Loewe AG verschwindet vom Markt
Die Anleger haben die Nachricht vom Einstieg einer Investorengruppe beim insolventen TV-Hersteller Loewe begeistert aufgenommen. Obwohl nur operative Geschäftsteile im Rahmen eines Asset Deals übernommen werden und die Anteilseigner dabei leer ausgehen, sprang die Aktie am Freitag um ein Fünftel.sck München – Der neue Eigentümer Panthera, eine Investorengruppe um zwei Münchner Unternehmer sowie frühere Manager von Apple und dem angeschlagenen Loewe-Wettbewerber Bang & Olufsen, übernehmen einen Großteil des operativen Geschäfts vom insolventen Kronacher Fernsehgeräteproduzenten. Dazu zählen Markenrechte, Softwareentwicklungen und Lagerbestände. Diese werden bis Ende Januar in die Panthera GmbH und ihre neue Tochter Loewe GmbH überführt.Trotz des drohenden Totalverlusts für die Aktionäre sorgte diese “Rettungsaktion” für einen Kurssprung des Titels. Das Loewe-Papier gewann am Freitag in der Spitze 21 % auf 3,84 Euro, was aber derzeit nur noch einer Marktkapitalisierung von 12 Mill. Euro entspricht. Mit der Transaktion wird die AG aufgelöst und von der Börse genommen.Der vor der Öffentlichkeit geheim gehaltene Kaufpreis wird wohl nicht ausreichen, die verbliebenen Schulden des hochdefizitären Unternehmens zu tilgen. Ende Juni 2013, also kurz vor dem im Juli gestarteten Insolvenzverfahren in Eigenregie, betrugen die Verbindlichkeiten von Loewe noch 110 Mill. Euro. Anders als bei einem Share Deal erwirbt der neue Eigentümer nur Assets des operativen Geschäfts, es erfolgt also kein Aktienerwerb. Zunächst werden Gläubiger aus der restlichen Insolvenzmasse bedient, die Aktionäre gehen bei einem solchen Verfahren zumeist leer aus.Damit verschwindet die traditionsreiche fränkische Firma vom Markt. Ähnlich wie Jahre zuvor bei Grundig bleibt von dem einst unabhängigen Unternehmen nur noch die Marke übrig. Vorstandschef Matthias Harsch soll die strategische Neuausrichtung unter dem neuen Eigentümer fortsetzen. Ihm zur Seite steht der Mitinvestor und frühere Apple-Europachef Jan Gesmar-Larsen als Beiratsvorsitzender. Unter der neuen Führung soll sich Loewe verstärkt auf Home-Entertainment-Produkte und digitale Lifestyle-Angebote ausrichten.Panthera übernimmt Loewe zufolge zunächst 270 der zuletzt verbliebenen 550 Konzernmitarbeiter. Das ist vorerst nur knapp die Hälfte der Belegschaft. 120 Personen werden nicht weiterbeschäftigt und landen in einer Transfergesellschaft. Die übrigen 160 könnten eventuell zu einem späteren Zeitpunkt von Panthera eingestellt werden, sofern der Investor weitere Teile der Fertigung am bisherigen Hauptsitz in Kronach erwirbt.Harsch, der bei Loewe Anfang 2013 als Sanierer antrat, suchte monatelang einen rettenden Investor für die Firma, die vor 90 Jahren in Berlin gegründet wurde. Loewe geriet infolge strategischer Fehler und des weltweiten Vormarschs asiatischer Wettbewerber in eine Existenzkrise (siehe Grafik). Die Umsätze brachen weg, die Verluste häuften sich. Der Versuch, mit einer neuen Produktoffensive wieder an Boden zu gewinnen, schlug zuletzt fehl. Loewe hatte schon früher um ihren Fortbestand bangen müssen. Vor über zehn Jahren sorgte der japanische Konzern Sharp mit frischem Kapital dafür, dass die Firma weitermachen konnte.In den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts übernahm Rainer Hecker das Ruder, als Loewe in eine Schieflage geriet. In der allgemeinen Marktkrise – seit Jahren fallen die Preise infolge eines starken Verdrängungswettbewerbs – fand sich kein Investor mehr, der bereit wahr, frisches Geld in den Premiumanbieter zu stecken.—– Wertberichtigt Seite 6