London interveniert wegen Zukauf in Rüstungsbranche

Milliardendeal von US-Investor Advent unter der Lupe

London interveniert wegen Zukauf in Rüstungsbranche

wb Frankfurt – Kurz nachdem die Aktionäre des britischen Rüstungsunternehmens Cobham der Übernahme durch den US-amerikanischen Finanzinvestor Advent zugestimmt haben, ist die britische Regierung aufgewacht. London will die Auswirkungen des 5 Mrd. Dollar schweren Kaufs auf die nationale Sicherheit untersuchen und kann damit die Transaktion verzögern oder möglicherweise auch blockieren. London schaut sich auch die Übernahme der Satellitengruppe Inmarsat durch Finanzinvestoren unter Führung der amerikanischen Warburg Pincus für 6 Mrd. Dollar an. Großbritannien stoppt bisher kaum Deals aus Gründen der nationalen Sicherheit. Und Premier Boris Johnson setzt auf raschen freien Handel mit den USA nach dem Brexit.Wirtschaftsministerin Andrea Leadsom, die im Sommer von Johnson ernannt worden war, fordert einen Bericht der Wettbewerbs- und Marktbehörde (CMA) bis zum 29. Oktober, um festzustellen, ob der Hersteller von Luft-Luft-Betankungsanlagen für Jets verkauft werden soll. Die CMA könnte ausführliche Untersuchung anordnen. Cobham arbeitet mit 10 000 Beschäftigten für Flugzeuge wie dem Joint Strike Fighter F-35 oder den Eurofighter Typhoon sowie Marineschiffen, Satelliten und Militärfahrzeuge. “Die Ziele der Regierung sind die Unterstützung der Innovation des Privatsektors bei gleichzeitiger Wahrung des öffentlichen Interesses”, betont Leadsom.In Großbritannien gingen zuletzt einige hochinnovative Unternehmen in ausländische Hände über wie in der Halbleiterindustrie Arm an Softbank oder die Bezahlfernsehgruppe Sky an die amerikanische Comcast. Weiteres Prüfungsobjekt könnte der Versuch der Börse Hongkong werden, die London Stock Exchange für 39 Mrd. Dollar zu schlucken.Einige Aktivitäten von Cobham, wie Advanced Electronic Solutions, haben einen besonderen Status für bestimmte Sicherheitsvereinbarungen, der es ermöglicht, für US-Verteidigungsaufträge zu bieten. Die Aktionäre hatten jüngst gegen den Willen der Gründerfamilie zugestimmt, das vor 85 Jahren von Luftfahrtpionier Alan Cobham gegründete Unternehmen abzugeben. Der im Juli angekündigte Deal gehört zu einer Reihe von Transaktionen, die mit dem schwachen Pfund attraktiv sind.