Lufthansa Cargo verschärft den Sparkurs
Von Lisa Schmelzer, FrankfurtLufthansa Cargo verschärft den Sparkurs. Ziel ist es, wieder wettbewerbsfähig zu werden – vor allem auf der Kostenseite. Weltweit sollen bis zu 800 von insgesamt 4 600 Arbeitsplätzen gestrichen werden, davon allein bis zu 500 Jobs in Deutschland. Diese Maßnahme ist Teil des Sparprogramms C40, mit dem die Frachtfluggesellschaft jährlich insgesamt 80 Mill. Euro einsparen will – im vergangenen Jahr war noch von notwendigen Einsparungen von 40 Mill. Euro die Rede gewesen, doch seitdem ist das Geschäft noch schwieriger geworden. Im Mai hatte Lufthansa die Prognose für ihr Frachtgeschäft nach unten korrigiert, das angepasste Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) werde “deutlich unter dem Vorjahreswert” von 74 Mill. Euro liegen. Zuvor war von einem Ergebnis leicht über Vorjahr die Rede gewesen.Kündigungen stünden derzeit nicht im Raum. Sie ließen sich momentan aber auch nicht seriös ausschließen, da der Verhandlungsprozess mit den Mitbestimmungsgremien gerade erst begonnen habe, sagte Lufthansa-Cargo-Chef Peter Gerber im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. “Klar ist aber, dass wir den Abbau so sozialverträglich wie möglich gestalten wollen”. Kürzlich war darüber spekuliert worden, dass die Mitarbeiter der Lufthansa Cargo im Zuge der Sparbemühungen auf eine bereits vereinbarte Gehaltserhöhung um 2,2 % ab Januar verzichten sollen. Bereits beim Tarifabschluss sei mit der Gewerkschaft Verdi vereinbart worden, dass diese Erhöhung zu überprüfen sei, wenn es die wirtschaftliche Lage erfordere, betonte Gerber. Entschieden sei aber noch nichts. Auf AugenhöheMit den geplanten Maßnahmen werde es gelingen, “bei den Stückkosten wettbewerbsmäßig wieder auf Augenhöhe zu kommen”, ist der Cargo-Chef überzeugt. Das ändert aber nichts daran, dass das Preisumfeld wegen der im Markt vorhandenen Überkapazitäten schwierig bleibt. Vor allem in den ersten Monaten des Jahres sind die Stückerlöse deutlich zurückgegangen, nun haben sie sich laut Gerber auf niedrigem Niveau stabilisiert.Grund für das zu große Angebot an Frachtraum ist vor allem, dass die Fluggesellschaften immer mehr Flieger in Betrieb nehmen und in deren Bäuchen (“Bellies”) Güter transportiert werden. Immer wieder kommt in diesem Zusammenhang die Frage auf, ob sich der Betrieb einer eigenen Frachterflotte da überhaupt noch lohnt. Zumal sich Unternehmen wie British Airways von diesem Geschäft längst getrennt haben. Allerdings haben sich gleichzeitig Airlines wie Emirates oder Cathay Pacific für ein solches Kombimodell aus Passagier- und Frachtfliegern für ihr Cargo-Geschäft entschieden.Auch für Lufthansa steht die Frachterflotte nicht zur Disposition. Mit ihr können Destinationen angeboten werden, die die Passagier-Airline nicht oder nur unzureichend im Flugplan hat. Zudem können manche Produkte – etwa Lithiumbatterien – aus Sicherheitsgründen nur in Frachtflugzeugen transportiert werden. Allerdings wird die konzerneigene Flotte zunächst einmal nicht wachsen. Fünf neue Boeing-Maschinen des Typs 777 hat das Unternehmen zuletzt aufgenommen, die Option für fünf weitere Maschinen liegt nun erst einmal auf Eis. Für einen Ersatz der derzeit vor allem betriebenen MD11-Modelle habe man noch einige Jahre Zeit, “zumal angesichts des aktuell günstigen Kerosinpreises”, erläutert Gerber. Eine eigene Flotte sorge für ein hohes Maß an Flexibilität.Auch bei den Investitionen steht Lufthansa Cargo derzeit auf der Bremse, von einstmals angepeilten 2 Mrd. Euro für neue Flugzeuge, ein neues Logistikzentrum in Frankfurt und das IT-System ist nicht mehr allzu viel übrig geblieben. Wobei IT und Digitalisierung im Fokus bleiben, wie Gerber betont, allein schon, um “die Anschlussfähigkeit zu allen Partnern herzustellen”. Die “Digitalisierung an allen Fronten” sei auch eine der Säulen des künftigen Geschäfts, ist der Vorstandschef überzeugt, und eine der Voraussetzungen, um sich neue Geschäftsfelder zu erschließen. Er stellt als neue Möglichkeit beispielhaft Anbieter wie die Internethändler Amazon und Alibaba heraus, die Frachtraum nachfragen könnten, also das Business-to-Customer-Segment.