IM INTERVIEW: INGO BRETTHAUER

LPKF will Verlustzone 2017 verlassen

Vorstandschef: Auftragsbestand erfreulich - Lasermaschinenbauer plant ohne weiteren Stellenabbau

LPKF will Verlustzone 2017 verlassen

– Herr Dr. Bretthauer, nach dem Verlustjahr 2015 und zwei Gewinnwarnungen in diesem Jahr wird LPKF auch 2016 rote Zahlen schreiben. Wann wird die Krise überstanden sein?Wir gehen davon aus, dass wir 2017 wieder schwarze Zahlen schreiben werden.- Das haben Sie vor Jahresfrist auch mit Blick auf 2016 so angenommen.Es ärgert uns sehr, dass wir in diesem Jahr noch einmal einen Verlust ausweisen müssen. Aber mit den außerplanmäßigen Wertberichtigungen von rund 6,5 Mill. Euro im dritten Quartal haben wir eine Menge Risiken aus unseren Büchern entfernt. Wir starten deutlich besser ins Jahr 2017. Denn der Auftragseingang und der Auftragsbestand liegen auf einem erfreulichen Niveau.- Was ist der Grund für die Sondereffekte im dritten Quartal?Wir hatten noch einmal versucht, mit einer verkaufsfördernden Aktion den Absatz der Maschinen zur Laser-Direkt-Strukturierung (LDS) anzukurbeln. Als wir merkten, dass diese Angebote kaum etwas bewegen, haben wir uns zu den Wertberichtigungen entschlossen.- Welche Perspektiven sehen Sie im LDS-Geschäft?Das LDS-Geschäft ist nicht tot, aber auf kurze Sicht sind wir sehr vorsichtig. Wir wollen uns nicht noch einmal negativ überraschen lassen. Deshalb planen wir für 2017 und die Folgejahre sehr konservativ.- Können Sie ausschließen, dass weitere größere Wertberichtigungen folgen werden?Es besteht derzeit kein Anlass zu der Annahme, dass wir im vierten Quartal und auch 2017 außerplanmäßige Wertberichtigungen vornehmen werden wie im dritten Quartal.- Sind Sie mit den Fortschritten auf dem Weg, unabhängiger zu werden vom LDS-Geschäft, zufrieden?Es gab Verzögerungen bei der Entwicklung zweier neuer Technologien. Wir haben sie jetzt eingeführt. Beide Produkte – Through-Glass Via (TGV) und Laser Transfer Printing (LTP) – sollten im kommenden Jahr zum Umsatz beitragen. Bei der Entwicklung der LDS-Technologie kam es auch zu Verspätungen, anschließend haben wir mit ihr hohe Umsätze erzielt. Wir trauen beiden neuen Technologien mittel- bis langfristig das gleiche Umsatzpotenzial zu wie LDS.- Werden Sie das im Mai verschärfte Sparprogramm noch einmal ausweiten?Eine weitere Verschärfung ist unwahrscheinlich. Wir arbeiten das laufende Programm weiter ab. Der Personalabbau bis Ende des Jahres ist abgeschlossen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden wir wie geplant den Break-even-Punkt für 2017 auf 90 Mill. Euro absenken.- Warum senken Sie angesichts der Unsicherheiten in Ihrem Geschäft die Break-even-Schwelle nicht noch weiter?Wir wollen uns die Zukunft nicht verbauen. Wir gehen davon aus, dass der Umsatz 2017 ansteigen wird. Dafür brauchen wir die notwendige Personalstärke.- Wie schwer wiegt das Risiko einer Absenkung der Solarförderung in China, von dem im Zwischenbericht die Rede ist?Das ist eine der großen volkswirtschaftlichen Unwägbarkeiten in unserem Geschäft. Das Solargeschäft ist in diesem Jahr gut gelaufen. Wir haben nach neun Monaten schon einen deutlich höheren Umsatz erreicht als im Gesamtjahr 2015. In den Verhandlungen über Projekte für 2017 und darüber hinaus ist aber zu spüren, dass es offene Fragen im Markt gibt.- Was bedeutet der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl für Ihr Geschäft?Politische Auswirkungen auf unser Geschäft sind selten. Unser US-Umsatz ist zudem nicht so groß, so dass mir der Wahlausgang mit Blick auf unser Unternehmen aktuell keine Sorgen bereitet.- Die Eigenkapitalquote schrumpft. Machen Ihnen diese Entwicklung Sorgen?Nein, wir liegen immer noch über 40 %. Im Vergleich mit Wettbewerbern aus unserer Branche stehen wir gut da.- Wie beurteilen Sie die Finanzierungslage? Wie wird der künftige Finanzbedarf gedeckt?Die Finanzlage des Konzerns ist weiterhin stabil, auch wenn der Finanzmittelbestand zuletzt gesunken ist. Die Gespräche mit den Banken waren in den vergangenen Monaten anspruchsvoller. Der künftige Finanzbedarf kann aber durch ausreichend freie Kreditlinien und Liquidität in Tochtergesellschaften gedeckt werden. Mit der Rückkehr in die Gewinnzone werden wieder mehr Mittel zur Verfügung stehen.—-Das Interview führte Carsten Steevens.