Streit über Leerflüge

Lufthansa fordert einheitliche Slotregeln

Die EU-Kommission sieht keine Notwendigkeit für Leerflüge, damit Airlines ihre Start- und Landerechte behalten können. Für die Lufthansa ist die Situation nicht so eindeutig.

Lufthansa fordert einheitliche Slotregeln

hei/ahe Frankfurt/Brüssel

Im Konflikt um den Erhalt von Start- und Landerechten während der Corona-Flaute drängt die Lufthansa weiter auf eine Vereinheitlichung der Regeln in der EU. Bisher glichen vor allem die Ausnahmeregeln, mit denen es den Airlines möglich ist, die im Winterflugplan von der EU geforderte Auslastung von 50% der Slotkapazitäten zu unterschreiten, einem Flickenteppich. Die Prüfung unterliegt dabei nationalen Koordinatoren. So seien die Ausnahmen für besondere Corona-Risikogebiete in Deutschland bis 20. Januar be­grenzt, in den Niederlanden bis 4. Februar, in Italien bis 31. Januar, in Österreich bis 13. Februar.

Überdies korrespondiere eine Ausnahmeregel für den Slot im Startland nicht ohne weiteres mit einer im Zielland, hieß es bei der Airline. Darüber hinaus würden die Ausnahmen in mehr als 20 Mitgliedsstaaten gar nicht angewendet.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte deshalb kurz vor Jahresende in einem Interview gesagt, dass der Konzern bis Ende März 18 000 eigentlich unnötige Flüge abfliegen müsse, um seine Zeitfenster zu behalten. Davon seien aktuell bereits rund 40% abgeflogen worden, hieß es nun. Für die verbleibenden rund 11 000 unnötigen Flüge hoffe man auf Lösungen.

Die EU-Kommission wies die Darstellung der Lufthansa am Donnerstag zurück. Aufgrund der EU-Regeln gebe es keinerlei Notwendigkeit für Leer- oder Geisterflüge, betonte ein Sprecher in Brüssel. Die Kommission sei gegen solche Flüge, die schlecht fürs Geschäft und schlecht für die Umwelt seien. Flüge oder Flugabsagen sind nach den Worten des Sprechers außerdem rein unternehmerische Entscheidungen. Zudem profitiere auch die Lufthansa von zahlreichen Ausnahmeregeln, die vom deutschen Slot-Koordinator zugelassen worden seien.

Die Brüsseler Behörde erklärte zudem, dass sich die Verbreitung der Omikron-Virusvariante zwar negativ auf die Flugbuchungen ausgewirkt, aber bislang nicht zu einem Einbruch geführt habe. Zur Sommersaison ab dem 28. März plant die Kommission weiterhin eine Erhöhung der Nutzungsquote auf 64%. Die Anforderungen basieren auf den Buchungs- und Stornierungszahlen von Eurocontrol und sind „sehr vernünftig“, sagte der Kommissionssprecher.

Optimistische Prognosen

Die Prognosen der europäischen Flugsicherungsbehörde gehen davon aus, dass ab März die Zahl der Flüge wieder auf 70 bis rund 90% des Vorkrisenniveaus steigen wird. Laut Eurocontrol lag der Flugverkehr in diesem Winter bisher zwischen 73% und 78% des Niveaus von 2019 und wird für 2022 insgesamt voraussichtlich wieder bei 88% liegen.

Eine Überprüfung der Slot-Regulierung steht in der EU-Kommission grundsätzlich weiterhin auf der Agenda. Diese war bereits vor Ausbruch der Coronakrise angestoßen worden.