Lockdown bringt Fernsehen mehr Zuschauer
jh München – Das Fernsehen in Deutschland gehört zu den Gewinnern in der Coronakrise. Allerdings gilt das nur für die Zahl der Zuschauer, die Werbeeinnahmen sind zum Teil drastisch gesunken. Auf dem Höhepunkt des Stillstands – in den Wochen vom 21. März bis 19. April – stieg die Sehbeteiligung im deutschen frei empfangbaren und im Bezahlfernsehen um fast ein Drittel, wie Katharina Behrends, die Vorsitzende des Arbeitskreises Pay-TV im Vaunet, in einem Pressegespräch des Verbands berichtete. Im Vaunet sind rund 150 private audiovisuelle Medien in Deutschland vereint.Inzwischen sind Sehdauer und -beteiligung wieder etwas zurückgegangen. Auf die Frage, ob die hohen Werte im Frühjahr nur ein Strohfeuer gewesen seien, antwortete Frank Giersberg, der Geschäftsführer von Vaunet, junge Zielgruppen hätten den Weg zum linearen Fernsehen gefunden. Das zeigten Ergebnisse der TV-Forschung. Er rechnet damit, dass zumindest ein Teil davon als Zuschauer erhalten bleibt.Zur Zukunft des linearen Fernsehens sagte Elke Walthelm, die für die Programmstrategie von Sky Deutschland verantwortlich ist, es gebe zwar den Trend, Spielfilme auf Abruf anzuschauen. “Es wird aber noch ein paar Jahre dauern, bis wir uns überhaupt mit der Frage auseinandersetzen, ob lineares Fernsehen abgeschaltet wird”, fügte sie hinzu.Die Zahl der Pay-TV-Abonnenten in Deutschland ist nach Angaben des Vaunet im vergangenen Jahr auf 8 (i. V. 7,8) Millionen gestiegen. Die 103 (108) lizenzierten Programme hätten eine durchschnittliche Reichweite von 16,4 (16) Millionen Zuschauern erreicht, im März dieses Jahres sogar 18,3 Millionen. Die Umsätze hätten sich 2019 auf rund 3,9 (3,5) Mrd. Euro erhöht.Behrends, die auch Geschäftsführerin von NBC Universal International Networks Deutschland ist, berichtete, die Zahlungsbereitschaft von Zuschauern sei weiter deutlich gestiegen. Sie rechnet damit, dass sich das fortsetzt. Dass mit Disney ein neuer großer Anbieter auf dem Markt ist, sieht sie positiv für die Branche.