M&A

Logistikriese DSV schluckt Bahn-Tochter Schenker

Voraussichtlich wird es der größte europäische M&A-Deal in diesem Jahr sein: Die Bahn gibt ihre Speditionstochter Schenker für mehr als 14 Mrd. Euro an den dänischen Logistikriesen DSV ab.

Logistikriese DSV schluckt Bahn-Tochter Schenker

Logistikriese DSV schluckt Bahn-Tochter Schenker

Dänen übertrumpfen Finanzinvestor CVC mit Gebot von mehr als 14 Mrd. Euro

cru/ahe Frankfurt/Berlin

Im milliardenschweren Bieterkampf um die Bahn-Speditionstochter DB Schenker hat sich DSV gegen das Konsortium rund um den Finanzinvestor CVC durchgesetzt. Der dänische Logistikkonzern hat am Freitag eine Vereinbarung zur Übernahme mit der Deutschen Bahn unterzeichnet. Schenker wird bei der Transaktion mit 14,3 Mrd. Euro inklusive Schulden bewertet. Einschließlich erwarteter Zinserträge bis zum Vollzug des Verkaufs sei das Geschäft 14,8 Mrd. Euro wert, teilte die Bahn mit. Damit wird der Schenker-Verkauf voraussichtlich der größte M&A-Deal in Europa in diesem Jahr. Für DSV und Bahn ist es jeweils die größte Transaktion der Firmengeschichte.

DSV-Finanzvorstand Michael Ebbe plant, die Transaktion durch eine Kombination aus Eigenkapitalfinanzierung in Höhe von rund 4 Mrd. bis 5 Mrd. Euro und Fremdfinanzierung zu finanzieren. „Wir werden eine Kapitalerhöhung im entsprechenden Umfang machen", sagte Ebbe der Börsen-Zeitung. Der Fremdkapitalanteil werde je zur Hälfte über Anleihen und Kredite gestemmt.

Zu den erwarteten Synergien äußerte sich DSV-Chef Jens Lund auf Nachfrage zunächst nicht, kündigte aber an, man werde Schenker auf das Profitabilitätsniveau von DSV heben. „Dies ist bedeutender Meilenstein in der Geschichte von DSV“, sagte Lund. Weiter Zukäufe werde es zunächst nicht geben.

Zusammen generieren DSV und Schenker, die etwa gleich groß sind, einen Pro-forma-Umsatz von 39,3 Mrd. Euro und beschäftigen 147.000 Mitarbeiter in mehr als 90 Ländern. Damit steigen DSV und Schenker – bisher die drittgrößte und viertgrößte Spedition – zum weltgrößten Branchenkonzern mit 7% Marktanteil auf und überholen dabei DHL und Kühne+Nagel. Die Bahn wurde bei dem Deal von Deutsche Bank, Goldman Sachs, Morgan Stanley und der Kanzlei Hengeler Mueller beraten. Bei DSV sind BNP Paribas und HSBC engagiert.

Bahn-Aufsichtsrat muss noch zustimmen

Die Übernahme steht noch unter Vorbehalt der Zustimmung des Bahn-Aufsichtsrats und des Bundesverkehrsministeriums. In der Aufsichtsratssitzung am 27. September, wenn auch auf Basis einer Fairness Opinion von Grant Thornton entschieden wird, könnte es noch erheblichen Gegenwind geben. Denn der Bahn-Aufsichtsrat ist paritätisch besetzt und besteht somit zur Hälfte aus Arbeitnehmervertretern.

Die Gewerkschaft Verdi hatte behauptet, DSV werde voraussichtlich von den 15.000 Stellen bei Schenker in Deutschland 5.000 mehr abbauen als CVC. Insgesamt beschäftigt Schenker, deren Markenname nun verschwindet, 72.000 Mitarbeiter.

Nebenstehender Kommentar Berichte Seite 9
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.