Lone Star baut auf Ytong
Beim Baustoff-Konzern Xella, bekannt für Ytong-Porenbeton, geben sich Finanzinvestoren die Klinke in die Hand. Gut ein Jahr nach dem Scheitern des Börsengangs verkaufen die Private-Equity-Häuser PAI Partners und Goldman Sachs die einstige Sparte des Familienkonzerns Haniel nach acht Jahren Haltezeit für ca. 2,2 Mrd. Euro an Lone Star.Von Walther Becker, FrankfurtDer zweitgrößte Private-Equity-Deal des zu Ende gehenden Jahres ist unterschrieben: Für 2,2 Mrd. Euro übernimmt der auf schwierige Fälle und Turnarounds ausgerichtete amerikanische Finanzinvestor Lone Star den Baustoffkonzern Xella in Duisburg – bekannt für die Marke Ytong.Für das 2008 von Goldman Sachs und der französischen PAI Partners für 2 Mrd. Euro dem Familienunternehmen Haniel abgekaufte Geschäft werden nun gut 2,2 Mrd. Euro fällig, wie in Finanzkreisen bestätigt wird. Davon entfallen 650 Mill. Euro auf die zu übernehmenden Nettofinanzschulden. Die Bewertung entspricht etwa dem 7-Fachen des Ebitda.Goldman Sachs hatte gemeinsam mit Morgan Stanley die Auktion Anfang September formal eröffnet. Zuletzt sollen noch Bain und Apollo drangewesen sein, zuvor auch Blackstone, Triton und Cinven. An Lone Star hatte Heidelberg Cement Ende 2014 ihr Bauprodukte-Geschäft in Nordamerika für 1,4 Mrd. Dollar verkauft. Der Ergebnismultiplikator (Ebitda) lag bei 15,6. Lone Star löste den britischen Teil heraus und brachte ihn 2016 an die Londoner Börse. Einiges in der MacheDer größte Zukauf von Finanzinvestoren ist dieses Jahr der Erwerb des Spezialchemieunternehmens Atotech in Berlin gewesen. Hier verkaufte der französische Ölmulti Total an den US-Finanzinvestor Carlyle. Noch stehen einige große Deals an, die aber wahrscheinlich nicht mehr 2016 angekündigt werden dürften. Dabei geht es in erster Linie um den Ausstieg von Private Equity. So ist angeblich der Börsengang des Leukoplastherstellers BSN Medical aus dem Portfolio von EQT vorerst vom Tisch. Der schwedische Papier- und Hygienekonzern SCA und der Finanzinvestor BC Partners haben laut Reuters Angebote vorgelegt. EQT schielt auf eine Bewertung von über 3 Mrd. Euro inklusive Schulden. Nur wenn die Gespräche mit einem der beiden Bieter scheiterten, wäre ein IPO im Frühjahr 2017 wieder eine Option. EQT ließ bisher von J.P. Morgan und Morgan Stanley beide Varianten parallel prüfen. EQT war 2012 für 1,8 Mrd. Euro mit 69 % eingestiegen. Beim Energiedienstleister SAG geht es ebenfalls um eine Portfoliofirma von EQT. Die französischen Baukonzerne Vinci und Spie bereiten laut Reuters Angebote vor. Auch Triton, Bain und Apax sowie Chinesen sollen für die ehemals zu RWE zählende SAG bieten. EQT soll sich eine Bewertung von 1 Mrd. Euro vorstellen, die Deutsche Bank ist mandatiert. Zudem steht beim Solvay-Konzern die mögliche Veräußerung des Celluloseacetat-Herstellers Acetow und des Nylongeschäfts auf der Agenda. Analysten hatten die Bewertung auf 2 Mrd. Euro taxiert. Aus dem Rennen um die von Bayer zur Disposition gestellten Sparten Radiologie und Dermatologie mit Bewertungsvorstellungen von 4 Mrd. bzw. 1 Mrd. Euro stiegen Finanzinvestoren inzwischen aus. Kein Vorzeige-DealXella zählt ganz sicher nicht zu den Vorzeige-Deals der jetzt aussteigenden Finanzinvestoren Goldman und PAI. Im Gegenteil: Sie dürften erleichtert sein, das Investment loszusein. Beim IPO-Versuch schwebte den Eigentümern eine Bewertung von 2,5 Mrd. Euro vor. Xella hat bilanziell eine Buy-out-Struktur mit negativem Eigenkapital von 405 Mill. und Bruttoschulden von 864 Mill. Euro per 30. September. Das Finanzergebnis war in den ersten neun Monaten mit 77 Mill. Euro negativ. Das Rating liegt bei “B1” (Moody’s) und “B+” (S & P) mit stabilem Ausblick.Seit März amtiert Jochen Fabritius als CEO. Sein Vorgänger Jan Buck-Emden, der seit 2001 für Xella gearbeitet hatte, war im Oktober 2015 gegangen – wenige Tage nachdem der Börsengang abgeblasen worden war. Das Platzen des IPO war mit der Volatilität an den Kapitalmärkten begründet worden. Xella hatte ein Emissionsvolumen von 600 Mill. Euro angepeilt, davon sollten dem Unternehmen 200 Mill. Euro aus einer Kapitalerhöhung zufließen, um die Schulden zu senken. Mit 400 Mill. Euro wollten die Gesellschafter Kasse machen. Die Führung hatten BNP Paribas (aus der PAI Partners hervorgegangen war), Deutsche Bank und natürlich Goldman.Xella gilt als weltgrößter Hersteller von Porenbeton, Kalksandstein sowie gips- und zementgebundenen Faserplatten. Und man habe eine lokal führende Position in der Produktion von Kalk und Kalkstein. Marken sind Ytong, Hebel, Silka, Multipor, Fermacell und Fels. Betrieben werden 96 Produktionsstätten in 20 Ländern mit 5 900 Beschäftigten.