Novavax

Lockstoff für Impfskeptiker

In wenigen Wochen soll das fünfte in der EU zugelassene Corona-Vakzin der US-Biotechfirma Novavax in Deutschland verfügbar sein. Da es auf einer traditionellen Technologie basiert, könnte es einen breiteren Bevölkerungskreis zur Immunisierung bringen.

Lockstoff für Impfskeptiker

swa Frankfurt – Auch wenn die Impfpflicht langsam Gestalt annimmt, laufen die Bemühungen zur Steigerung der Impfquote in Deutschland auf Hochtouren. Eine Hoffnung, doch noch Skeptiker zu erreichen, beruht auf dem Impfstoff Nuvaxovid des US-Biotechunternehmens Novavax. Da dieses Vakzin die Immunantwort mit einem schon länger bekannten Wirkprinzip erzeugt, könnte es diejenigen überzeugen, die den bisherigen mRNA-Wirkstoffen von Biontech oder Moderna mit Vorbehalten begegnen.

Die EU-Kommission hatte Nuvaxovid Ende 2021 als fünften Corona-Impfstoff für die Mitgliedstaaten zugelassen. In den Zulassungsstudien hatte der proteinbasierte Impfstoff bei den damals zirkulierenden Virusvarianten eine Wirksamkeit von etwa 90% gezeigt. Zwei Dosen werden im Abstand von drei Wochen gespritzt. Wie gut das Vakzin gegen die Omikron-Variante hilft, gilt noch als unklar. Novavax-CEO Stanley C. Erck hatte jüngst signalisiert, dass sein Unternehmen die Wirksamkeit eines auf Omikron konzipierten Impfstoffs testen werde. Novavax arbeitet auch an einem kombinierten Corona-Grippe-Vakzin.

Einzelne Bundesländer haben angekündigt, den Novavax-Impfstoff bevorzugt Personal in Kliniken und Pflegeheimen anbieten zu wollen, das ab März einer Impfpflicht unterliegt. Auf Bundesebene gibt es für eine derartige Priorisierung bislang keine Vorgabe. Beschäftigte in Einrichtungen mit schutzbedürftigen Menschen wie Kliniken und Pflegeheime müssen bis zum 15. März 2022 eine Impfung nachweisen. Das Gesundheitsamt kann sonst ein Tätigkeitsverbot aussprechen. Es wird befürchtet, dass die Personalnot in vielen Einrichtungen mit der Impfpflicht zunimmt.

Die Begrenzung auf bestimmte Berufsgruppen könnte auch daraus begründet sein, dass der Novavax-Impfstoff noch nicht schnell in größeren Mengen bereitstehen wird. Vom 21. Februar an soll in Deutschland eine erste Lieferung von 1,75 Millionen Dosen verfügbar sein. Wann weitere 3,25 Millionen Dosen, die von der Bundesregierung bestellt wurden, zur Verfügung stehen, ist noch offen. Bestenfalls Ende Februar, hieß es zuletzt.

Dritte im Bunde

Die EU hat bislang 100 Millionen Dosen bei Novavax geordert. Es gibt die Option, weitere 100 Millionen Einheiten im Verlauf der Jahre 2022 und 2023 zu erwerben. Für das erste Quartal haben die Mitgliedstaaten rund 27 Millionen Dosen bestellt.

Mit der 1987 gegründeten Novavax reiht sich neben Biontech und Moderna ein Biotechunternehmen, das über den Impfstofferfolg gegen Corona erstmals eine Produktzulassung erreicht hat. Die mit Hauptsitz in Maryland ansässige Firma ist anders als die beiden Wettbewerber, die auch an Krebsimmuntherapien forschen, auf Impfstoffe fokussiert.

Das Novavax-Vakzin wird mit im Labor gezüchteten Kopien des Spike-Proteins hergestellt, das das Sars-CoV-2-Virus umhüllt. Als Wirkverstärker wird Saponin zugegeben. Das menschliche Immunsystem bildet nach dem Piks Antikörper gegen das Protein und kann so eine Covid-19-Erkrankung abwehren. Die US-Firma hat für 2022 geplant, Kapazitäten für gut zwei Milliarden Impfdosen zu schaffen. Rund 1,1 Milliarden Dosen hat Novavax der internationalen Impfallianz Gavi zugesagt. Produziert wird das Vakzin zusammen mit dem indischen Auftragsfertiger Serum Institute of India. In Europa hat Novavax eigene Anlagen in Schweden und Tschechien. Die Zulassung in den USA steht noch aus.

Mit dem Impfstofferfolg zeichnen sich für das Unternehmen erstmals nennenswerte Erträge ab. Bis Ende 2020 hatte Novavax kumuliert über die Jahre der Forschung ein Defizit von 1,9 Mrd. Dollar aufgehäuft. Für das dritte Quartal 2021 war zuletzt aus Liefervorauszahlungen und Lizenzgebühren ein Umsatz von 179 Mill. Dollar gezeigt worden. Der Verlust war mit 322 Mill. Dollar ausgewiesen worden. Das an der Börse mit 6,4 Mrd. Dollar bewertete Unternehmen verfügte über eine Liquidität von 1,9 Mrd. Dollar.