Lkw-Zulieferer Jost fährt mit Ålö auf den Acker

250 Mill. Euro für schwedischen Hersteller landwirtschaftlicher Frontlader - Beifall von Investorenseite

Lkw-Zulieferer Jost fährt mit Ålö auf den Acker

wb Frankfurt – Der Lastwagenzulieferer Jost Werke legt sich mit der Ålö Holding einen Hersteller von landwirtschaftlichen Frontladern zu. Damit will das 2015 an die Börse gegangene Unternehmen aus Neu-Isenburg bei Frankfurt das Geschäft mit Nutzfahrzeugen für die Landwirtschaft zu einer weiteren tragenden Säule des Konzerns ausbauen.Verkäufer ist der schwedische Finanzinvestor Altor, der Ålö seit 2011 hielt, nachdem zuvor 3i beteiligt war. Investoren des Rivalen von SAF-Holland klatschen Beifall: Die Jost-Aktie sprang am Freitag im Verlauf um rund 9 % an die SDax-Spitze; der Börsenwert legte auf 542 Mill. Euro zu. Es ist die größte Akquisition des 1952 als Fabrik für Kugellagerkränze gegründeten Unternehmens.Ålö sitzt in Umeö und betreibt Produktionsstandorte auch in China, den USA und Frankreich. Der Agraranteil am Jost-Umsatz wird mit den Schweden in Umsatz und operativem Ergebnis von bisher 5 auf 23 % steigen. Damit gewinnt Jost mehr Unabhängigkeit vom Lkw-Zyklus.Der Kaufpreis entspreche einem Unternehmenswert von 250 Mill. Euro. Auf Basis des für 2020 erwarteten mittleren bereinigten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen entspreche der Kaufpreis dem 8,6-Fachen des Ebitda. Die Transaktion werde aus eigenen liquiden Mitteln, bestehenden Kreditlinien sowie durch Aufnahme von neuem, langfristigem Fremdkapital finanziert. Dadurch steige der Leverage (Nettoschulden zu bereinigtem Ebitda) 2020 vorübergehend auf 2,5. Bis Ende 2021 plant Jost, den Verschuldungsgrad in einen Korridor von 1,0 bis 2,0 zurückzuführen. Jost stand per Ende September mit 60 (i.V. 111) Mill. Euro in der Kreide, bei liquiden Mitteln von 92 (42) Mill. Euro. Die Eigenkapitalquote liegt bei 41 %.Für 2019 rechnet Ålö den weiteren Angaben zufolge mit einem Umsatz von stabil 200 Mill. Euro und einem bereinigten Ebitda von rund 25 Mill. Euro. Zum Vergleich: Jost erlöste 2018 mit 2 900 Beschäftigten 755 Mill. Euro und wies ein Ebitda von 100 Mill. Euro aus. Bei stabilem Umsatz soll das bereinigte Ebitda 2020 auf 27 Mill. bis 31 Mill. Euro anziehen. Erwartete Synergien mit Jost seien darin noch nicht enthalten. Der erwartete Anstieg der operativen Marge basiere auf laufenden Effizienzprojekten, die sich erstmalig ganzjährig auswirken sollen. Wird 2020 ein Ergebnis über 31 Mill. Euro erreicht, würde 2021 eine weitere Zahlung bis zu 25 Mill. Euro fällig. 30 Prozent am WeltmarktDie 1949 gegründete Ålö tritt bei den Kunden unter der Marke Quicke auf. Etwa 700 Beschäftigte sind für das Unternehmen mit einem weltweiten Marktanteil von rund 30 % tätig. Ålö generiert rund 57 % ihres Umsatzes in Europa und weitere 33 % in Nordamerika. Jost will ihre Expertise in Asien, Afrika und Lateinamerika nutzen, um den Zugang von Ålö zu diesen Märkten zu beschleunigen. Gleichzeitig baue Jost mit dem Deal die Kompetenz als Hersteller und Lieferant von Systemen und Komponenten für die Landwirtschaft aus. In dem Markt ist Jost unter der Marke Rockinger tätig.Für 2020 wird ein deutlich positiver Beitrag zum Ergebnis des Anbieters von Sattelkupplungen und Stützwinden erwartet. Die bereinigte Ebitda-Marge soll von Anfang an das Gruppenniveau von Jost erreichen. Die Akquisition bedarf der Freigabe durch die zuständigen Kartellbehörden. Der Abschluss der Akquisition wird für das erste Quartal 2020 angepeilt. Lars Brorsen, der seit 1999 an der Jost-Spitze stand, hatte Anfang Oktober die Leitung an den vormaligen Vertriebsvorstand Joachim Dürr übergeben. Die vier Marken des Unternehmens sind Jost, Rockinger, Tridec und Edbro.Altor wird von den Investmentbanken Alantra und Swedbank sowie rechtlich von White & Case begleitet. Jost setzt auf Clairfield und Capillar sowie Hengeler Mueller als Berater.