Paris Air Show

Luftfahrtmesse im Zeichen der Erholung

Auf der traditionell vom Zivilgeschäft geprägten Paris Air Show gehörten Großaufträge in der Vergangenheit zur Tradition. Da mehrere Fluggesellschaften angedeutet haben, ihre Flotten aufstocken oder erneuern zu wollen, können die beiden Flugzeugbauer Airbus und Boeing auch diesmal auf Neuaufträge hoffen.

Luftfahrtmesse im Zeichen der Erholung

Le Bourget ist zurück

Weltweit größte Luftfahrtmesse im Zeichen des Aufschwungs

Auf der traditionell vom Zivilgeschäft geprägten Paris Air Show gehörten Großaufträge in der Vergangenheit zur Tradition. Da mehrere Fluggesellschaften angedeutet haben, ihre Flotten aufstocken oder erneuern zu wollen, können die beiden Flugzeugbauer Airbus und Boeing auch diesmal auf Neuaufträge hoffen.

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Die Luftfahrtindustrie läuft sich mit etlichen Veranstaltungen im Vorfeld für das weltweit größte Branchentreffen warm, das Montag zum ersten Mal seit vier Jahren wieder in Le Bourget bei Paris stattfindet. Es sei unbestritten die Messe des Wiederaufschwungs, erklärt Airbus-Chef Guillaume Faury, der auch dem Verband der französischen Luft- und Raumfahrtindustrie Gifas (Groupement des Industries Françaises Aéronautiques et Spatiales) vorsteht, dem Veranstalter der Paris Airshow. Er rechnet mit einem starken Andrang. Branchenkenner spekulieren auch, dass Flugzeugbauer wie Airbus, Boeing und Embraer während der Messe wie in Vorkrisenzeiten zahlreiche Großaufträge verkünden könnten.

2.498 Aussteller – etwas mehr als 2019 – erwarten an ihren Ständen und in den 311 Chalets rund 320.000 Besucher, darunter 140.000 Fachbesucher, 311 offizielle Delegationen und 171 Militärdelegationen. Mit 425 Ausstellern sind die USA das Land, das nach Frankreich (1.130 Aussteller) am stärksten vertreten sein wird. Die Amerikaner würden wegen dem Ukraine-Krieg im Verteidigungsbereich vielleicht etwas mehr die Muskeln spielen lassen als sonst, heißt es seitens der Veranstalter. Der Militärbereich dürfte deshalb in Le Bourget insgesamt etwas mehr in den Fokus rücken als sonst. Traditionell dominiert auf der weltweit größten Luftfahrtmesse das Zivilgeschäft.

Russland ist wegen des Kriegs nicht vertreten, China dagegen sehr wohl, auch wenn es noch etwas dauern wird, bevor der C919 von Comac in Le Bourget an Flugvorführungen teilnehmen wird. Mit dem Mittelstreckenjet hofft China dem A320 von Airbus und der 737 von Boeing Konkurrenz machen zu können. Insgesamt werden in Le Bourget 158 Flugzeuge, Hubschrauber und Drohnen auf der mit 125.000 Quadratmetern fast wie 18 Fußballplätze großen Ausstellungsfläche und teilweise in der Luft zu sehen sein.

Eine spezielle Halle ist dem Thema Air Mobility gewidmet. Dort werden verschiedene Flugtaxen und andere eVTOLs (electric Vertical Take-Off and Landing aircraft) gezeigt, darunter Modelle von Volocopter, Archer Aviation und Stellantis, deren Flugtaxi Archer Midnight in Le Bourget Europa-Premiere feiert. Ein weiterer Schwerpunkt sind Innovationen, die der Branche auf dem Weg zum emissionsfreien Fliegen helfen sollen. Mindestens 300 Start-ups werden erwartet.

Da die Branche bei der geplanten Dekarbonisierung große Hoffnungen auf nachhaltige SAF-Flugzeugtreibstoffe (Sustainable Aviation Fuel) setzt, dürfte das Thema in Le Bourget im Fokus stehen. Bisher jedoch gibt es sie bei weitem nicht in ausreichender Menge. Zudem sind sie mindestens doppelt so teuer wie herkömmliches Kerosin. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron könnte im Vorfeld der Messe oder bei ihrer Eröffnung am Montag neue Hilfen für Dekarbonisierung der Luftfahrtbranche verkünden und die Ansiedlung eines neuen SAF-Produktionsstandortes in Frankreich ankündigen, heißt es in Paris.

Airbus und Boeing wiederum dürften einige Neuaufträge bekannt geben. Spannend bleibt die Frage, wie viele. Mehrere Fluggesellschaften haben in den letzten Wochen angedeutet, dass sie im Rahmen ihrer Flottenplanung demnächst große Bestellungen planen. Die Analysten von Jefferies halten deshalb in den kommenden Monaten Aufträge für bis zu 1.600 Flugzeuge im Wert von 274 Mrd. Dollar für möglich. Airbus hat in diesem Jahr bis Ende Mai 144 Netto-Bestellungen eingeflogen, Boeing 127. Der Trend gehe angesichts der steigenden Auftragsbestände und limitierter Auslieferungsslots zur langfristigeren Flottenplanung, meinen die Jefferies-Experten.

Zu den Fluggesellschaften, die jetzt über eine Großbestellung nachdenken, gehört Turkish Airlines. Allerdings hat Konzernchef Ahmet Bolat am Rande der Hauptversammlung des Branchenverbandes IATA (International Air Transport Association) erklärt, er wolle die Entscheidung nicht überstürzen und den Auftrag für 600 Jets, darunter 400 Mittelstreckenjets, innerhalb der nächsten zwei Monate bekanntgeben. Indigo wiederum könnte laut Reuters 500 A320neos und Langstreckenjets bestellen, während AirBaltic zusätzliche A220-Mittelstreckenjets kaufen könnte und Air France ältere A330 und -777-Langstreckenjets durch effizientere Modelle ersetzen will. Von Jet Airways und Malaysia Airlines werden ebenfalls Bestellungen erwartet.

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