben.Von Gesche Wüpper, ParisIntelligente Gesellschaften und Szenarien für die Zukunft von Infrastrukturen sowie Transport stehen im Mittelpunkt des Innovationsgipfels, den die schwedische Volvo-Gruppe nächste Woche in Berlin veranstaltet. Für den zweitgrößten Lastwagenbauer der Welt nach Daimler sind Automatisierung, Elektromobilität und Konnektivität die drei Schlüsseltechnologien der Zukunft. So hat Volvo Trucks bereits letztes Jahr in ihrer Heimat Schweden zusammen mit dem Müll- und Recycling-Spezialisten Renova einen autonomen Abfallwagen getestet.Im Juni dann führte Volvo Trucks North America zusammen mit Fedex auf einem Highway in North Carolina Praxistests für das sogenannte Platooning mit drei digital vernetzten Lkw durch. Der schwedische Konzern gehörte auch zu den sechs Herstellern, die vor zwei Jahren ihre vernetzten Lastwagen im Rahmen des European Truck Platooning Challenge quer durch Europa geschickt haben. Kundenportal Volvo ConnectDabei dürfte es nicht bleiben, denn Volvo Trucks untersucht jetzt, wie künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen Kunden helfen können zu verstehen, was mit ihren Lastwagen passiert. Entsprechende Technologien dürften in den nächsten fünf Jahren stark steigen, meint Helene Mellquist, Senior Vice President von Volvo Trucks International. Auf der IAA wird der schwedische Hersteller auch sein neues Kundenportal Volvo Connect zeigen. Mit ihm können Kunden ihre Lkw-Flotten managen und Ferndiagnosen erstellen. Ebenfalls zu sehen sein wird der Volvo FE Electric, ein elektrisches Müllabfuhrfahrzeug mit einer Reichweite von bis zu 200 Kilometern, dessen Aufbau zusammen mit Faun entwickelt wurde. Er soll ab Ende des Jahres in Hamburg eingesetzt werden. Der Verkaufsstart in Europa soll 2019 erfolgen.Es gebe ein signifikantes Interesse an elektrischen Lkws, erklärt der Hersteller. Eine große Anzahl potenzieller Kunden habe sich schon erkundigt, welche Möglichkeiten die Technologie für sie böte und was das für ihr Geschäft bedeute. Gemeinsame BatterietechnikDie ersten vollelektrischen Trucks Volvo FL Electric mit einer Reichweite von bis zu 300 Kilometern sind in Göteborg bereits im Einsatz. Der Verkauf und die serienmäßige Produktion sollen nächstes Jahr anlaufen, genau wie die Z.E.-Baureihe elektrisch angetriebener Lastwagen, die die Tochter Renault Trucks in diesem Jahr vorgestellt hat. Um Entwicklungs- und Produktionskosten möglichst niedrig zu halten, will der Hersteller eine gemeinsame Batterietechnologie für alle seine Marken nutzen. Ihm gehören auch UD Trucks in Japan und Mack Trucks in den USA. In China betreibt der schwedische Konzern zusammen mit Dongfeng Trucks ein Gemeinschaftsunternehmen, in Indien gemeinsam mit Eicher Motors. UD Trucks plant für 2020 eine elektrische Version des Schwerlasters Quon.Volvo bemühe sich, teure Komponenten wie die Batterien für den Elektroantrieb für alle seine Bereiche zu nutzen, also für Lastwagen, Busse und Baufahrzeuge, erklärt Technologiechef Lars Stenqvist. Deshalb konnte sich Volvo Trucks bei der Entwicklung der elektrischen Lastwagen auch auf die Erfahrungen stützen, die das Schwesterunternehmen Volvo Buses bei dem Thema gesammelt hat. Es hat seit 2010 bereits mehr als 4 000 elektrisch angetriebene Busse verkauft. Mehr GewinnEs waren jedoch vor allem die guten Geschäfte mit Lastwagen, die Volvo 2017 ein Rekordjahr beschert haben. So stieg der Umsatz der mit Abstand größten Sparte um 8 % auf 216,5 Mrd. skr, während der Konzernumsatz um 11 % auf knapp 335 Mrd. skr zulegte. Unter dem Strich machten die Schweden einen Gewinn von 21,3 Mrd. skr, 60 % mehr als im Vorjahr.Im ersten Halbjahr nun konnte Volvo Trucks den Umsatz erneut um 15 % auf 121 Mrd. skr steigern. Das bereinigte operative Ergebnis der Lkw-Sparte stieg um 21 % auf 12 Mrd. skr und die operative Marge verbesserte sich von 9,5 auf 10 %. Die Auftragseingänge legten vor allem dank dem starken Anstieg der Nachfrage in Nord- und Südamerika um 20 % zu.Für das laufende Jahr rechnet Volvo mit einer weiterhin guten Nachfrage in Europa, Nord- und Südamerika. Zudem geht der Konzern von einer besseren Entwicklung in Indien aus. Laut Jefferies-Analyst Graham Phillips deuten alle Indikatoren darauf hin, dass die Nachfrage für Lastwagen angesichts der starken Frachtnachfrage und der Produktion der Industrie auch im nächsten Jahr weiter steigen wird. Neue Umweltschutzregeln könnten die Nachfrage zusätzlich antreiben, da bisher relativ wenige Lkw auf den Straßen die strengeren Auflagen erfüllen und Betreiber deshalb in die Erneuerung ihrer Flotten investieren.Eine der größten Herausforderungen für Volvo Trucks ist derzeit die angespannte Lage der Zulieferkette. Wegen der starken Auftragslage dürften die Engpässe vor allem in den USA und damit verbundene höhere Kosten bestehen bleiben, fürchtet Konzern-Vorstandschef Martin Lundstedt. “Zusammen mit unseren Zulieferern arbeiten wir hart daran, die Nachfrage zu befriedigen und die Lieferzeiten für unsere Kunden zu reduzieren”, erklärte er anlässlich der Vorstellung der Halbjahresergebnisse.Angesichts der starken Nachfrage rechnet Lundstedt jedoch zumindest kurzfristig nicht mit einer großartigen Verbesserung der angespannten Lage unter Zulieferern.—-Bisher erschienen:- Traton lässt VW hinter sich (5.9.)- Trucks halten Daimler in der Spur (6.9.)