Lufthansa streicht Rekordgewinn ein
Die Lufthansa hat dank der hohen Nachfrage nach teuren Tickets im zweiten Quartal einen Rekordgewinn gemacht. Von April bis Juni war das bereinigte Betriebsergebnis mit 1,1 Mrd. Euro fast drei Mal so hoch wie im Vorjahresquartal, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Die operative Marge von 11,6% sei ein neuer Rekordwert für ein zweites Quartal. Auch das Konzernergebnis markierte mit 881 Mill. Euro einen neuen Höchststand. Die Airline-Gruppe profitierte von einer hohen Nachfrage, vor allem nach Premiumtickets. Die Durchschnittserlöse, ein Gradmesser für die Ticketpreise, stiegen um 13%, da das Angebot zugleich knapp war. Der Konzern steuert damit auf eines der besten Jahre seiner Geschichte zu. Und auch auf 2024 blicke das Unternehmen mit großem Optimismus, sagte Vorstandschef Carsten Spohr.
Die Aktien der Lufthansa sind am Donnerstag im Xetra-Handel trotzdem auf den tiefsten Stand seit Anfang Januar gerutscht. Nach Börsenstart verloren sie 5,7% auf 8,32 Euro. Der seit März laufende Abwärtstrend verfestigt sich damit. Marktteilnehmer fokussierten sich zunehmend auf die negativen Aspekte der vorgelegten Quartalszahlen. Ein Händler sagte, der und den Erwartungen liegende freie Barmittelfluss überlagert die positive Überraschung beim bereinigten operativen Ergebnis.
Die Lufthansa hatte Anfang des Jahres das Flugprogramm reduziert, um ein ähnliches Chaos im Flughafenbetrieb, unter dem die Kunden im vergangenen Jahr litten, zu vermeiden. Nicht nur an den Airports, auch bei der Lufthansa selbst war im vergangenen Jahr noch zu wenig Personal an Bord. In diesem Jahr seien schon 9000 neue Mitarbeitende eingestellt worden. Die Pünktlichkeit sei im ersten Halbjahr verbessert worden, so dass es nur bei 30% der Flüge Verspätungen gab. "Dank der großen Anstrengungen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten wir Zustände wie im letzten Sommer vermeiden und unseren Kunden wieder einen stabileren Luftverkehr bieten", sagte Spohr.
Airlines wieder profitabel
Erstmals nach der Corona-Krise flogen die Passagier-Fluggesellschaften wieder den Großteil des Gewinns ein. Mit gut 33 Millionen Fluggästen hatten die Airlines - neben Lufthansa die Ferienflieger Eurowings und Eurowings Discover, Austrian Airlines, Brussels Airlines und Swiss - 84% des Vorkrisenniveaus an Bord. Die Auslastung war so hoch wie zu normalen Zeiten. Die Frachttochter Lufthansa Cargo, die dank hoher Frachtraten während der Pandemie mit Rekordgewinnen Hauptstütze des Konzerns war, verdiente nur noch 37 Mill. Euro im Quartal nach fast einer halben Milliarde Euro im Vorjahreszeitraum. Hier normalisiert sich der Markt bei wieder steigendem Angebot. Die Wartungstochter Lufthansa Technik steigerte den Betriebsgewinn um 39% auf 156 Mill. Euro. Der Konzernumsatz wuchs um 17% auf 9,4 Mrd. Euro.
Den Jahresausblick konkretisierte der Konzern: Erwartet werde ein bereinigter Betriebsgewinn von mehr als 2,6 Mrd. Euro, das liegt etwas über der bisherigen Analystenprognose. Das beste Ergebnis ihrer Geschichte hatte die Lufthansa 2017 mit 2,97 Mrd. Euro erreicht. Die Lufthansa Group geht auch für den Rest des Jahres von einer anhaltend hohen Nachfrage nach Flugtickets aus. Derzeit lägen die Buchungen für August bis Dezember bei mehr als 90% des Buchungsniveaus von 2019, dem Jahr vor Ausbruch der für den Luftverkehr verheerenden Corona-Pandemie. Haupttreiber seien Privatreisende, aber auch die bisher schleppende Nachfrage von Geschäftsreisenden erholt sich. Bis zum Jahresende erwartet die Lufthansa bis zu 70% des Vorkrisenniveaus. Die angebotene Kapazität soll im laufenden dritten Quartal auf 88% von 2019 steigen nach zuletzt 83%.
Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für Lufthansa nach Quartalszahlen auf "Overweight" mit einem Kursziel von 14,10 Euro belassen. Die Kennziffern der Fluggesellschaft hätten die Erwartungen leicht übertroffen und seien insgesamt solide ausgefallen, schrieb Analyst Harry Gowers in einer am Donnerstag vorliegenden Studie. Die verschlechterte Kostensituation könnte aber den Aktienkurs einbremsen.